Gemeinsam fairer handeln Krefelds Weg zur Fairtrade-Stadt

Krefeld · Die Steuerungsgruppe „Fairtrade Town“ will ihre Aktivitäten in Krefeld ausbauen. So sollen weitere Schulen für das Projekt gewonnen werden und sich auch Gastronomen und Einzelhändler beteiligen, um fairen Handel in der Stadt zu etablieren.

 Die Mitglieder der Steuerungsgruppe in einer Videokonferenz: (oben v. l.): Christina Kockerols, Philine Barrawasser, Ariane Stedtfeld;  (Mitte v. l.): Ingrid Vogel, Christa Redeker, Janine Dietsch; (unten v. l.): Darina Finsterer, Susanne Brakhane.

Die Mitglieder der Steuerungsgruppe in einer Videokonferenz: (oben v. l.): Christina Kockerols, Philine Barrawasser, Ariane Stedtfeld;  (Mitte v. l.): Ingrid Vogel, Christa Redeker, Janine Dietsch; (unten v. l.): Darina Finsterer, Susanne Brakhane.

Foto: Stadt Krefeld

Die Steuerungsgruppe „Fairtrade Town“ Krefeld will ihre Aktivitäten in der Stadt verstärken und freut sich über weitere Unterstützer im Bündnis. „Wir suchen neue Mitglieder, die Ideen und Lust haben, Krefeld fairer zu gestalten“, sagt Christa Redeker, die auch Vorsitzende des Eine-Welt-Ladens in Krefeld ist, als eine der beiden neuen Sprecherinnen der Gruppe. Ihre Kollegin Philine Barrawasser, als Umweltberaterin bei der Verbraucherzentrale in der Steuerungsgruppe tätig, ergänzt: „Wir freuen uns über Menschen mit unterschiedlichem Background und möchten vielfältige Ideen umsetzen.“

Ihre Motivation sei es, als Verbraucherschützerin die Zusammenhänge deutlich zu machen. „Ohne die Beteiligung von Verbraucherinnen und Verbrauchern kann ein faires Konsumieren und Produzieren nicht erreicht werden. Als Umweltberaterin will ich mit Informationen Menschen sensibilisieren, möglichst nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen. Zukünftig möchte ich die Krefelder Gastronomie für den Einsatz fair gehandelter Produkte motivieren.“

Eine der Bestrebungen der Steuerungsgruppe ist es, weitere Schulen in Krefeld als Unterstützer der Fair-Trade-Idee zu gewinnen. Mit dem Gymnasium am Stadtpark gibt es bisher eine Fairtrade-Schule im Stadtgebiet. „Stadtpark FAIRändert“ heißt dort das Motto, nachdem die Schule vor einem Jahr als „Fairtrade School“ ausgezeichnet wurde. An dem Gymnasium werden immer wieder Aktionen rund um das Thema fairer Handel angeboten: An Aktionstagen werden faire Bananen verkauft, auch fair gehandelte Süßigkeiten können die Schüler erwerben.

Bei den Kindern und Jugendlichen wächst mit solchen Aktionen auch das Verständnis für globale Handelsbeziehungen. Ingrid Vogel und Susanne Brakhane, beide Lehrerinnen und Mitglieder der Steuerungsgruppe, haben sich zum Ziel gesetzt, jetzt viele weitere Krefelder Schulen zu motivieren, das Siegel „FairTradeSchule“ zu erwerben. „Aktiv tätig bin ich in Friedens- und Umweltgruppen sowie in der Gewerkschaft, wo ich mich für die Umsetzung der Agenda 2030 der UNO mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen einsetze. Frieden und Gerechtigkeit hängen untrennbar zusammen“, sagt Ingrid Vogel, die gemeinsam mit Susanne Brakhane auch im Frauenpolitischem Forum Krefeld engagiert ist. „Für mich als ehemalige Fachberaterin Gleichstellung der Bezirksregierung ist Geschlechtergerechtigkeit als Ziel der Agenda 2030 schon lange ein wichtiges Thema. Fairer Handel bricht Ungleichheit auf. Darum engagiere ich mich für ein faires Krefeld“, sagt Susanne Brakhane.

Im September 2018 ist der Stadt Krefeld das „Fairtrade Town“-Siegel verliehen worden. Seitdem darf sie sich „Fairtrade Town“ nennen. Die Stadtverwaltung hat selbst schon auf vielerlei Art Aktionen im Zusammenhang mit fairem Handel initiiert. Sabine Lauxen, Dezernentin auch für den Bereich Umwelt und Verbraucherschutz, erläutert den Weg bis zur Auszeichnung: „Seit dem entsprechenden Ratsbeschluss wird bei allen Sitzungen des Rates und der Ausschüsse sowie im Büro des Oberbürgermeisters ausschließlich fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt wie Tee, Zucker oder Orangensaft angeboten.“ Ein weiterer Schritt im Projekt fairer Handel sei, dass öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Vereine und Kirchen-/Glaubensgemeinden sowie Einzelhandelsgeschäfte, Floristen, Cafés und Restaurants mindestens zwei Produkte aus fairem Handel anbieten. „Außerdem werden Informations- und Bildungsaktivitäten zum Thema durchgeführt“, erklärt Sabine Lauxen.

Begleitet und organisiert wurde der Prozess durch die Steuerungsgruppe, die sich turnusmäßig alle sechs Wochen trifft und Aktivitäten sowie Aktionen vor Ort koordiniert und diese öffentlichkeitswirksam umsetzt. In Zeiten der Pandemie tagt die Gruppe digital. Aktuell besteht die Gruppe aus acht Mitgliedern. Für die Stadt Krefeld ist Darina Finsterer als Projektmanagerin „Fairer Handel und Nachhaltigkeit“ in der Steuerungsgruppe aktiv. „Meine Aufgabe ist es, die Arbeit für den fairen Handel seitens der Kommune zu unterstützen. Auf die Umsetzung vieler neuer Projekte, wie den Aufbau einer interkommunalen Partnerschaft mit einer Kommune im so genannten globalen Süden, freue ich mich“, sagt Darina Finsterer.

Im Rahmen einer Kooperation mit „Fair Venlo“ tauscht sich die Steuerungsgruppe schon jetzt grenzüberschreitend über fairen Handel aus. Darüber hinaus ist geplant, in der Verwaltung das Thema ,Faire öffentliche Beschaffung‘ zu etablieren. „Der faire Handel wächst seit Jahren. Immer mehr Menschen wissen um diese Form nachhaltigen Konsums“, sagt Ariane Stedtfeld, die mit Janine Dietsch beim Rheinischen Dienst für Internationale Ökumene (GMÖ/Rio Niederrhein) arbeitet, einer Einrichtung der Evangelischen Kirche im Rheinland. Ariane Stedtfeld und Janine Dietsch möchten mit ihrem Engagement in der Steuerungsgruppe das Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung und den fairen Handel fördern und damit bessere Lebensbedingungen für die Erzeuger der Produkte schaffen. Beide haben sich unter anderem an der Verteilung von fair gehandelten Rosen beteiligt.

Neu dabei ist Ariane Drieskes: „Als Diakonin und Jugendleiterin der evangelischen Kirchengemeinde Hüls ist es mein Anliegen, schon mit Kindern und Jugendlichen in die Diskussion um Konsum, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einzutreten. Der Kirchenkreis Krefeld-Viersen befindet sich zurzeit im ökofairen Jahr und viele Gemeinden arbeiten bereits an Veränderungen. Auch in der Jugendarbeit ist das Thema präsent, so wird Hüls beispielsweise in diesem Jahr die Zertifizierung zum fairen Jugendhaus erhalten. Ziel ist es, mit vielen kleinen Schritten eine große Veränderung im Denken und Handeln zu bewirken.“

(RP)
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