Krefeld Künstler-Ideen für leere Häuser

Krefeld · Kunststipendien in der City: Die Künstlerin Monika Nelles sähe gerne Kreative auf Zeit in lange nicht vermietbaren Immobilien. Sie könnten frische Ideen bringen. Sie selbst hatte in Berlin-Gropiusstadt ein solches Stipendium.

In Berlin ist Monika Nelles auf eine Idee gestoßen, die ein Krefelder Problem lösen könnte: "Quartiersmanagement" ist das Zauberwort. "Es ist das Bemühen, ein Viertel in seiner Funktion zu erhalten, und das kann demnächst für die Innenstadt wichtig werden", sagt die Künstlerin, die auch für die Grünen in der Bezirksvertretung Uerdingen saß. Und da sollen Stadtmarketing und Kunst sich ergänzen.

Das leere Ziellenbach-Haus, das frühere Spielwarengeschäft Seidel, die Werkkunstschule und auch demnächst die leer werdenden Ladenlokale an der Marktstraße und der Ostwall-Kaufhof müssen schnell wieder genutzt werden. "Leer sind sie Ruinen, wo kein Leben stattfindet, und die zu Beschmierung und Zerstörung einladen. So können ganze Straßenzüge schnell herunterkommen." Ein Manager, der für die Vermietung sorgt, ist wichtig. "Da wird man über die Höhe von Mieten nachdenken müssen. Und bei den Flächen, die sich lange nicht vermarkten lassen, ist Kreativität gefragt," sagt sie.

Zum Beispiel von Künstlern. Nicht als Lückenbüßer, die in leeren Schaufenstern ausstellen, sondern als kreative Köpfe, die über Krefeld nachdenken. "Sie kommen von außen, leben hier und nehmen Bezug zur Stadt und den Menschen auf. Sie sehen vielleicht Krefelder Stärken, die wir nicht mehr wahrnehmen."

Nelles hat diese Erfahrung gemacht. Sie gehörte zu den Stipendiaten des internationalen Künstlerresidenzprogramms "Pilotprojekt Gropiusstadt" in Berlin. In der Satellitenstadt aus den 60er Jahren leben 37 000 Menschen. Seit 2002 waren jährlich 30 bis 35 Künstler aus aller Welt für je eine Woche zu Gast in einer Wohnung im 15. Stock eines der Hochhäuser. "Es war sparsam, aber mit dem Notwendigen möbliert, es gab weder Telefon noch Fernsehen oder Computer, aber ein Radio", erzählt Nelles. In dieser einen Woche haben sie sich auf die Umgebung der grauen Betonsiedlung, Berlins ältester Trabantenstadt, eingelassen. "Eine fremde Umgebung ohne Ablenkung lässt Ideen rattern. Auch die Anwohner haben reagiert", sagt Nelles. "Sie sahen, dass ihr Umfeld für Andere interessant ist." Das Ziel des Projekts hieß "temporäre Intervention": kurzzeitige Unterbrechungen des Alltags. Sieben Jahre lang hat die Deutsche Wohnen AG das Projekt gefördert in Kooperation mit dem Kulturnetzwerk Neukölln. Jedes Jahr ist ein Katalog erschienen. Jetzt ist das Projekt ausgelaufen. Die künstlerische Qualität hat im In- und Ausland viele überzeugt. "Wenn wir aus Künstler-Ideen Nutzen ziehen wollen, muss es weiter reichen." Ein Quartiers- oder Stadt-Manager müsse aus Anstößen herausfiltern, ob und was sich konkret umsetzen ließe.

Auch in Dresden und Wien werden Künstler in Stadtteile mit Entwicklungsbedarf geholt, um sie zu beleben. Duisburg macht es als Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr. Aber wie soll Krefeld das schultern?

"Es gibt Fördertöpfe, die muss man nur finden", sagt Nelles. Und kosten müsse es nicht viel. Die Residenzen seien eher leer und brächten keine Einnahmen. Und das sei totes Kapital. Beispiel Werkkunstschule. "Die ist ein Stück Krefelder Geschichte. Dort lässt sich der Stilwerk-Gedanke verwirklichen." Sie findet das Konzept des Architekten Wolfgang Janssen klug, in diesen Räumen Ateliers und Werkstätten für Kunstschaffende einzurichten. "Das hat Bezug mit dem Standort und zur Stadt. Und es könnte auch Absolventen der Hochschule Niederrhein an Krefeld binden." Denn das Flair einer Hochschulstadt habe die Innenstadt nicht.

(RP)
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