Krefelder Budenzauber Puppen spielen Fassbinder und Dostojewski

Krefeld · „Budenzauber“ ist ein Festival mit Puppentheater für Erwachsene und Jugendliche. Es geht um Erkundungen der menschlichen Seele, um eine Bestandsaufnahme der BRD in den 70ern, um Liebe, Tod &Teufel. Auch um Corona.

 „Pique Dame“ war schon Stoff für einen hochdramatischen Roman und große Oper. Das Hermannshoftheater zeigt das Stück als Puppenspiel.

„Pique Dame“ war schon Stoff für einen hochdramatischen Roman und große Oper. Das Hermannshoftheater zeigt das Stück als Puppenspiel.

Foto: HHT

Der Titel stammt von Rilke, doch er passt bestens auf die aktuelle Situation: „Du musst dein Leben ändern“. Mit diesem Stück starten am  4. September die Krefelder Puppentheatertage „Budenzauber“. Bis zum 18. September zeigen fünf Puppenbühnen in der Fabrik Heeder Produktionen für Jugendliche und Erwachsene.

Es ist nicht immer leichte Kost, was die Bühnen auf Einladung des Kulturbüros in der Fabrik Heeder vorstellen: Shakespeare, Dostojewski und sogar  Rainer Werner Fassbinder stehen auf dem Programm.

Puppentheater hat in Krefeld Tradition. Seit 1978 veranstaltet das Kulturbüro die Puppentheatertage für Kinder, seit 2009 gibt es auch einen „Budenzauber“ für Jugendliche und Erwachsene - mit den entsprechenden Themen.

 Das Puppentheater Cipolla hat Dostojewski als Grundlage für seine Produktion  „Keller“ genommen.

Das Puppentheater Cipolla hat Dostojewski als Grundlage für seine Produktion  „Keller“ genommen.

Foto: Benjamin Eichler

Anke Zwering vom Kulturbüro, die das Festival organisiert, hat das Theater Halle mit dem Stück „Du musst Dein Leben ändern!” bewusst für den Auftakt gewählt. „Das Stück entstand während Pandemiezeiten und ist hochaktuell“, sagt sie.  Ein älterer Herr, ein Mann voller Zorn auf Maschinen, eine Frau, die von einer Schauspielkarriere träumt, sitzen in Einzelzimmern in einem Hotel - nicht freiwillig. Jetzt haben sie viel Zeit, um über ihr Leben nachzudenken. Ihre Schicksale verweben zu einer Erzählung.

Puppentheater werde oft als verstaubt oder gestrig unterschätzt, das Festival zeige immer wieder wie aktuell und poetisch diese Kunstform sein könne, findet Zwering. Das soll das gesamte Programm wieder belegen. Das Theater Kaufmanns aus Berlin zeigt „Georg & Fred - ein letztes Mal Shakespeare”. Zwering nennt es  eine „Balance zwischen Tiefgang und Humoristik”. Georg und Fred wollen in ihrem Altersheim für Schauspieler noch einmal den englischen Klassiker auf die Bühne bringen. Aber die Realität - und die Fesseln des Alters - gefährden das Projekt.

1864 hat Dostojewski seine „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ veröffentlicht - eine bitterböse Erkundung der menschlichen Seele. Darauf basiert „Keller“, das Stück, mit dem das Theater Cipolla aus Bremen am 10. September antritt. Anfang der 1970er Jahr hat Fassbinder für das Theater Nürnberg ein Stück entwickelt: „Blut am Hals der Katze“. Die Retrospektive auf die Bundesrepublik zeigt die Compagnie Cie. Freaks und Freunde aus Dresden am 16. September mit engen Bezügen zur Gegenwart.

Den Abschluss macht das Hermannshoftheater aus Wümme mit dem Stück „Pique Dame”. Es ist großes Theater, „ein Spiel um Liebe und Tod, Geld und Glück und über die Entfremdung des Menschen von sich selbst”, verspricht das Programm.

Die Aufführungen sollen zum Nachdenken auffordern und auch zu Diskussionen anregen. Oft gibt es Gespräche zwischen Publikum und Akteuren.

Alle Vorstellungen finden ab 20 Uhr  in der Fabrik Heeder, Virchowstraße 130, statt. Kartenreservierungen sind ab Donnerstag, 19. August, 10 Uhr ausschließlich online unter www.krefeld.de/kartenreservierung möglich. Der Eintrittspreis beträgt 14 Euro, ermäßigt 7,50 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort