Krefeld Kresch bringt Kultbuch auf die Bühne
Krefeld · "Wir alle für immer zusammen" nach einem Buch von Guus Kuijer hat am Freitag Premiere im Kresch-Theater. Ein junges Mädchen schafft sich darin Inseln der Ruhe im Chaos der Welt.
"Theodor Adorno sagte einst: Es gibt kein Richtiges im Falschen", sagt Helmut Wenderoth, der Regisseur des neuen Theaterstücks im Kresch-Theater Krefeld. "Unser Stück antwortet darauf: Falsch!" So fasst der erfahrene Theaterregisseur die Geschichte "Wir alle für immer zusammen" in kurze Worte. Mit der Premiere am Freitag, 22. September, 19 Uhr, in der Fabrik Heeder startet das Stadtkinder- und -jugendtheater in die neue Spielzeit.
"Wir alle für immer zusammen" geht zurück auf ein preisgekröntes Buch gleichen Namens des niederländischen Autors Guus Kuijer. Er erhielt für die Geschichte zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Astrid-Lindgren-Preis.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 13-jährige Polleke, die in ein Leben geworfen ist, das von der Normalität, wie sie oft verstanden wird, meilenweit entfernt ist. Ihr Vater ist ein Drogendealer, die Mutter verliebt sich in Pollekes Lehrer, und sie selbst in einen marokkanischen Jungen - was nicht eben den Beifall ihres Umfelds findet. Immer wieder scheint Pollekes Welt an diesen Umständen zu zerbrechen. Doch anstatt aufzugeben und sich den Worten des großen Philosophen Adorno zu ergeben, entscheidet sich Polleke, bewusst zu leben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Immer wieder schafft sie es, dem Chaos um sie herum zu entfliehen, ohne es zu verneinen. Sie akzeptiert es als ihre Lebensrealität, schafft sich aber Freiräume. Inseln der Freude und des Glücks. Auch durch ihre Literatur. Polleke schreibt Gedichte und Tagebucheinträge, durch die sie das Chaos kanalisiert und eine große Kraft entwickelt.
Die Inszenierung soll eher minimalistisch aufgezogen werden. Das Bühnenbild ist ein aufgeschlagenes Buch, auf dem mit großen Buchstaben die einzelnen Handlungsorte dargestellt werden. Für die Kostüme war das Team in der Innenstadt bei einer bei jungen Leuten beliebten Bekleidungskette einkaufen. "Wir wollten authentisch das darstellen, was Jugendliche heute tragen. Und das gleicht oft einer Uniformierung. Im Alter von 13 Jahren sind Jugendliche sehr unterschiedlich, aber nicht gefestigt genug, diese Unterschiede zu leben. Das wollten wir transportieren", berichtet Ingrid Krusat-Dahmen, die für die Kostüme verantwortlich zeichnet.
Wenn das Theater am Freitag um 19 Uhr zur Premiere lädt, dann wird Schauspielerin Britta Weyers zehn Charaktere darstellen. Insgesamt treten drei Darsteller auf, die knapp 20 unterschiedliche Figuren spielen. Geeignet ist das Stück, das als Jugendtheater konzipiert ist, für Zuschauer ab elf Jahre. Doch ganz bewusst sei es so angelegt, dass es auch für Erwachsene ein interessantes Erlebnis biete. Es drücke eine Lebensrealität aus. "Nicht alles wird gut, das ist aber kein Grund, aufzugeben", wie Wenderoth es ausdrückt.
Die Geschichte soll vor allem Mut machen. Mut, dass in einer Welt, in der die gewohnte Normalität eigentlich zur Ausnahme verkommt, auch eine persönliche Normalität, ein persönliches Glück und ein gelingendes, lohnendes Leben möglich ist. Die Botschaft kann, das haben die Akteure bei den Proben erlebt, doch hier und da zu Tränen rühren.