KR wie Krefeld Krefelds Schatzkammern

Krefeld · In einer Ratsvorlage der UWG fand sich unlängst der lapidare Hinweis, dass es im Rathaus eine Liste der Kunstwerke aus dem Kaiser-Wilhelm-Museum gebe, die mehr als 100.000 Euro wert seien. Auf die Frage an die Stadt, ob man diese Liste einsehen könne, war die Antwort: Nein, und zwar aus versicherungstechnischen Gründen.

Das ist schade, denn mit dieser Liste in der Hand ließe sich vielleicht griffig belegen, welche Schätze Krefeld in seinen Museen birgt und welche Verantwortung der Stadt damit zufällt.

Krefeld ist in einer eigentümlichen Lage: Die Stadt, die durch Arbeit, Handel, Handwerk und Industrie geprägt ist und sich seit Jahrzehnten mit der Armut der öffentlichen Hand abplagen muss, birgt Kunst- und Geschichtsschätze in beeindruckendem Ausmaß. Krefelds Museen haben eine Substanz, wie man sie nicht so oft antrifft. Das Museum Burg Linn ist dabei das vielleicht am meisten unterschätzte Museum der Stadt. Immer noch umweht es der Geruch eines Heimatmuseums — zu Unrecht. Exponate wie der Goldhelm — aber nicht nur er — machen es zu einem international interessanten Haus. Mal lokalpatriotisch zugespitzt: Wo das schicke Neanderthal-Museum viel Computer-Tamtam und Puppenwerk liefert, zeigt das Museum Burg Linn Jahrtausende alte Originale.

Die Selbstverständlichkeit, mit der dies gewusst wird, hat auch etwas Hinderliches: Es ist schon hilfreich, sich ab und zu die kulturellen Schatzkammern Krefelds vor Augen zu führen. So eine Großinvestition wie die für das Kaiser-Wilhelm-Museum tritt dann in seiner historischen Wertigkeit hervor. Das wiederum lehrt Gelassenheit. In 20 Jahren redet kein Mensch mehr vom Nothaushalt — was bleibt, wird die Anstrengung sein, einmalige Artefakte für die Nachwelt zu bewahren und würdig zu präsentieren.

Darauf kann eine Bürgerschaft auch schon mal stolz sein — einfach weil es richtig ist.

(RP)
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