Wahlkreis Moers, Neukirchen-Vluyn, Krefeld-Nord Der Aufbruchstimmungsmacher

Krefeld/Moers · Als Bundestagskandidat im Wahlkreis 114 steht der Moerser Jan Dieren für ein zeitgemäßes sozialdemokratisches Programm. Warum er die politische Neuausrichtung und die stärkere inhaltliche Abgrenzung zum politische Gegner für richtig hält.

 Im Wahlkreis 114 geht der Moerser Jan Dieren für die SPD ins Rennen.

Im Wahlkreis 114 geht der Moerser Jan Dieren für die SPD ins Rennen.

Foto: SPD

Für die SPD dürfte Jan Dieren ein Traumkandidat sein: Gerade einmal 30 Jahre alt, aber trotzdem politisch erfahren, mit klassischem sozialdemokratischen Profil – so eine Kombination findet sich nicht an jeder Ecke im Wahlkreis.

Eine Findungskommission hatte den Moerser im vergangenen Jahr ausgewählt, die Vorstände im Unterbezirk Krefeld und des Kreisverbands Wesel standen einstimmig hinter ihm. Dieren sei ein starker Kandidat, klug im politischen Urteil und mit starker Meinung, heißt es innerhalb der Partei; einer, der nicht nur bodenständig sei, sondern sich auch stark für sozialdemokratische Inhalte einsetze. Also: So etwas wie der personifizierte „frische Wind“, der in einer Region ankommt, in der das Argument „Wir wählen immer SPD“ zuletzt nicht mehr entscheidend war.

Dieren tritt im traditionsreichen Wahlkreis 114 an: Von 2002 bis 2017 holte ihn Siegmund Ehrmann (SPD) immer direkt, bevor zuletzt Kerstin Radomski (CDU) die „SPD-Hochburg“ eroberte. Vor vier Jahren war das eine Sensation. Radomski geht auch bei dieser Wahl ins Rennen.

Beim Haustürwahlkampf in den vergangenen Wochen sei ihm tatsächlich auch viel Enttäuschung entgegengeschlagen, sagt Dieren. Diese Personen, die bei den letzten Wahlen nicht selten zu Nicht- oder Protestwählern wurden, will er für die SPD zurückgewinnen. Als Bundestagskandidat steht er für ein neues, zeitgemäßes sozialdemokratisches Programm.

 „Ich halte die politische Neuausrichtung, also zum Beispiel das Soziale stärker in den Blick zu nehmen, die stärkere inhaltliche Abgrenzung zum politische Gegner, für richtig“, betont der 30-Jährige. „Am Ende geht es einfach darum, dem Wähler klar zu machen: Hier gibt es unterschiedliche Politikvorschläge.“

Die SPD müsse wieder den Mut haben, für die arbeitenden Menschen einzustehen, sagt Dieren. „Entwicklungen wie unbezahlbare Mieten, geringe Renten, den Wandel der Arbeitswelt und die Klimakrise müssen wir grundlegend angehen.“ Sein Vorschlag: Kommunalen Wohnungsbau stärken und Unternehmen bei nachhaltiger Produktion stärker in die Pflicht nehmen. „Gerade in der Pandemie zeigt sich überdeutlich, wie dringend notwendig eine Weiterentwicklung unserer Gesellschaft ist, die allen Menschen Sicherheit und Freiheit gibt.“

Nicht direkt für Entscheidungen der Vergangenheit verantwortlich zu sein, sich Kritik anhören zu können, ohne Abbitte leisten zu müssen, ist wohl ein Vorteil, den der 30-Jährige als Einsteiger hat. Dieren entstammt einer „politischen Familie“ von Sozialdemokraten. Andere sprechen, halb humor-, halb respektvoll, von den „Moerser Kennedys“.

Jan Dierens Vater Mark Rosendahl ist seit Jahren im Moerser Stadtrat, wo er zeitweise die SPD-Fraktion anführte. Tante Silvia Rosendahl saß ebenfalls bis 2017 im Stadtrat (und scheiterte im gleichen Jahr mit einer Bewerbung um die Bundestagskandidatur). Großvater Hans-Wilhelm Rosendahl war Chef des SPD-Ortsvereins Rheinkamp und stellvertretender Bürgermeister der Stadt. „Bei uns in der Familie war es immer normal, darüber zu sprechen, wie wir als Gesellschaft zusammen leben wollen“, sagt Dieren.

Seit er 16 Jahre alt ist, ist er Mitglied der Sozialdemokraten. Er fiel als aktiver Juso auf und war zuletzt stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungsozialisten. Seit der Kommunalwahl im vergangenen Jahr hat er erstmals auch in Moers ein Mandat inne: In Meerbeck wurde er direkt in den Stadtrat gewählt, wo er jetzt Vorsitzender des Sozialausschusses ist.

„Was ich mache, mache ich richtig und mit voller Energie“, sagt Dieren. Deshalb habe er in den vergangenen Jahren bewusst auf die Übernahme eines Mandats verzichtet, weil er seine Ausbildung zu Ende bringen wollte. Nach dem Abitur am Moerser Gymnasium Adolfinum absolvierte Dieren ein freiwilliges Jahr in einer Suppenküche in Kolumbien, studierte dann Jura, Philosophie und Romanistik. Im Januar legte er sein zweites juristisches Staatsexamen ab. Seither arbeitet er als Rechtsanwalt in einer Kölner Kanzlei.

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