Krefeld Kunst und Geld

Krefeld · KR WIE KREFELD

Unsere Ratspolitiker sind bei diesem Problem nicht zu beneiden: Die Sache mit dem Museumsdepot ist vertrackt – und wer danach fragt, wie das zu bezahlen sei, ist mitnichten ein Kulturbanause. Es ist nun mal so: Krefeld hat so viel Kunst gehortet, dass die Stadt ihre Schätze nicht mehr angemessen unterbringen kann.

Krefeld hat als relativ kleine Großstadt ein erstaunlich reiches Museumsprogramm: Die Kunstmuseen mit Kaiser-Wilhelm-Museum, Museum Haus Lange/ Haus Esters, das Museum Burg Linn und das Textilmuseum. Alle Museen sind aus der Stadtgeschichte erwachsen; alle Museen bergen qualitativ hochwertige Sammlungen – und zur Aufgabe von Museen gehört es, weiter zu sammeln.

Die Vorstellung, sich von soviel Kunst zu trennen, bis der Rest ins Museum passt, ist nach Lage der Dinge illusorisch. Schon aus rechtlichen Gründen kann ein Museum Stiftungen nicht einfach ausdünnen. Dennoch ist der Vorschlag, ein Symposium zu veranstalten, um überhaupt erst einmal zu prüfen, was da ist und was abgegeben werden kann, richtig. Eine kritische Bestandsaufnahme ist notwendig. Auch deshalb, weil die Verteilungskämpfe um öffentliches Geld härter werden; die nächsten Gebühren- und Steuererhöhungs- sowie Streichungsrunden kommen garantiert. Die Frage, ob die Stadt im Jahr 180 000 Euro für ein Depot ausgibt (soviel würde das Depot in Uerdingen kosten), wird da strittig sein. So viel Geld, um Dinge aufzubewahren, die niemand sieht?

Salopp gesagt: Krefeld kommt aus der Nummer nicht einfach raus. An einem zusätzlichen Depot führt wohl kein Weg vorbei, selbst wenn man sich von Teilen der Sammlungen trennen sollte. Ist es aber vorstellbar, die Hälfte einer Sammlung zu verscherbeln? Kaum.

Dennoch: Die Debatte, warum man sammelt und was, muss man führen. Fürchten muss sie niemand. Danach wird die Stadt, die Bürgerschaft, schärfer wissen, was sie zu bewahren gewillt ist – und was nicht.

Der Akzeptanz der Museen wird das am Ende guttun. Nur, wer weiß, warum er etwas bewahrt, wird das Bewahrte auch schätzen. Jens Voss

(RP)
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