Premiere in Krefeld Cabaret im Theater wird eine opulente Show
Krefeld · Die Kulthits, Liebesgeschichten, die zerbrechen, und eine emanzipierte Frau machen „Cabaret“ auch nach 50 Jahren aktuell, findet Regisseur Matthus. Die Premiere macht er zur großen Show.
Willkommen. Bienvenue. Welcome. Wenn der Conferencier so seine Gäste begrüßt, wissen alle, sie sind im Kit Kat Klub, im ebenso legendären wie verruchten Etablissement in Berlin. In den 1930er Jahren ist es das Paradies für schräge Typen, Außenseiter, Vergnügungssüchtige und alle, die hier ausleben wollen, was sie im bürgerlichen Leben nicht wagen. Dort locken spärlich bekleidete Tänzerinnen mit erotischen Versprechen - es ist ein Sündenbabel, das Sehnsüchte zu stillen verspricht, ein Dorado für die Suchenden nach einem kleinen Stück vom Glück, auch wenn sie vom großen Himmelhochjauzen träumen. Am Samstag, 4. Dezember, öffnet der Klub im Theater Krefeld: Frank Mattus hat das Musical „Cabaret“ inszeniert.
Mit großer Freude, wie im Gespräch mit ihm schnell deutlich wird. Dass das Stück, das 1973 in der Verfilmung Liza Minelli als Sally Bowles weltberühmt machte, keinen Staub angesetzt hat, steht für den Regisseur fest: „Die Überlebensfähigkeit hängt an zwei Faktoren: an der guten Musik, die die Leute auch heute noch immer wieder hören wollen, und an den beiden Liebesgeschichten, die am Ende zerbrechen.“ Anders als im zugrunde liegenden Roman „Good bye to Berlin“ von Christopher Isherwood und der Bühnen-Uraufführung am Broadway, in der die Figur Sally Bowles nur eine Minirolle spielten, steht sie in der Fassung von Chris Walker im Scheinwerferlicht. „Sally mit ihrer Unbedingtheit und ihrer Großzügigkeit, sich wegzuwerfen verkörpert für mich auch Emanzipation. Sie passt nicht ins System, deshalb ist sie in unseren Herzen.“
Sally träumt von der Show-Karriere, wenn sie auf der Bühne steht, sieht sie die halbseidene Schummrigkeit nicht. Mit dem Amerikaner Brian hofft sie auf privates Glück. Doch der denkt zunächst nur an Männer und später an die Rückkehr nach Hause. Der Einmarsch der Nationalsozialisten verändert die Welt. Auch für das zweite Paar, Fräulein Schneider, die eine kleine Pension betreibt, und Herrn Schulze. Der ist Jude. Für Fräulein Schneider Grund, die Verlobung zu lösen.
Eine zentrale Figur ist der Conferencier. „Er ist eine Kunstfigur, aber es wäre mir zu wenig, ihn auf die Zuhälterrolle zu beschränken“, sagt Matthus. Für ihn ist er der zynisch-satirische Beobachter, eine Art Seher, der einen weisen Blick in die Figuren wirft, ohne sich emotional zu positionieren. Sein Job ist das Entertainement.
Und dann die Musik: „Money makes the world go round“ und etliche swingende Ohrwürmer. Jochen Kilian, der schon bei der Krefelder Cabaret-Inszenierung 2002 die musikalische Leitung hatte, führt die achtköpfige Band. „Vier Musiker waren schon damals dabei“, sagt er. Als Klub-Kapelle werden die Musiker im erhöhten Orchestergraben sitzen, also stets sichtbar. Anders als im Film wird auch in der Pension Schneider gesungen, balladesk und in deutscher Sprache. Die bekannten Musicalhits werden aber nicht aus dem Englischen übersetzt.
Für das Ensemble waren die Proben harte Arbeit. Choreografin Kerstin Ried hat ihnen alles abverlangt, um sie steppen und tanzen zu lassen. Zusätzlich sind sechs Musicaldarsteller verpflichtet worden. „Wir wollen eine Show machen, keinen sentimentalen Musicalstyle erzählen“, so der Regisseur. Die hohe Qualität der Choreografie stehe im Fokus - und die schauspielerische Tiefe.