Atelier Regenbogen Kunst heilt geschundene Kinderseelen

Krefeld · Der Bedarf an Kunsttherapie wächst. Deswegen wird der Kinderschutzbund sein Angebot erweitern. Es hilft, wenn Kinder keine Worte mehr haben für das Erlebte oder überhaupt kein Deutsch sprechen.

Viele Kinder in Krefeld haben massive Probleme. Sie leben in Armut, werden vernachlässigt, haben auf der Flucht Schreckliches erlebt oder leiden unter den Problemen ihrer Eltern und deren Auswirkungen auf den Familienalltag. Um den Kindern und ihren unterschiedlichen Problemen gerecht werden zu können, bietet der Krefelder Kinderschutzbund vielfältige Hilfen an.

In diesem Fall setzen die Experten auf Katrin Petri und das Atelier "Regenbogen" an der Friedrich-Ebert-Straße. "Hier gibt es keinen Druck. Jedes Kind kann machen, wozu es Lust hat. Es kann auch gar nichts tun und einfach nur dabei sein. Hier ist jeder willkommen", sagt die ausgebildete Kunsttherapeutin. Sie betreut in ihrem Atelier Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Solange es ihnen bei Katrin Petri gefällt, können sie das Atelier besuchen und die verschiedensten Kunsttechniken ausprobieren.

An diesem Nachmittag sind Leon und Kerim da. Sie haben Wünsche aufgeschrieben, die sie an einem Baum befestigen. Die Wünsche der Kinder lassen auch einen Blick in ihre Welt zu. So steht auf einem Zettel: "Mein größter Wunsch ist, dass meine Schwester gesund wird und sich nicht mehr jeden Tag übergeben muss."

Dietmar Siegert kennt die Probleme seiner Schützlinge. Im Atelier sind es vor allem Kinder mit psychisch erkrankten Elternteilen, die ihre Gefühle in Farben und Formen gießen. Siegert: "Die Kurse im Atelier sind so beliebt und der Bedarf ist so groß, dass wir das Angebot weiter erweitern werden." So sollen in Zukunft beispielsweise auch Erwachsene die Möglichkeit bekommen, das Angebot zu nutzen. Erste Erfahrungen in diesem Bereich haben gezeigt, wie gut es auch ihnen tun kann, zu Pinsel oder Ton zu greifen. "Das kreative Spiel gibt die Möglichkeit, seine Bedürfnisse auszudrücken. Das ist altersunabhängig", weiß Birgit August, Vorsitzende des Kinderschutzbundes.

Kindern fehle heute häufig das Spiel in der Natur, sagt die Vorsitzende. Sie seien terminlich stark eingespannt, und in der restlichen Freizeit säßen sie vor irgendwelcher Elektronik. Für fantasievolles Spiel bleibe da wenig Zeit. "Auch ihre Eltern sind ja ganz oft mit dem Handy beschäftigt. Also machen es die Kinder ihnen nach. Letztendlich schaut jeder nur noch auf sein Mobiltelefon. Die fehlende Aufmerksamkeit ihrer Eltern spüren die Kinder natürlich und freuen sich über jeden, der sich mit ihnen beschäftigt." Wie Katrin Petri. Sie versucht, "ihren" Kindern ein Gefühl von Geborgenheit zu geben. "Ich beginne den Besuch im Atelier immer mit einem Begrüßungs-Tee. Das ist schon zu einem Ritual geworden. Als ich es einmal nicht gemacht habe, kam sofort Protest", erzählt die Kunsttherapeutin.

Wichtig ist ihr Angebot besonders für Flüchtlingskinder, die kaum Deutsch sprechen. Ihre oft verstörenden Bilder zeugen von den Schrecken, die die Kinder in ihrer Heimat oder auf der Flucht erlebt haben, die sie aber nicht verbal ausdrücken können. Die gemeinsame Arbeit im Atelier verbindet. Freundschaften entstehen. Und so wird am Ende eines Atelierbesuchs immer noch ein bisschen gespielt - natürlich am liebsten draußen.

Das Atelier "Regenbogen" ist im Zentrum für Frühe Hilfen an der Friedrich-Ebert-Straße 53. Infos unter www.kinderschutzbund-krefeld.de

(bk)
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