Erstaufführung im Theater Krefeld Neue Operette – „Verrückt nach Liebe“

Krefeld · Ulrich Proschka bringt „Passionément“ zur deutschen Erstaufführung - und das Publikum sitzt mit auf der Bühne, mitten im Geschehen.

Tricolore? Nicht gant: Hier stehen die Natinalfarben eindeutig für den Union Jack und Ulrich Proschkas „Let‘s Stop Brexit“. Aber er hat auch Gespür für französische amours fous.

Tricolore? Nicht gant: Hier stehen die Natinalfarben eindeutig für den Union Jack und Ulrich Proschkas „Let‘s Stop Brexit“. Aber er hat auch Gespür für französische amours fous.

Foto: Vanessa Pattri

Das beste am Brexit war: Er lieferte Ulrich Proschka die Inspiration zu einem gewitzen und schwungvollen Musical „Let’s Stop Brexit“. Wen er mit seiner Corona-Revue und dem turbulenten Salon Pitzelsberger noch nicht gewonnen hatte, den konnte er ab dieser illustren britischen Music-Comedy auf die Liste seiner Fans setzen. Jetzt hat er einen neuen Streich vorbereitet: die deutsche Erstaufführung von „Passionnément“, was der Regisseur mit „Verrückt nach Liebe“ übersetzt und als On-Stage-Produktion auf die Krefelder Bühne bringen will.

On Stage heißt Musiker, Ensemble und Publikum sind gemeinsam auf der Bühne. Alles hautnah, auf Tuchfühlung sozusagen - wie es dem Thema entspricht.

„Passionnément“ steht in der Tradition der frivolen Opéra bouffe  oder der französischen „O-Là-Là-Operette“, bei der Amouröses und guter französischer Wein zu den Inspirationsquellen gehören.

Die Personnage ist illuster: Ein alkohol-abstinenter amerikanischer Geschäftsmann, eine ehemals ruhmreiche Operettendiva, ein charmanter französischer Frauenheld, seine junge Geliebte nebst betrogenem Ehemann, ein liebestolles Hausmädchen und ein junger Kapitän bilden das Handlungspersonal der vergnüglichen musikalischen Komödie.

André Messager, der als der erfolgreichste französische Operettenkomponisten in der Nachfolge Jacques Offenbachs bezeichnet wird, hat sie geschrieben. In Deutschland hat er bisher wenig Beachtung gefunden - zu Unrecht, meint Proschka. Messager (1853-1929) war zeitweise Schüler von Camille Saint-Saens und zunächst Organist und Kapellmeister an verschiedenen Kirchen. Mit 45 wurde er Direktor der Pariser Opéra-Comique, war später künstlerischer Leiter des Royal Opera House  Covent Garden in London und kam 1907 zur Pariser Oper.

Den Wilden Zwanzigern in Berlin entsprachen die Année Folles (die verrückten Jahre) in Paris, in denen sich eine durch den Ersten Weltkrieg traumatisierte Gesellschaft taumelnd ins Vergnügen stürzte, um das Leben zu genießen und dabei auch bewusst moralische Schranken ignorierte, erklärt er. „Freizügig, doch mit viel Witz und Ironie werden in „Passionnément“ erotische Verhältnisse thematisiert, die für eine im Jahr 1926 uraufgeführte Operette bemerkenswert sind.“

Neben den pointierten Dialogen von Maurice Hennequin und Albert Willemetz sei es insbesondere die inspirierte Musik von André Messager, die Passionnément zu einem Juwel des französischen Operettenrepertoires mache. Das müsse jetzt für die deutsche Bühne entdeckt werden.

 Proschka hat „Passionnément“ übersetzt und wird die Operette nun als deutsche Erstaufführung mit französischem Flair am Theater Krefeld und Mönchengladbach präsentieren. Nach Produktionen wie „Der goldene Drache“, „Let’s Stop Brexit“ oder „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ ist „Passionnément“ eine weitere „On Stage“-Inszenierung des Gemeinschaftstheaters. Das Format hat großen Anklang bei den  Zuschauerinnen und Zuschauern  gefunden. „Ein besonderer Genuss ist das auch für Opern-Entdecker“, sagt man im Theater.

Die musikalische Leitung der Produktion übernimmt Kapellmeister Sebastian Engel. Das Bühnen- und Kostümbild entwirft Christine Knoll. Zum Ensemble gehören neben Gabriela Kuhn, Hayk Deinyan und Markus Heinrich auch vier Opernstudiomitglieder: Kejti Karaj, Indre Pelakauskaite, Miha Brkinjac und Jakob Kleinschrot. Es spielen die Niederrheinischen Sinfoniker.

Die Premiere und zugleich deutsche Erstaufführung findet am Samstag, den 4. März um 19.30 Uhr im Theater Krefeld statt. Bei einer Soiree am Dienstag, 28. Februar gibt das Produktionsteam ab 18.45 Uhr spannende Einblicke in die neue Operette.

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