Shao-Chin Lü als Gastdirigent in Krefeld Schlagzeugaufstand im Konzert der Niederrheinischen Sinfoniker

Krefeld · Gastdirigent Shao-Chin Lü und Violinvirtuose William Wei begeisterten das Publikum beim Sinfoniekonzert mit Berlioz und einer selten gehörten Taiwan-Sinfonie.

Voller Hingabe führte Gastdirigent Shao-Chin Lü die Niederrheinischen Sinfoniker.

Voller Hingabe führte Gastdirigent Shao-Chin Lü die Niederrheinischen Sinfoniker.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es ist gut nachzuvollziehen, dass ein aus Taiwan stammender Dirigent bei seinen Gastspielen mittels einer taiwanesischen Komposition auf die problematische politische Situation in seiner Heimat aufmerksam machen möchte. So hielt es auch Shao-Chin Lü bei seinem ersten Besuch am Niederrhein als Gastdirigent im Sinfoniekonzert. Der dritte Satz der 1996 von Gordon Shi-Wen Chin komponierten Sinfonie „Taiwan“ - betitelt mit „Upsurge“ („Aufbruch“ oder „Aufstand“) - demonstrierte mit umfangreichem instrumentalem Aufwand (vor allem einer riesigen Schlagzeugbatterie) in knapp zehn Minuten sowohl den ständigen Kampf gegen Vereinnahmung als auch den Optimismus dieses tapferen Volkes.

Ein riesiges Orchester ist auch für das Hauptwerk des Abends, die überwältigende „Symphonie fantastique op.14“ von Hector Berlioz (1803-1869), vonnöten. Lü freute sich besonders auf die Wiedergabe dieses schillernden Werkes, und das übertrug er mit motivierender, nicht unbedingt „schöner“, aber immer werkdienlicher Zeichengebung voller Hingabe auf die ihm willig und mit hohem Einsatz folgenden Instrumentalisten. Stellvertretend für viele brillante Einzelleistungen sei das optimal abgestimmte Miteinander der auf der Empore postierten Oboistin Wei Ting-Huang vom „Jungen Theater“ mit dem Englischhornisten Detlef Groß gewürdigt.

„Episoden aus dem Leben eines Künstlers“, ein vermutlich autobiografisches „Programm“, legte Berlioz den fünf spannungsvollen Sätzen seiner 1830 entstandenen Symphonie fantastique zugrunde. Der zwischen Liebes- und Opiumrausch schwankende Protagonist endet schließlich bei der Hexenversammlung in der Walpurgisnacht, wo Kirchenglocken die machtvoll im Orchester immer wiederkehrende Totensequenz „Dies irae“ konterkarieren. Nicht nur dieser faszinierende Schluss dürfte auch die rund 80 Schülerinnen und Schüler oberer Klassen gefesselt haben, die von einer Abordnung der „Niederrheiner“ in den Klassen auf diese Sinfonie vorbereitet worden waren. - Soviel jubelnde Zustimmung wie Orchester und Dirigent nach der Sinfonie erlebten, erhielt auch der großartige, 29-jährige Geiger William Wei, der auf seiner herrlich dunkel getönten Tommaso Balestrieri-Violine (1761) mit reifer Musikalität und lupenreiner Technik dem melodiengesättigten Violinkonzert Nr.3 h-Moll op.61 von Saint-Saens eine großartige Wiedergabe schenkte.  Lü und das Orchester waren ihm sorgsam sekundierende Weggefährten – namentlich die Holzbläser, allen voran Solooboist Yoshihiko Shimo.

Zweiter Termin: Freitag, 17. März, 20 Uhr Seidenweberhaus

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