Rhythm Matters in Krefeld Eine Musikschule wird 25

Krefeld · Mit drei Räumen starteten Maximilian Zelzner und Michael Mertens 1994 ihre Musikschule für Pop, Rock und Jazz. Heute ist Rhythm Matters die größte private Musikschule der Stadt. Am 6. Juli wird von 11 bis 23 Uhr gefeiert.

 Sie hatten Leidenschaft und Inspiration, aber kein Geschäftsmodell, als sie vor 25 Jahren die private Musikschule Rhythm Matters gründeten: Maximilian Zelzner (links) und Michael Mertens.

Sie hatten Leidenschaft und Inspiration, aber kein Geschäftsmodell, als sie vor 25 Jahren die private Musikschule Rhythm Matters gründeten: Maximilian Zelzner (links) und Michael Mertens.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Wie so viele gute Projekte in den 90er Jahren beginnt die Sache im Blauen Engel. Zwei junge Männer in den Zwanzigern reden in Krefelds Kultkneipe über Musik. Bald fällt der Satz: „Man müsste eigentlich“. Kurz darauf kommt die Frage. „Wieso eigentlich nicht“. Und das war der Start einer Erfolgsgeschichte: Die beiden Musiker Maximilian Zelzner und Michael Mertens gründen eine Musikschule, in der es nicht um klassische Instrumente und klassische Musik geht, sondern um Bands und Songs aus dem Radio. Die Musikschule Rhythm Matters wird 25 Jahre. Das wird am Samstag, 7. Juli, den ganzen Tag gefeiert.

Von 11 bis 23 Uhr spielt die Musik in den Räumen und im Außengelände der Musikschule am Grünen Dyk. Das Horst Hansen Trio (alles ehemalige Rhythm-Matters-Leute) ist dabei und viele Ensembles aus allen Musiksparten.

800 bis 900 Schüler werden in 25 Unterrichtsräumen von 64 Dozenten aus 17 Nationen ausgebildet. Damit ist Rhythm Matters heute die größte private Musikschule in Krefeld. Die Anfänge hatten bescheidene Dimensionen.

Eine „Schule für Schlagzeug, Bass und Percussion“ etablieren Mertens und Zelzner 1994 an der Ritterstraße. Mertens, der vom Düsseldorfer  Drummer’s Institute kommt, ist zuständig für Schlagzeug, Zelzner mit der klassischen Musikausbildung übernimmt den Percussion-Part, und für die Abteilung Bass holen sie Lars Dannenberg. Sie haben nur drei Unterrichtsräume, aber dafür auch ein großes Studio und einen Ensembleraum. „Ohne Tageslicht“, sagt Mertens. Das spielt keine Rolle. Denn sie wollen ein Konzept fahren, das damals völlig neuartig ist: eine Kombination aus Einzelunterricht und Ensemblespiel. „Wir waren voller Inspiration, aber ohne Geschäftsmodell.“ Für Workshops laden sie die angesagtesten Musiker ein. „In Amerika war das üblich. Für uns war es ein Traum, die Musiker zu holen, deren CDs wir im Schrank hatten“, sagt Mertens. „Als Jugendlicher hätte ich so eine Schule großartig gefunden.“

Jugendliche, die keine Proberäume finden oder professionell auf das Spielen in einer Band vorbereitet werden wollen, sind die ersten Schüler. Es ist die Zeit vor den großen Castingshows; Pop, Jazz, Rock spielt in den städtischen Instituten noch keine Rolle. „Wer selber  brennt, kann bei anderen Flammen entzünden“, meint Mertens. Und so sei es nicht schwierig gewesen, junge Menschen für Musik zu begeistern. „Im Gegenteil: Viele sind mit beeindruckender Ausdauer und Leidenschaft dabei. Oft kam die Anfrage, ob wir nicht noch dieses oder jenes Instrument aufnehmen könnten“, ergänzt Zelzner. So erweitert sich die Palette um Gitarren und Bläser und schließlich auch für den klassischen Bereich.

1999 zieht die Schule an den Nauenweg, wo sie neun Räume zur Verfügung hat, seit zehn Jahren ist Grüner Dyk 28-30 die Adresse. Veränderung gehört zum Leben in der Musikschule. „Als Lehrer verändere ich mich, meine Herangehensweise und meine Sicht ständig. Das ist auch reizvoll“, sagt Zelzner. Auch die Schüler hätten sich verändert. Das Niveau sei heute sehr viel höher als vor Jahren. Grund sei die Digitalisierung. „Wir hatten schon vor 15 Jahren eine komplette Medienzentrale in jedem Raum“, erzählt Mertens. Die Konzentrationsphasen der meisten Schüler seien kürzer. Doch ein Klick auf das Video des Lieblingskünstlers bewirke Wunder. „Die Motivation unserer Schüler ist unser größtes Gut“, sagt Musiker Zelzner. Mit den technischen Möglichkeiten kann sich jeder Sänger oder Instrumentalist seine digitale Band zusammenstellen. Per App können Unterrichtsstunden geplant, eine Pinnwand genutzt oder Veranstaltungen angekündigt werden. Ab Herbst sollen Schüler, die einmal nicht zu einer Stunde in die Schule kommen können, ihren Lehrer digital „treffen“. Bei allen  Möglichkeiten der Technik aber ist den Lehrern eines wichtig: das Nahbare der Musik. „Es ist ein Unterschied, ob ich dazu andere Menschen treffe oder nur Youtube nutze“, erklärt Mertens.

Dass weniger Musikunterricht in den Schulen angeboten wird, aber auch der Beginn einer neuen Staffel einer Casting-Show lasse sich an den Anmeldezahlen ablesen. Dass Musik wichtig für die Entwicklung ist, habe sich inzwischen auch bei den Eltern festgesetzt. Welche Instrumente gefragt sind, unterliegt dem Wandel der Musik in den Medien. Klavier, Schlagzeug, Gitarre sind Dauerbrenner. Die 80er waren die Hochzeiten für Bass, die 90er für Percussion. „Das ist extrem abgeflaut“, weiß Zelzner. Die Querflöte sei ein Schwankungsinstrument und derzeit nicht auf dem Gipfel. Aber immer mehr Jugendliche entdecken die Liebe zur klassischen Gitarre und auch zum klassischen Gesang. Zelzner vermutet darin die Suche nach einer Gegenentwicklung zur immer schnelllebigeren Zeit: „Es ist die Suche nach etwas, das Bestand und Substanz hat, nach einem Wert unabhängig von der Mode.“

Auch das kann Musik bieten.

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