Krefelder Literaturpreisträgerin Liesel Willems Lyrikerin auf den Spuren ihres Vaters

Interview | Krefeld · Liesel Willems war 13 Jahre alt, als ihr Vater starb. In ihrem neuen Buch „Nachsicht“ arbeitet sie offene Fragen zu seinem Leben ab. Die Beschäftigung mit seinen Briefen war aufwühlend.

 Liesel Willems in ihrer Küche in Hüls. Die Trägerin des Niederrheinischen Literaturpreises hat sich schreibend dem Vater genähert - über dessen Briefe. „Manchmal verzewifelt, manchmal sprachlos, immer mit Hoffnung“, sagt sie.

Liesel Willems in ihrer Küche in Hüls. Die Trägerin des Niederrheinischen Literaturpreises hat sich schreibend dem Vater genähert - über dessen Briefe. „Manchmal verzewifelt, manchmal sprachlos, immer mit Hoffnung“, sagt sie.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Krefelderin Liesel Willems, Trägerin des Niederrheinischen Literaturpreises, legt ein neues Buch vor. Mit „Nachsicht“ stellt sie, wie es im Untertitel heißt, „Fragen an den Vater“. Ihr Vater Michael Krudewig wurde 1908 in Hüls geboren und starb 1963; da war seine Tochter Liesel 13 Jahre alt. Die Form des Buches ist ungewöhnlich: Liesel Willems wählt die Du-Form, spricht damit den Vater an und bedauert: „Du kannst nicht gegenlesen, nicht einmal das.“ Daher ist dieser Bericht über den Vater geprägt von Fragezeichen, Konjunktiven und Vermutungen. Die Sprache von Liesel Willems kommt an vielen Stellen von der Lyrik her und zeugt von der Verbundenheit mit einem Menschen, der schon lange verstorben ist: „Mit dir und deiner Zeit will ich ins Reden geraten“, nimmt sie sich vor; „Was war das für ein Ahnen, das mich an Deiner Seite hielt?“, ist eine ihrer ersten Fragen. Konkret bewegt sie sich mit der chronologischen Beschreibung des väterlichen Lebens an Fotografien und Briefen entlang, die aus der Brautzeit der Eltern stammen. Sie verwendet Akten und Literatur aus der Lebenszeit des Vaters, besonders solche, die Krieg und Nationalsozialismus zum Inhalt haben und befragt auch Verwandte, die den Vater gekannt haben.