Debüt auf der Krefelder Bühne Junges Theater im flotten Spartenwechsel
Krefeld · Musik, Gesang, Tanz und Schauspiel ist ihr Metier: Nach der langen bühnenlosen Corona-Zeit konnten sich jetzt die Zwölf vom Jungen Theater auf der großen Bühne mit ihrem verspäteten Debüt-Abend vorstellen.
Einen bunten gemischten Strauß aus drei Sparten präsentierte das Stadttheater mit „Das Junge Theater stellt sich vor“. Musikdramaturgin Ulrike Aistleitner führte auf der großen Bühne durch einen Abend mit zwölf Darstellern und acht Appetithappen.
Beim „Vorstellungsabend“ des Dutzends machten zwei Sängerinnen den schwungvollen Anfang. Sopranistin Maya Blaustein und Mezzosopranistin Bishana Milkov sangen den Bolero „El Desdichado“ von Camille Saint-Saëns. Avishay Schalom begleitete sie am Flügel. Das Liebeslied wie ein Tanz spielt mit zwei Perspektiven auf die Liebe und verwendet spanische Volksweisen für seine Komposition.
Seit zehn Jahren gibt es das Opernstudio als Möglichkeit für Nachwuchsmusiker. Vor drei Jahren kam das vom NRW-Kultursekretariat geförderte spartenübergreifende Junge Theater hinzu. Nicht nur Talente der Oper, sondern auch des Theaters und des Balletts können hier lernen und sich erproben und werden angeleitet auf dem Weg in die Welt des Theaters. Zum Jungen Theater gehören fünf junge Künstler des Musiktheaters, zwei Tänzerinnen, ein Schauspieler und vier Orchestermusiker aus aller Welt. Ulrike Aistleitner, Projektleiterin des Jungen Theaters, stellte die Mitglieder vor.
Der einzige Schauspieler des Nachwuchsensembles ist der Syrer Raafat Daboul. Er kam wie ein Schneewittchen – schwarzes langes Haar, rote Lippen, weiße Haut – mit Reifrock auf die Bühne und trug aus Heiner Müllers „Quartett“ vor. Wegen der Pandemie ist das Stück bisher nicht auf der Bühne zu sehen gewesen – man darf gespannt sein, wie es in Gänze wirkt. Was man jetzt schon hört: Daboul beherrscht das Deutsche inzwischen ziemlich gut.
Dem Schauspiel folgte ein Lied aus dem deutschen Fach. Die zwei Sängerinnen und der Pianist amüsierten mit „Die Schwestern“ von Brahms. Für den ersten Satz aus Dvoraks Klavierquintett kamen Beatriz Filipe Moura (Geige), Kieko Miura (Geige), Raquel Cobo Álvarez (Bratsche) und Leonard Rees mit seinem Cello auf die Bühne. Auch hier wieder ein romantischer Komponist, der seine regionalen böhmischen Wurzeln nicht verleugnet.
Maya Blaustein und Guillem Batllori sangen ein Duett aus La Bohème. Sopran und Bariton sind „eine ungewöhnliche Paarung“, sagte Ulrike Aistleitner. Ein Herbstlied von Mendelssohn Bartholdy sangen Boshana Milkov und Ensemblemitglied Rafael Bruck, der die Partien des erkrankten Robin Grunwald übernommen hatte. Der nämlich hat „Singverbot“ von seinem Arzt verordnet bekommen.
Danach wieder Spartenwechsel und Umbau: Der bis dahin abgrenzende Samtvorhang ging auf und gab den Tänzerinnen Julianne Cederstam und Alice Franchini Raum für die Choreografie von Robert North zu einer Sarabande von Johann Sebastian Bach. Leonard Rees spielte das Cello-Solo vor einem abendlichen blauen Himmel.
Zum Abschluss des Abends gaben die Sänger und Musiker, alle in Schwarz, einen Ausblick auf das eigens für sie verfasste Singspiel „Welttheater Mozart“. Die Premiere ist am 11. November. Hier war deutlich zu sehen: Diese Inszenierung wartet mit viel Spielfreude und musikalischem Können auf ihre Zuschauer.
Was die Mitglieder des Jungen Theaters in Krefeld und Mönchengladbach schon auf die Bühne gebracht haben und was für sie in dieser Spielzeit noch auf dem Zettel steht, hat Moderatorin Aistleitner jeweils erläutert. Das alles ist aber auch nachzulesen in der druckfrischen Broschüre „Das Junge Theater“, angereichert mit Fotos und Äußerungen über ihre Arbeit. Das Opernstudio Niederrhein, Teil des Jungen Theaters, gibt nun auch seinen eigenen Newsletter heraus, für den man sich anmelden kann.