Neue Ausstellung im KWM Wenn Straßenlaternen Kunst werden

Krefeld · Die Künstlerin Shannon Bool hat sich vom künstlerischen Nachlass Otto Eckmanns inspirieren lassen. Dieser hinterließ dem KWM nicht nur einige seiner Werke. Bool tauchte in Archive und schuf unter anderem Straßenlaternen.

 In der Ausstellung „Shannon Bool trifft Otto Eckmann“: v.l. Vera Pues,  Magdalena Holzhey, Shannon Bool, Katja Baudin. An der Wand ein Jacquardteppich der Künstlerin Shannon Bool.

In der Ausstellung „Shannon Bool trifft Otto Eckmann“: v.l. Vera Pues,  Magdalena Holzhey, Shannon Bool, Katja Baudin. An der Wand ein Jacquardteppich der Künstlerin Shannon Bool.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Ein neuer Satellit ist gelandet: Das Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) zeigt ab Freitag, 10. Juni, „Sammlungssatellit #8: Shannon Bool trifft Otto Eckmann.“ Mit dem Untertitel „Alles was jetzt entsteht, ist der Stil unserer Zeit“ schlägt Sammlungskustodin und Kuratorin Magdalena Holzhey eine Brücke zwischen Otto Eckmann, der als Künstler in der Anfangszeit des Museums eine bedeutende Rolle spielte, und der heute fünfzigjährigen kanadischen Künstlerin Shannon Bool. 

 Es sind schon besondere Kunst-Laternen, die Shannon Bool  geschaffen hat.

Es sind schon besondere Kunst-Laternen, die Shannon Bool  geschaffen hat.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

„Ausgangspunkt für die Präsentation waren die versteckten Schätze“, so berichtet Museumsleiterin Katia Baudin. Gemeint ist der Nachlass Otto Eckmanns: Der 1865 in Hamburg geborene und  1902 an einem Lungenleiden gestorbene Künstler hat seinen Nachlass gedrittelt und zu etwa gleichen Teilen den damals gleichrangigen Kunstgewerbemuseen zu Berlin, Hamburg und Krefeld vermacht. 

Das Krefelder Museum wurde 1897 gegründet, sein erster Direktor war Friedrich Deneken. Der war zuvor im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe tätig und hatte dann am Niederrhein mit dem Schwerpunkt auf moderner Kunst auch die Verbindung zu dem Hamburger Eckmann gehalten. Jener entwarf den ersten KWM-Schriftzug für das Haus, das übrigens auch als Steinbruch für das jetzige Logo gedient hat.

Eckmann war äußerst vielseitig: Er hat eine ganze Schrift entworfen, Innenräume gestaltet, in Holz geschnitten, Fliesen erdacht, Leuchten, Besteck und Stoffe entworfen, er hat gemalt, gezeichnet, skizziert. Im KWM gibt es dazu etwa 250 Blätter, die nicht nur Eckmanns Talent, sondern auch seinen Humor zeigen. Außerdem sind auch Briefe und Aufzeichnungen erhalten. 

Daraus hat Magdalena Holzhey einen großen Raum in der ersten Etage gestaltet: Bei „Sammlung in Bewegung“ nehmen Eckmanns repräsentative Blätter eine Vitrine und zwei Wände in Petersburger Hängung ein. Zwischen zwei Fenstern sieht man dann noch Fliesen von seiner Hand. Sie wurden von Villeroy und Boch für das Stadtbad gefertigt und gehören nun in eine private Sammlung, die die Stücke ans KWM ausleiht.

Der Charakter der Sammlungssatelliten verlangt aber noch mehr: „Wir schauen auf den Bestand und laden Künstler dazu ein“, sagt Magdalena Holzhey. Beim achten Satelliten ist die Künstlerin Shannon Bool, die 2008, vor der Renovierung, schon mal im KWM vertreten war. „Es war ein staubiges altes Haus“, erinnert sie sich, „und ich habe mich sehr gefreut, den neuen Zustand zu sehen!“ Denn sie will aktuelle Kunst gestalten und darin den Bezug zu den Anfangszeiten des Hauses schaffen. Dazu hat sie im Archiv des Museums recherchiert, was sie als Detektivarbeit betrachtet: „Ich habe viele private Unterlagen in die Hand nehmen können, die mir andere Türen geöffnet haben.“ Und sie weiß auch: „Die Beziehung von Deneken zu Eckmann war erst die Grundlage für Mies van der Rohe und die Villen von Esters und Lange.“ Und so hat sie einen fabelhaften großformatigen Jacquard-Teppich (Night Heron) mit grafischen Elementen von Eckmann und zwei Straßenlaternen („Gaslight Görli“ und „Gaslight Wilmersdorfer Witwen“) im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts entworfen. Außerdem die Marmorbank „Against the Grain“, die ausdrücklich zum Sitzen und Nachfühlen einlädt.

Möglich ist die Ausstellung mit der Förderung durch die Stiftung der Sparda-Bank West. Die genaue Summe ist unklar. Doch die vier Arbeiten von Shannon Bool mit ihren deutlichen Bezügen zu Eckmann lassen vermuten, dass hier nicht wenig Geld geflossen ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort