Stück des Jugendclubs Krefeld Sehnsucht und Ängste der Generation Greta Thunberg

Der Jugendclub des Theaters zeigt ein Stück über Klimawandel - vor allem aber über Ängste und Sehnsüchte einer Generation, die von Greta Thunberg, Fridays for Future und Harry Potter geprägt ist.

Sie haben die Jugendlichen ernst genommen und mit ihnen ein Stück entwickelt, das den Zeitgeist auf die Bühne bringt: (v.l.) Maren Gambusch, Matthias Stutte und Esther Wissen

Sie haben die Jugendlichen ernst genommen und mit ihnen ein Stück entwickelt, das den Zeitgeist auf die Bühne bringt: (v.l.) Maren Gambusch, Matthias Stutte und Esther Wissen

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Zu den berühmten Sätzen der Zeitgeschichte gehört  Greta Thunbergs anklagendes „How dare you?“ Viel friedlicher ist ihre Frage „Ist mein Mikro an?“ vor einer großen Pressekonferenz. Der Kanadier Jordan Tannahill hat genau dieses Zitat aufgegriffen - es ist der Titel zu einem Stück, das er inspiriert von den Reden Thunbergs und der Fridays-for-Future-Bewegung geschrieben hat. Der Jugendclub des Theaters Krefeld bringt es auf die Bühne. Premiere ist am Samstag, 17. Juni, in der Fabrik Heeder.

Zwölf junge Menschen zwischen 15 und 26 Jahren haben sich ein Theaterjahr lang diesen Text erarbeitet. Es steckt so viel Initiative der jungen Leute darin wie in bisher keiner Jugendclub-Produktion, sagt Theaterpädagogin Maren Gambusch, die das etwa 75-minütige Stück inszeniert hat. Denn es geht ans Eingemachte. Es geht um Gefühle, um die Ängste und die Sehnsüchte, die Heranwachsende umtreiben - und für die sie oft kein  Gehör finden, um das zerstörte Vertrauen zwischen den Generationen. Dass Erwachsene Jugendlichen nicht zuhörten, ihre tief empfundene Zukunftssorge nicht ernst nähmen, habe sich in den Vorbereitungen der Proben als drängendes Thema erwiesen.

„Uns Erwachsenen war die Dimension tiefer Verzweiflung vorher nicht klar. Und diese Gefühle basieren ja auf Fakten“, sagt Matthias Stutte, der die Bühne verantwortet. Gambusch, Stutte, Dramaturgin Esther Wissen und Alla Bondarevskaya haben mit dem Jugendclub das Stück erarbeitet, Kathrin Beutelspacher hat die Kostüme mit dem Ensemble entwickelt. Im Mittelpunkt steht  die Nachhaltigkeit - so ist alles vom Kostüm bis zum Bühnenbild wiederverwendetes Material, vieles aus dem Theaterfundus.

Der Klimawandel ist das zentrale Thema. Über das auch endlos viel diskutiert wurde. Greta Thunberg - unumstrittener Star einer jungen Generation? Maren Gambusch schüttelt den Kopf. „Nein, durchaus nicht. Wir sind kein Greta-Fanclub. Am Anfang ging es uns aber auch um die Frage nach persönlichen Helden.“ Greta sei genannt worden, aber auch Kriminalforensiker Mark Beneke oder Harry Potter. „Wir haben über vieles und sehr lange diskutiert, um einen Konsens zu erreichen. Und der zeigt die Achtung für die Aktivisten, die den Mut haben, sich zu engagieren, ohne an die Folgen für sich persönlich zu denken. Allen ging es immer um die Frage: Was können, was müssen wir selber machen.“ Daraus sei der Wunsch entstanden, nichts für das Projekt zu kaufen. Upcycling heißt das neudeutsch: Mit vorhandenen Materialien hat das Ensemble die Kostüme designt.

Auch die Charaktere haben die Spielerinnen und Spieler selbst entwickelt. Denn  Tannhills Text ist keine lineare Geschichte. Hier werden Sätze gesprochen, die sehr poetisch sind, berührend oder „grandiose Anklagen“, berichtet Stutte. „Wir müssen uns anhören, was frühere Generationen versäumt haben. Das ist hart. Aber es geht auch darum, was wir um unser aller Willen jetzt tun können.“ Die Sehnsüchte und die Machtlosigkeit der jungen Generation bekommen Raum auf der Bühne. „Wir haben sie ernst genommen“, so Stutte. Wer das Stück sehe, begreife, was junge Leute heute denken. „Es ist die Bitte jetzt gemeinsam zu handeln“,  fasst Gambusch zusammen.

In der Heeder werde das „massivste Bühnenbild aller Zeiten in Krefeld“ aufgebaut: eine neun Meter breite Treppe mit 40 Zentimeter hohen Stufen, die bis in etwa drei Meter Höhe führen. Darauf wird ein Bodentuch einen Gewitterhimmel darstellen (das war bei einer früheren Theaterproduktion nicht eingesetzt worden, die Podeste haben alle „Bühnenerfahrung“).  Die Zwölf werden auf- und absteigend ihre Texte sprechen. „Es gibt auch eine Mischung zwischen Greta Thunberg und Mark Beneke in einer Figur“, sagt Gambusch. Auch eine Band hat sich im Laufe der Probenarbeit gegründet, die mit schräger Instrumentalbesetzung überraschen will.

Auch für Klassen ab Jahrgangsstufe 8 ist das Stück empfohlen. Termine: www.theater-kr-mg.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort