Theater Krefeld / Mönchengladbach Fabelwesen führen im Theater-Reigen
Krefeld/Mönchengladbach · Nach der Online-Premiere vor zwei Wochen zeigte das Theater Krefeld-Mönchengladbach Arthur Schnitzlers bekanntes und skandalträchtiges Stück „Reigen“ jetzt als Live-Premiere. Ein Erlebnis mit viel Spielfreude und großem Applaus.
Das Publikum ließ sich fesseln von der Spielfreude nach der langen Zeit ohne Live-Aufführungen. Immerhin hatte das Ensemble des Theaters Krefeld-Mönchengladbach trotz der Pandemie durchgeprobt und brachte am Dienstag mit „Reigen“ die vierte von fünf Premieren auf die Bühne. Für Schnitzlers Drama war es der Premiere zweiter Teil in dieser Spielzeit. Vor zwei Wochen, als die Modellkommune in Gladbach noch nicht griff, war das Kostenpflichtiger Inhalt Stück online gezeigt worden.
In Maja Delenics Interpretation des Klassikers ist die Dirne ein Kerl, der Ehegatte in zwei Personen aufgeteilt: den Mann und das Gewissen – verbunden durch einen opulenten Zopf, der an eine Nabelschnur gemahnt. Am Anfang steigern sich ein männlicher und ein weiblicher Pan zum akustischen Orgasmus. So konkret wird der Akt als solcher im weiteren Verlauf des Stückes nie mehr beschrieben. Als irrlichternde Gestalten führen die geheimnisvollen Fabelwesen durch einen fulminant choreografierten Theaterabend.
In einem starken Ensemble ragt Katharina Kurschat in ihrer Doppelrolle als gehörnte Gestalt und süßes Mädel mit bestechender Präsenz heraus. Das Bühnenbild von Ria Papadopulous mit seinen gleißenden Rahmen aus Licht symbolisiert in strenger Geometrie Fenster und Türen, Ein- und Ausstiege. Hindurch und drunter und drüber jagen, necken und locken die Begehrenden einander, nähern sich an, um sich, in Dunkelheit getaucht, im gemeinsamen Akt zu verlieren. Postkoital bleibt nur Lähmung und Distanz, die Stimmung eher bedrückt als entrückt. Die Worte, mit denen die vermeintlich Liebenden einander umwerben – mitunter scheinen sie bedeutungslos.
Dem Rhythmus der Inszenierung folgend, entwickeln die Dialoge bisweilen beinahe perkussiven Charakter. Der Klang ist entscheidend. Zum Finale: ein Chor, die Geometrie ist windschief geworden.
Die nächste Vorstellung ist am Donnerstag, 3. Juni.
DIETER MAI