Literatur im Theater Krefeld Lesespaß zum Geheimnis des Semikolons

Krefeld · Michael Maar untersucht in seinem Buch „Die Schlange im Wolfspelz“ das Geheimnis guter Literatur auf amüsante Weise - ein Glück für alle, die Literatur lieben. Ein Geheimnis lüftet er vor alem: das des Semikolons.

 Das Cover von „Die Schlange im Wolfspelz“ (Ausschnitt), erschienen im Rowohlt Verlag

Das Cover von „Die Schlange im Wolfspelz“ (Ausschnitt), erschienen im Rowohlt Verlag

Foto: rowohlt

Man blättert, schmunzelt, ist erheitert und überrascht und liest sich schnellstens fest: „Die Schlange im Wolfspelz“ von Michael Maar ist eine Schatzkiste zur Literatur. Heuta Abend liest der Autor im Theater daraus.m Untertitel sind die reichlich 650 Seiten als „Das Geheimnis großer Literatur“ benannt. Maar befasst sich mit dem Stil deutscher Prosa und an einigen Stellen auch der Lyrik.

Maar gliedert in sechs Kapitel: „Was ist Stil?“, „Im Weinberg“, „Die Instrumente zeigen“, „Die Bibliothek“, „Kürzestausflug: Lyrik“ und „Das Pikante und der Spaß der Welt“ und schließt mit dem nützlichen Literaturverzeichnis und Register. Wer vom ersten Kapitel „Was ist Stil?“ eine eindeutige Antwort erhofft, der irrt. Dieses Buch ist keine Anleitung zum Schreiben, gibt kein Rezept für Stil: „Jeder Stil für sich ist eigen, eben das ist seine Definition“, heißt es gleich zu Beginn. „Es folgt daraus, daß (sic) hier nichts zu messen und also auch nichts zu beweisen sein wird. Alles ist Geschmacksurteil.“

Maar mag den Abstand von Abgenutztem und die klugen Ideen: „Der Einfall ist eine der wichtigsten Kategorien des Stils. Er macht sich vor allem durch sein Fehlen oder durch seine Fülle bemerkbar.“  Er versammelt die Elemente der Grammatik, die den Fond eines Werkes bilden und spricht ausführlich über die Satzzeichen. „Das unpedantischste, schönste und delikateste Satzzeichen ist das Semikolon… es trennt weniger scharf als der Punkt und schärfer als das Komma, das ist sein ganzes Geheimnis.“ Er berichtet von der Herkunft dieses Zeichens (erstmals 1494 in Venedig gedruckt) und schaut darauf, wie Schriftstelller Satzzeichen verwenden. Das ist das Beeindruckende: Maar unterlegt und beschreibt immer mit Beispielen aus der Literatur. Er zitiert und vergleicht, und der Leser findet darin Bekanntes wieder und trifft gleichzeitig auf Neues.

So umfasst das Kapitel „Die Bibliothek“ den größten Teil, nachdem es in „Die Instrumente zeigen“ und sprachliche Bilder, Metaphern und die „Stilsünde Variation“ geht. „Der Wunsch, die Wiederholung zu vermeiden, ist fast immer schlimmer als die Wiederholung selbst.“ Andererseits: „Der mutige Stilist scheut die Wiederholung nicht. Die bewußte Wiederholung ist das Salz der Prosa.“

Dem Ton in der Literatur misst Maar große Bedeutung bei. Ein Beispiel ist die Märchensammlung der Gebrüder Grimm. Maar vergleicht den Froschkönig von 1810 mit der reicheren dritten Fassung von 1857: „Die Sprache dieser Märchen, eine mit Golddukaten gefüllte Truhe, ist wie die Sprache der Luther-Bibel, an der sich Wilhelm Grimm orientiert hatte, Teil des Weltkulturerbes.“

Von den Klassikern über das 18. und 19. Jahrhundert, über die kakanischen Schriftsteller und das 20. Jahrhundert spricht Maar in kluger, witziger und amüsanter Weise – dieses Buch ist eine Freude für Menschen, die Literatur lieben.

Lesung Dienstag, 15. Februar, 19.30 Uhr im Theater  - in Kooperation mit dem Anderen Buchladen, Eintritt 13,50 Euro, ermäßigt 9,50 Euro.

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