Schönhausen-Chor Krefeld Bewegende Bitten für den Frieden

Krefeld · Ein trauriges Thema, eine traurige Zeit - aber ein wundervoller Musikgenuss. Der Schönhausen-Chor begeisterte mit Raritäten bei seinem Konzert in der Friedenskirche.

 Gut besetzt war die Friedenskirche, wo der Schönhausen-Chor und die Sinfonietta Neuss ihr Konzert „Dona nobis  pacem“ gaben.

Gut besetzt war die Friedenskirche, wo der Schönhausen-Chor und die Sinfonietta Neuss ihr Konzert „Dona nobis  pacem“ gaben.

Foto: Mark Mocnik

Das Konzertmotto „Dona nobis pacem“ – „Gib uns Frieden“ könnte in diesen Tagen nicht aktueller sein. „Wir brauchen den Wunsch nötiger denn je“, sagte Gabriele Schulten, die erste Vorsitzende des Schönhausen-Chors in ihrer Begrüßung. Doch man habe den Titel des Konzerts erst spät geändert und dies ohne die Aktualität zu ahnen noch wenige Tage vor dem Kriegsbeginn in der Ukraine.

Am Sonntagabend fand in der Friedenskirche gemeinsam mit den Streichern der Sinfonietta Neuss - beide unter der Leitung von Joachim Neugart – eine besinnliche Stunde zur Fastenzeit statt. Ein kleines Jubiläum war ebenso mit diesem Konzert verbunden: Seit 20 Jahren ist Neugart nun musikalischer Leiter des Schönhausen-Chors.

Das Programm mit geistlicher Vokalmusik beginnt mit Motetten französischer Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts. Für das Agnus Dei von Philippe Mazé (*1954) stellen sich die Sängerinnen und Sänger im Halbrund vor der Wand des hinteren Chorraums auf. Ohne instrumentale Begleitung tragen sie erstmals in diesem Konzert den Wunsch nach Frieden in einer fast schon demütigen Bitte vor.  

Es folgt dann näher am Publikum in einem Halbkreis gleich hinter den Streichern der Sinfonietta Neuss von Théodore Dubois (1837-1924) O sacrum convivum (Oh heiliges Mahl). Die Freude über das Abendmahl und die damit verbundene Gnade drückt sich in leisen harmonischen Klängen aus, die dem Ohr schmeicheln. Fein abgestimmt und nuanciert agieren Chor und Orchester miteinander.

Nicht anders ist es beim Tantum ergo von Louis Vierne (1870-1937), in dem ein unaufdringliches Loblied auf die göttliche Dreieinigkeit gesungen wird. Als leises Flehen interpretieren die Musikerinnen und Musiker das Ave verum von Camille Saint-Saëns (1835-1921).

Aus der französischen Romantik führt das Programm mit der Choralkantate Christe, du Lamm Gottes von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in die deutsche Romantik. Voller Innigkeit mit einer kurzen Steigerung ins Dramatische, die wieder zurückgenommen wird, erklingt das Werk.

Als eine kaum bekannte geistliche Vokalmusik kann man die Fünf Gesänge für Sopran und Streichorchester Miroir de Peine (Spiegel des Leidens) des niederländischen Komponisten Hendrik Andriessen (1892-1981) bezeichnen. Elisa Rabanus übernimmt den Solopart. Sie schafft es sogleich, das Publikum in die düstere Atmosphäre der Leidensereignisse Christi zu versetzen. Auch wenn man die französischen Texte nicht verstehen sollte, das biblische Geschehen zwischen der Todesangst Jesu im Garten Gethsemane und der Kreuzigung lässt sich im einfühlsamen wie starken Ausdruck der Sängerin erahnen. Eine ergreifende Stimmung breitet sich sofort aus, das Verloren-Fühlen Christi  wird in den fünf Spiegeln unmissverständlich herausgearbeitet. Es ist ein eindrucksvolles Erlebnis, dieses Werk aus den 1920er Jahren in dieser Umsetzung zu hören.

Als Letztes folgt von Péteris Vasks (*1946) Dona nobis pacem für gemischten Chor und Streicher (komponiert 1996/97). Der Text umfasst ausschließlich die Bitte „Dona nobis pacem“. Wellenartig schwillt die Lautstärke an und wieder ab, mit unterschiedlichem Ausdruck wird der Wunsch geäußert – als wolle man denjenigen, der ihn erfüllen könnte, in verschiedenen Variationen dazu bewegen. Leise und langsam wird er zum Schluss intoniert und sorgt für eine besinnliche Atmosphäre und schließlich Stille im Kirchenraum. Diese Stille wagt das Publikum zunächst nicht, mit Klatschen zu zerstören. Dann folgt langer Applaus und als Zugabe von Felix Mendelssohn Bartholdy die gesungene Bitte „Verleih uns Frieden gnädiglich“.

Ein trauriges Thema und ein trauriger Anlass bestimmten dieses Konzert, aber musikalisch war es eine Freude, wenig Bekanntes in hervorragender Ausführung zu hören. Und noch eine erfreuliche Mitteilung von Chorleiter Neugart: Die Spendenaktion nach dem „Friedenskonzert“  hat 1.722 Euro für der Nothilfe Ukraine von action medeor erbracht.

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