KR wie Krefeld KWM – die wichtigste Investition des Jahrzehnts

Krefeld · Das Kaiser-Wilhelm-Museum wird, wenn es fertig ist, eine der schönsten Stätten Krefelds. Die Stadt bekommt dieses Museum zum zweiten Mal geschenkt. Ein Plädoyer für Vorfreude, die bekanntlich die schönste ist.

 So wird das Kaiser-Wilhelm-Museum 2015 bei der Eröffnung aussehen.

So wird das Kaiser-Wilhelm-Museum 2015 bei der Eröffnung aussehen.

Foto: Stadt Krefeld

Die Zeit zwischen den Jahren ist immer auch Zeit des sich setzenden Pulverdampfes. Rund um die Baustelle des Kaiser-Wilhelm-Museums ist viel geschossen worden, teils mit Platzpatronen — die Abstimmung, in der die Nachbewilligung von Mitteln für die Sanierung zunächst verweigert wurde, war mehr Panne als ernsthafte Absicht; am Ende wollte die große Mehrheit im Rat vernünftigerweise, dass der zu zwei Dritteln fertige Umbau vollendet wird.

Im Lichte der sich verziehenden Pulverdampfschwaden betrachtet, ist dieser Umbau die wichtigste öffentliche Investition des Jahrzehnts, wichtiger noch als die anstehende Sanierung des Stadthauses. Dieses Museum wird schön, der Vorplatz wird schön, das ganze Ensemble wird ein Schmuckstück, und wenn es dann noch gelingt, den Museumsgarten nach historischem Vorbild wieder herzustellen, wird Krefeld eine qualitätvolle, historisch wie kunsthistorisch ehrwürdige Stätte erhalten, die der ganzen Stadt guttut. Der berühmt-berüchtigte vergangene Glanz — hier wird er nicht vergangen sein, sondern als Gebäude, das Klassizismus mit moderner Funktionalität eines Museums verbindet, neu erstrahlen.

Mit dem baulichen ist auch ein ausstellerischer Neuanfang möglich. Museumsleiter Martin Hentschel hat in seinem Vortrag vor dem Kunstverein (wir berichteten) das Dilemma dieser Sammlung ungeschminkt ausgesprochen: Ein Museum, das als biederes Bürgerhaus begann und plötzlich von der Muse Weltkunst geküsst und verzaubert wird, stellt jeden Kurator vor Herausforderungen. Das ist zugleich das Schöne: Der Neuanfang ist die Chance, die verrückte Geschichte dieses Museums (kunstbesessener Glückspilz Paul Wember schließt Stadt mit Weltkunst kurz, die Folge: Funken- und Fetzenflug) neu zu präsentieren.

Zwei Typen von Debatten wird es garantiert geben: Debatte eins wird um die Frage kreisen, ob man die 15 Millionen Euro nicht besser für soziale Zwecke hätte ausgeben sollen. Die Antwort darauf hat immer auch Bekenntnischarakter. Kunst ist auch ein sozialer Zweck; ein Museum als Raum für Reflexion und Identifikation stiftet inneren Zusammenhalt, der für ein Gemeinwesen so wichtig ist wie Transferleistungen für Bedürftige. Wer das glaubt, der glaubt es — wer das nicht glaubt, glaubt es nicht.

Debatte zwei wird um die Qualität der Krefelder Sammlung kreisen, um die Frage, ob sie erst- oder zweit-klassig ist. Hier wird vieles auf das Geschick der Präsentation ankommen, darauf, die Geschichte des Museums, die große Namen der Weltkunst ebenso umfasst wie Krefelder Industriedesign-Historie, geistreich und sinnlich zu erzählen. Wenn das Museum die eigene Geschichte reflektiert und auf die eigenen Stärken setzt, kann es gelingen.

Am Ende ist ohnehin entscheidend, ob die Bürgerschaft dieses Haus in ihr Herz schließt. Die Voraussetzungen sind da, sobald der letzte Handwerker das KWM verlässt.

(RP)
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