Krefeld Krefelder Protest gegen Sklaverei

Krefeld · Barack Obama, der neue Präsident der Vereinigten Staaten, hat bei seiner Vereidigung von der Gleichberechtigung aller Menschen gesprochen. Und auch Krefelder Auswanderer haben sich in Nordamerika einst für die Rechte aller stark gemacht: Sie waren dabei, als 1688 in Germantown der erste Prostest gegen die Sklaverei formuliert wurde.

Ein Land ohne Repressalien, in dem die Menschen ihren Glauben frei leben können — dieses Versprechen überbrachte der Theologe Franz Daniel Pastorius im Jahr 1683 den Krefelder Mennoniten und Quäkern. Im selben Jahr folgten 13 Krefelder Familien dem Theologen in die neue Welt.

Gründer von Germantown

Nach 49 Tagen auf See erreichten sie mit der ersten organisierten Auswanderungsgruppe den heutigen US-Bundesstaat Pennsylvania. Nahe der Stadt Philadelphia gründeten die Siedler Germantown.

Schon auf ihrem Weg in die neue Heimat erlebten sie in den Sklavenhandel in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam. Sie hörten auch grausame Geschichten von der Verschleppung der Menschen aus Afrika. Diese Eindrücke blieben ihnen in Erinnerung, als sie ihr Ziel erreichten.

Dort mussten sie feststellen, dass Puritaner und Quäker, die sonst für die allgemeinen Menschenrechte eintraten, keine Probleme mit dem Menschenhandel hatten und diesen nicht für Unrecht hielten. Aus den Reihen der Krefelder Siedler waren es wohl Mennoniten, die den Anstoß für eine Ablehnung der Sklaverei gaben. Am 18. April 1688 wurde im Haus des Krefelders Thones Kunders der erste öffentliche Protestbrief gegen die Sklaverei in Amerika verfasst.

Die Unterzeichner: Gerrit Hendricks, Dirck op den Graeff (Krefeld), Franz Daniel Pastorius und Abraham op den Graeff (Krefeld).

"Ein schrecklicher Gedanke"

In dem Originalbrief der damaligen Zeit, heißt es: "Gibt es irgendjemand, der zufrieden wäre, wenn ihm so geschähe oder wenn man ihn so behandele, nämlich ihn verkaufte und für seine Lebzeit zum Sklaven machte? […] Sie sind schwarz, aber wir begreifen nicht, wie dies ein besseres Recht gibt, sie zu Sklaven zu machen, als weiße zu halten." Und: "dagegen, dass man Menschen hierher bringt, sie raubt und gegen ihren Willen verkauft, erheben wir Einspruch! In Europa müssen viele Unterdrückungen erleiden, des Gewissens halber; hier unterdrückt man Menschen von schwarzer Hautfarbe." Es sei "für uns hier ein schrecklicher Gedanke, dass man in Pennsylvanien Menschen auf diese Weise knechtet." Folgen hatte ihr Protest nicht.

An den Germantown-Mitbegründer Franz Daniel Pastorius erinnert heute eine Straße in Linn.

(RP)
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