Krefeld Kütson widmet Mendelssohns Lobgesang den Toten von Paris

Krefeld · Als das erste Städtische Chorkonzert dieser Saison terminiert wurde, konnte noch niemand ahnen, welche schrecklichen Ereignisse die Menschen in diesen Tagen erschüttern würden. Dass Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson und alle Mitwirkenden die für diesen Abend vorgesehene Sinfonie-Kantate "Lobgesang" von Felix Mendelssohn Bartholdy den Toten von Paris widmeten, trug ihnen die einhellige Zustimmung im ansehnlich gefüllten Seidenweberhaus ein.

 Konzentriert vor dem Konzert: Mihkel Kütson stellte die bildhafte Klangsprache von Felix Mendelsohn Bartholdy mit dem Orchester klar heraus.

Konzentriert vor dem Konzert: Mihkel Kütson stellte die bildhafte Klangsprache von Felix Mendelsohn Bartholdy mit dem Orchester klar heraus.

Foto: VSB

Mendelssohn - seinerzeit bereits seit fünf Jahren Leiter der Leipziger Gewandhauskonzerte - schrieb das Werk im Jahre 1840 als Auftragskomposition anlässlich der 400-Jahr-Feier der Erfindung des Buchdrucks. Die vom Komponisten selbst ausgewählten biblischen Texte und Neudichtungen beinhalten - neben dem Gotteslob - "den Wandel von der Dunkelheit zum Licht", was in diesem Fall nicht nur einen Glaubensakt versinnbildlichen soll. Vielmehr möchte Mendelssohn diese Gedanken auch auf die epochale Erfindung der Buchdruckerkunst angewendet wissen, die Menschen vom Dunkel des Unwissens zum Licht führt. - Formal ist der Einfluss von Beethovens Neunter Sinfonie unverkennbar - drei reinen Instrumentalsätzen folgt ein ausgedehnter Chorteil im Wechsel mit drei Solisten.

Mihkel Kütson und seine Sinfoniker wussten die bildhafte und eingängige Klangsprache Mendelssohns mit strahlender Klangpracht (beispielsweise der Einstieg des Blechs mit dem das Werk durchziehenden thematischen Kerngedanken "Alles was Odem hat, lobe den Herrn") und seidigem Wohlklang der bestens disponierten Streicher faszinierend darzustellen.

Nur einmal irritierte die Interpretation des GMD: Den ersten Chor - auch der mit dem oben zitierten Text - nahm er in einem so raschen Zeitmaß, dass der bekenntnishafte Aspekt dieses Jubelgesangs leider ein wenig unterging. Auch Sophie Witte, die das anschließende Sopransolo, animierend gestaltete, hätte ihre glockenreinen Höhenflüge vermutlich gerne ein wenig ruhiger ausgesungen. Doch das ist die einzige Einschränkung angesichts einer in jeder Weise fesselnden Aufführung, an der Michael Siemon mit tenoralem Glanz und Einfühlungsvermögen ebenso Anteil hatte wie Manon Blanc-Delsalle aus dem Opernstudio, deren hell timbrierter Mezzo sich im Duett mit Witte bestens einfügte. Der Niederrheinische Konzertchor - Einstudierung Maria Benyumova - wusste mit beachtlicher Homogenität, klarer Diktion und reich differenzierter Darstellung sehr zu gefallen.

Großer Beifall dankte allen Mitwirkenden, und das Publikum ging reich beschenkt nach Hause.

(RP)
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