Literatur aus Krefeld Die Befreiung eines überflüssigen Mannes
Krefeld · Er ist ein 68er, kein Babyboomer und schon gar kein Popper: Magnus Steinhaus ist immer außen vor. Wie er sich aus der Situation befreit, erzählt Frank Schmitter in seiner Novelle
Frank Schmitter wurde 1957 in Krefeld geboren und ist schon vor einigen Jahren in die Nähe von München gezogen. Jetzt, in seinem 65. Jahr, konnte er seine archivarische Tätigkeit in der Monaciensa in München aufgeben und widmet sich nun verstärkt seinem Schreiben.
Schmitter hat Gedichte geschrieben, sich Krimis ausgedacht und auch eine Novelle veröffentlicht. „Ein überflüssiger Mann“ hat etwas vom Spiegel dieser Generation – ein bisschen zu jung für die 68er, ganz am Anfang der Generation Babyboomer und bei weitem kein Popper der 80er Jahre. Nein, Magnus Steinhaus ist ein ernsthafter verheirateter Mann mit zwei erwachsenen Kindern und einem engen Lebenskorsett. Das ihm nicht nur von seinen eigenen Vorstellungen diktiert wird, sondern vor allem von den Erwartungen und Verhaltensweisen der Menschen um ihn herum.
Da ist zum Beispiel seine Ehefrau, die von Sexualität mit ihm nichts mehr wissen will – ihr Diktat bestimmt. Da ist sein Sohn Sebastian, der seinem Vater ewig grollt und es bei der eigenen Hochzeit endlich ausspricht.
„Magnus stand unschlüssig in einer Art Niemandsland zwischen seiner Frau, dem Ehepaar Duttenweiler und den Freundinnen und Freunden des Brautpaars, die ihm aber keine Beachtung schenkten“, beschreibt der Autor in einer Szene die Feierlichkeiten. Da steht es: Magnus Steinhaus wird mit seinen Gefühlen, seinen Wünschen nicht wahrgenommen. Sondern als „Monster“, wie sein Sohn sagt. Auch Tochter Laura ist weit weg von ihrem Vater: räumlich, gedanklich, emotional.
Parallel dazu schildert Frank Schmitter die berufliche Situation des Magnus Steinhaus. In der Kulturverwaltung wird er nur wahrgenommen als jemand, der anderen den Weg nach oben möglich machen kann. Seine Ernsthaftigkeit und Sachlichkeit sind im Intrigenspiel nicht erwünscht. Der Jüngere, Skrupellose, nutzt Magnus aus auf dem Weg nach oben.
Für alle anderen ist Magnus also überflüssig. Aber nicht für sich selbst: Er wählt den Weg ins Freie. Diese Auflösung des Konflikts gibt dem Leser Hoffnung. Denn man kann sich aus den Zwängen, die die anderen auf einen ausüben, befreien und wieder auf eine eigene Spur gelangen.
Frank Schmitter, Ein überflüssiger Mann. Novelle. Hardcover, 144 Seiten, 17,50 Euro. ISBN 9783750497849
edition offenes feld, Dortmund 2020