Oper und Liederabend mit Ballett Großes Premierenwochenende im Krefelder Theater

Krefeld · Was machen Comicfiguren in einer Belcanto-Oper? Und wie setzt ein Ballett einen tiefmelancholischen Liederabend in Tanz um? Das zeigt das Theater mit „Don Pasquale“ und Schuberts „Winterreise“.

 Die Welt von Don Pasquale (Hayk Deinyan) ist kleinkariert. Das spiegelt sich im Bühnenbild.

Die Welt von Don Pasquale (Hayk Deinyan) ist kleinkariert. Das spiegelt sich im Bühnenbild.

Foto: Matthias Stutte

Alles auf Abstand, nur wenige Menschen auf der Bühne, kein Orchester im Graben - unter den strengen Corona-Auflagen sind die beiden Produktionen entstanden, die an diesem Wochenende Premiere im Krefelder Theater haben. Die Regie-Ideen sind originell. Donizettis Oper „Don Pasquale“ von 1843 ist ein Meisterwerk des Belcanto, das mit relativ großem Orchester und comicartigen Karikaturen am Freitag, 19. November, auf die Bühne kommt. Melancholischer ist Schuberts „Winterreise“, die der Komponist  - den  eigenen frühen Tod ahnend - 1827 herausgab. Die „schaurigen Lieder“ sind als Liederabend mit Ballett am Samstag, 20. November, zu erleben.

Don Pasquale

 24 Lieder umfasst Schuberts Zyklus „Winterreise“. Die meisten sind mit einer Choreografie von Robert North zu erleben.

24 Lieder umfasst Schuberts Zyklus „Winterreise“. Die meisten sind mit einer Choreografie von Robert North zu erleben.

Foto: Matthias Stutte

Worum geht es? Ein reicher alter Mann will die Hochzeit seines Neffen mit der jungen Norina vereiteln, weil er selbst ein Auge auf die Dame geworfen hat. Ein pfiffiger Arzt sorgt mit einem raffinierten Plan für Intrigen und ein Happy End.

Wer macht es? Regisseur Ansgar Weigner und Avishay Shalom haben die Oper auf 90 Minuten (keine Pause) komprimiert. Die Chorszenen sind gestrichen, die langen Rezitative durch knappere Dialoge ersetzt. „Das ist für die Sänger anstrengend, die ständig von der hohen Singstimme in die Sprechstimme umschalten müssen“, sagt Operndirektor Andreas Wendholz.

Was ist besonders? Sängerin Sophie Witte und ihre Kollegen  Hayk Deinyan (Pasquale), Rafael Bruck, Woongyi Lee und Robin Grunwald berühren einander nicht. Eine Ohrfeige wird bildlich umgesetzt: Der Zeichner Peter Schmitz hat Karikaturen entworfen, die in Comicblasen erzählen, was in Pasquales Kopf vorgeht. „Eine zusätzliche Dimension auf der Bühne“, sagt Weigner. Auch  30 Niederrheinische Sinfoniker werde auf der Bühne sitzen, die Anne Weiler ausstattet. Bei Pasquale ist alles kleinkariert, beim Liebespaar wird es floral.

Warum ansehen? Es gibt nur vier Aufführungen. „Man muss die Oper gehört haben, und Ansgar Weigner hat ein Händchen fürs Unterhaltungstheater“, sagt Wendholz. „Im Belcanto kann man mit einer Koloratur drei Emotionen ausdrücken“, meint Weigner

Winterreise

Worum geht es? Ein Jahr vor seinem Tod vollendete Franz Schubert (1797-1828) den Zyklus von 24 Liedern nach Texten von Wilhelm Müller.Im Mittelpunkt steht ein Wanderer, dessen innere Niedergeschlagenheit sich in der winterlichen Natur spiegelt.

Wer macht es? Rafael Bruck (Gesang) und André Parfenov (Klavier) stehen im Mittelpunkt des etwa 75-minütigen Abends (keine Pause). Ballettchef Robert North hat Dreiviertel der Lieder choreografiert für sechs Tanzende - bewusst nicht alle. „Der Fokus soll auf der Musik liegen, die mir sehr wichtig ist. Es geht um einen Mann, der jung stirbt. Die Musik ist wunderschön, größtenteils sehr traurig.“ Die Ballettszene erzählen keine stringente Geschichte, es sollen Erinnerungsmomente, Stimmungsbilder sein. Im Mittelpunkt steht das romantische Dilemma der unerreichbaren Liebe.

Was ist besonders? Der Sänger hat sein Alter Ego in einem Tänzer, beide tragen das gleiche Kostüm. Die Bühne verwandelt Udo Hesse mit variablen Prospekten, die Gemälde von Caspar David Friedrich zitieren, in atmosphärische Räume.

Warum ansehen? „Das ist brandneu. Sheri Cook und ich haben noch nie einen Abend mit dem gesamten Zyklus gemacht. Die Musik ist einfach sehr, sehr berührend“, sagt North.

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