Internationaler Preis für Krefeld Kunstmuseen sind Museum des Jahres

Update | Krefeld · Ein internationaler Preis geht nach Krefeld: Die deutsche Sektion des Kunstkritikerverbands AICA zeichnet die Kunstmuseen aus. Was das für Krefeld bedeutet.

Die Krefelder Kunstmuseen - hier Haus Esters - sind ausgezeichnet worden

Die Krefelder Kunstmuseen - hier Haus Esters - sind ausgezeichnet worden

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Katia Baudin spricht gern von der DNA der drei Häuser Kaiser-Wilhelm-Museum, Esters und Lange. Es ist eine wichtige Bestätigung für den Kurs, den die Museumsleiterin Katia Baudin und ihr Team fahren: Die Kunstmuseen Krefeld sind von Kunstkritikern zum „Museum des Jahres“ gewählt worden.  Baudins Konzept konzentriert sich auf die Wurzeln des Museums und verbindet Kunst und Design - wie die gerade eröffnete Ausstellung Kunst und Design aus Krefeld in den Musemsvillen Esters und Lange.

Mit dem Preis macht Krefeld in der Kunstwelt Schlagzeilen, die gut tun. „Ich freue mich sehr, dass die Kunstmuseen Krefeld durch diese hohe Auszeichnung die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer - auch in seiner Funktion als Kulturdezernent. „Das Team um Katia Baudin hat in den vergangenen Jahren viele hochkarätige Ausstellungen gezeigt und dabei ein unverwechselbares Profil entwickelt. Das wird auch außerhalb Krefelds immer stärker wahrgenommen. Besonders im Stadtjubiläum sind das Kaiser-Wilhelm-Museum und die Häuser Esters und Lange wichtige Visitenkarten unserer Stadt, weil sie die Geschichte ebenso verkörpern wie die Gegenwart und den avantgardistischen Blick in die Zukunft."

Den Preis vergibt der Internationale Kunstkritikerverband AICA. In der deutschen Sektion haben sich rund 220 Autoren, Kritiker, Journalisten und Publizisten zusammengeschlossen. In jedem Jahr vergeben sie drei Preise, die nicht dotiert sind, um ein Museum und einzelne herausragende Ausstellungen auszuzeichnen.

Katia Baudin ist Museumsleiterin in Krefeld.

Katia Baudin ist Museumsleiterin in Krefeld.

Foto: Jens Voss

„Mit sehr frühen und bedeutenden Ausstellungen zu den Werken von Yves Klein, Joseph Beuys oder Gerhard Richter hat Krefeld internationale Museumsgeschichte geschrieben“, hieß es auf der Mitgliederversammlung der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes AICA.

Katia Baudin war 2016 als Leiterin der Kunstmuseen angetreten mit dem Konzept, die enge Verbindung von Kunst, Design und Architektur, die vor mehr als 120 Jahren den Anspruch des Museums bestimmten, zu betonen.  „Damit ist das Museum mit seinen drei Standorten in der ehemaligen Textilstadt ein bedeutender Pionier in der aktuell wieder diskutierten spartenübergreifenden „Mehrstimmigkeit“ künstlerischer Disziplinen“, heißt es vom AICA.

Außerdem sei das KWM seit der Nachkriegszeit - und später auch die Häuser Esters und Lange - eine wichtige Adresse für die Avantgarde gewesen.  Der ehemalige Direktor Paul Wember hat schon früh Werke von Christo, Arman und Tinguely gekauft, Yves Klein für seine erste internationale Einzelausstellung nach Krefeld geholt. Im Haus Lange hat er 1961 den  „Weißen Raum“ installiert, der  noch erhalten ist. Und natürlich Beuys. Im Kaiser- Wilhelm-Museum  steht eine Werkgruppe, die Joseph Beuys in den 1980er Jahren noch selbst eingerichtet hat. Weltweit gibt es nur zwei original erhaltene Installationen des Künstlers.

Über Kunst und Design die Vielfalt der Erfahrungen im Alltag zu verdeutlichen, ist Baudins Anliegen. „Den Besuchern wird auf diese Weise eine differenzierte Möglichkeit gegeben, unterschiedlichsten ästhetischen Formen und Darstellungsweisen zu begegnen“, urteilten die Kunstkritiker.

Der Schwerpunkt Architektur wird durch die im Bauhaus-Stil erbauten Museumsvillen an der Wilhelmshofallee unterstrichen, die Ludwig Mies van der Rohe in den 1920er Jahren für die Krefelder Seidenfabrikanten Esters und Lange geplant hat. Wer hier ausstellt, wird zur Auseinandersetzung mit dem Konzept von Innen- und Außenraum herausgefordert.

 Unter dem sprechenden Titel „Produktive Räume“ ist in dem Krefelder Villen-Ensemble aktuell eine Präsentation von Kunst und Design aus der Region zu sehen mit einem großen Aufgebot von Kreativen aller Generationen.

Katia Baudin erinnert an die spektakulären Ausstellungen vom Elmgreen & Dragset, die Haus Lange als Wohnhaus eingerichtet haben, das seine Bewohner nur kurzzeitig verlassen zu haben schienen, und die dystopischen Installationen zum Thema „anders wohnen“ in den Museumsvillen.

Die Jury verweist auch auf die hervorragenden Ausstellungen zum Beuys-Jahr, in dem erstmals weltweit die Verbindung und Gegensätzlichkeit im Werk von Joseph Beuys und Marcel Duchamp herausgestellt worden war,  Die Jury nennt das eine „gelungene und intelligente Herausforderung für die Ausstellungsbesucher“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort