Krefeld Künstlerinnen-Träume aus feinster Seide

Krefeld · Das Haus der Seidenkultur zeigt ab Sonntag Arbeiten dreier Künstlerinnen, die sich von Seide haben inspirieren lassen: Kleider, Objekte und Stickarbeiten, die unter der Lupe entstehen.

 Das "Blaue Wunder" hat Hella Ness diesen Kleidertraum aus Seidenorganza genannt: ein Hingucker im Haus der Seidenkultur.

Das "Blaue Wunder" hat Hella Ness diesen Kleidertraum aus Seidenorganza genannt: ein Hingucker im Haus der Seidenkultur.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Bei Seide denkt eine an extravagante Roben. Eine andere an neue Möglichkeiten für abstrakte Malerei. Und eine Dritte greift zur Lupe, um das Material in seiner Zartheit einzusetzen: Die Ausstellung "Inspiration Seide" zeigt vom morgigen Sonntag bis zum 31. Mai Kreationen mit Seide. Von der Malerei mit dem Seidenfaden, über die Collage bis hin zur Textilkunst nach japanischem Vorbild - die Künstlerinnen der Ausstellung veranschaulichen, wie vielfältig das Spiel mit Seide ist. Im Zentrum der von Klaus Drenk kuratierten Ausstellung im Haus der Seidenkultur stehen die Arbeiten von drei Künstlerinnen, die das Material Seide in allen Gestaltungsmöglichkeiten ausloten.

 Kurator Klaus Drenk in der Ausstellung mit den Künstlerinnen Hella Ness, Brunhild Mauss und Margit Valjak (von links).

Kurator Klaus Drenk in der Ausstellung mit den Künstlerinnen Hella Ness, Brunhild Mauss und Margit Valjak (von links).

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die gebürtige Berlinerin Brunhild Mauss hat sich in die feinen Strukturen der Natur verliebt. Mit einem Seidenfaden und unter Einsatz einer Lupenlampe stickt Mauss wunderschöne Landschaften, Blumenwiesen und Naturidyllen, die auf den flüchtigen Blick wie Fotografien aussehen. Doch bei genauerer Betrachtung entdeckt man die feinen Seidenfäden, die wie Mauss sagt, ihre Bilder zur "Fadenmalerei" machen.

Brunhild Mauss, die in Tönisvorst wohnt, drückt in ihren Bildern ihre Naturverbundenheit aus. Sie beginnt beim Sticken immer vom unteren Rand des Bildes und arbeitet sich dann perspektivisch weiter. Für ihre meist postkartengroßen Bilder benötigt sie 80 bis 120 Arbeitsstunden - Fleißarbeit und viel Geduld. Die feinen Stiche sind kaum von Pinselstrichen zu unterscheiden.

 Wie mit feinem Pinsel gemalt wirkt die unter einer Lupe gestickte, postkartengroße Landschaft von Brunhild Mauss.

Wie mit feinem Pinsel gemalt wirkt die unter einer Lupe gestickte, postkartengroße Landschaft von Brunhild Mauss.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Margit Valjak kommt ursprünglich von der abstrakten Malerei, wie ihre ausgestellten Seidenarbeiten unschwer erkennen lassen. Sie überzieht Keilriemen mit Seide und stellt in reduzierten Farben - meist Weiß, Schwarz, Grau und Rot - geometrische Formen und Linien dar. In ihrer Collage "Seidenfantasien im Quadrat" malt, druckt, webt und näht Valjak auf Seide. So entsteht ein wunderbares Zusammenspiel aus Handwerkskunst und abstrakter Malerei.

Wie experimentierfest Seide ist, beweist Hella Ness aus Wolfsburg in ihren Kreationen. Wie ihre Kolleginnen hat Ness zunächst mit Malerei auf Seide begonnen, hat dann einige Jahre als Designerin im eigenen Atelier gearbeitet. Hier entstanden in liebevoller Handarbeit maßgefertigte Kleidungsstücke.

Heute interessiert Ness vor allem die Veränderung von Oberflächen. Mit der von ihr hochgeschätzten Shibori-Technik, einer jahrtausendealten Falt- und Färbetechnik aus Japan. Hierbei werden Muster durch Abbinden, Falten und Knoten erzeugt. Die abgebundenen Stellen verhindern anschließend das Eindringen der Farbe. An den entstandenen Falten bildet sich schließlich ein Muster - ähnlich dem Batiken. Das Ergebnis sind wunderschöne Kreationen, die oftmals überraschen und manchmal auch von Ness wieder verworfen werden. Aber das, sagt Ness, ist gerade der Reiz an dieser Technik und der Arbeit mit Seide. Das mintgrüne Kleid "Sommerwind" begeistert mit seinem eleganten dreilagigen und fein gefalteten Kragen aus Organza, Chiffon und Satin. Und auch das "Blaue Wunder" ist ein Traum.

Hingucker sind auch die Korallenbilder. Hier wurde Seide plissiert, das heißt gefaltet, eingefärbt und als besonderer Clou an den äußeren Rändern mit einer Kerze weggeschmort. So entstehen wunderbar organische Bilder und Objekte sowie Kleidungsstücke, wie ein aus über 80 Seidensternen gefertigtes Kleid, immer tragbar, aber raffiniert und sehr kunstvoll. Die Arbeiten von Hella Ness machen deutlich, wie viel Plastizität und kreative Spielmöglichkeiten im Material Seide stecken.

Die drei Künstlerinnen haben jeweils ganz unterschiedliche Zugänge gefunden, wie sie aus feinsten Seidenfäden naturalistische Bilder sticken, abstrakte Collagen formen, organische Unterwasserlandschaften modellieren und somit das Medium Seide aus unterschiedlichen Perspektiven erlebbar machen. Alle in der Ausstellung gezeigten Arbeiten können käuflich erworben werden.

Das Haus der Seidenkultur veranstaltet im Rahmen der Ausstellung unter anderem einen Stickworkshop mit Brunhild Mauss. Die genauen Termine können beim Haus der Seidenkultur erfragt werden.

(RP)
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