Nächste Premiere in Krefeld Der Tenor stirbt acht Mal im Musical

Krefeld · Nach dem Film „Adel verpflichtet“ entstand die Musical-Comedy „Liebe, Mord und Adelspflichten“, die das Theater ab Samstag, 24. September, zeigt. Im Mittelpunkt: ein sympathischer Mörder und seine acht Opfer.

 Kaum zu erkennen: Markus Heinrich (vorn) spielt acht Verwandte aus der britischen Upper Class - auch eine Lady. In „Liebe, Mord und Adelspflichten“ werden alle um die Ecke gebracht.

Kaum zu erkennen: Markus Heinrich (vorn) spielt acht Verwandte aus der britischen Upper Class - auch eine Lady. In „Liebe, Mord und Adelspflichten“ werden alle um die Ecke gebracht.

Foto: Matthias Stutte

Für Markus Heinrich wird die nächste Premiere des Musiktheaters ein Hochgeschwindigkeits-Parcours. Er muss sich in Blitzgeschwindigkeit umziehen - manchmal in 30 Sekunden. Das ist auch eine Herausforderung für die Garderobiers und die Kostümschneiderei. Deshalb werden die Kleiderwechsel in diesen Tagen akribisch geprobt und noch mancher Klettverschluss angebracht, damit es schnell geht, wenn es drauf ankommt: Das Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“ hat am Samstag, 24. September, Premiere im Krefelder Theater. Und Heinrich spielt darin acht verschiedene Figuren.

Schnelle Wechsel von einem Charakter zum nächsten - und in die entsprechenden Outfits - sind für Markus Heinrich nicht neu. Mehrfachrollen hat der Tenor schon früher gemeistert. Diesmal ist eine Kleinigkeit anders: Alle acht Bühnenfiguren kommen ums Leben. „So oft bin ich noch nie gestorben“, hat er gesagt.

 Skurrile Figuren, gefällige Melodien und rabenschwarzer britischer Humor  machen das rasante Musical aus.

Skurrile Figuren, gefällige Melodien und rabenschwarzer britischer Humor  machen das rasante Musical aus.

Foto: Matthias Stutte

Seine Figuren sterben keines natürlichen Todes, sondern segnen auf kuriose bis absurde Weise das Zeitliche. „Das ist schon very british“, sagt Musikdramaturgin Ulrike Aistleitner, die ist ganz begeistert ist von dem Comedy-Musical, das 2013 seine Uraufführung am Broadway hatte. „Mit der deutschen Erstaufführung ist uns das Theater Detmold in der Corona-Zeit zuvorgekommen“, sagt sie.

Neu ist die Geschichte nicht. In den 1920er Jahren erschien der Roman. Der Film, der in Deutschland den Titel „Adel verpflichtet“ trägt, ist seit 1949 ein Kultklassiker schwarzen Humors  - auch dank der Paraderollen für Alec Guinness, dessen Parts Markus Heinrich im Theater Krefeld Mönchengladbach übernimmt. Und auch in der amerikanischen Musicalbearbeitung von Robert L. Freedman und Steven Lutvak geht es noch ziemlich britisch-dunkel zu. Vier Tonys hat das Musical geholt.

Es ist die Geschichte des jungen Monty Navarro (gespielt von Oliver Arno), der in  verarmten Verhältnissen lebt und erfährt, dass er eigentlich Lord werden könnte, denn er ist Spross einer schwerreichen britischen Adelsfamilie. Er beschließt, seinen Anspruch geltend zu machen. Das einzige Problem: In der Erbfolge stehen acht Verwandte (acht Mal Markus Heinrich) vor ihm. Die muss er erstmal aus dem Weg schaffen.

Wie er das macht, und welche große Rolle der Zufall dabei spielt, zeigt das Musical auf unterhaltsame Weise. Nicht jeder Verblichene wird mit böser Absicht ermordet. „Da passieren die absurdesten Dinge. Es beginnt mit unterlassener Hilfeleistung, mal sind auch Bienen im Spiel“, erzählt Aistleitner.

Das Perfide: Monty wird wegen eines Mordes verurteilt, den er nun wirklich nicht begangen hat. Am Abend vor der Hinrichtung erzählt er seine Geschichte. So beginnt der lange Theaterabend.

Für Giovanni Conti ist es ein Debüt. Er  ist der neue Kapellmeister am Haus. „Liebe, Mord und Adelspflichten“ ist seine erste Aufgabe für die große Bühne. Und gleich Musical - also Swing, Pop, flotter Walzer. „Ich komme von der Klassik und habe gedacht, das sei nicht das Niveau einer Oper. Die Musik hat mir aber doch Herausforderungen geboten“, sagt der Italiener, der aus einer Musikerfamilie stammt. Er habe Spaß daran gefunden, wie die Musik Landschaften in Klang darstellt und die Temperamente der Figuren interpretiere.

Monty ist nicht nur in „Unglücksfälle“ verwickelt, sondern auch amourös verstrickt. Allerdings kann er sich nicht entscheiden zwischen der lebenslustigen, aber armen Sibella und Phoebe, die Shakespeare und Kant liest. „Die Partitur ist großartig“, findet Conti. Sibella sei musikalisch schon ziemlich bewegt, Phoebe ein eher langsamer Walzer - und Monty, der sympathische Mörder, stehe rhythmisch in der Mitte.

Dem rasanten Stück, das Thomas Weber-Schallauer inszeniert, hat Siegfried E. Mayer  eine Bühne eingerichtet, die sich schnell wandeln lässt - und dazu auch videotechnische Finessen eingebaut. Peter Schmitz, der schon die Comicfiguren zu „Don Pasuale“ kreiert hat, setzt diesmal animierte Illustrationen ein. „Es ist ein Abend, der uns in dieser Zeit wohltut“, verspricht Ulrike Aistleistner.

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