Krefeld Krefelder Künstlerin feiert 90. Geburtstag

Krefeld · Christel Schulte-Hanhardt lebt heute wieder in ihrer Geburtsstadt Rietberg an der Ems. In Krefeld hat die Künstlerin, die sich einst im Alter von 53 Jahren an der Kunstakademie in Düsseldorf eingeschrieben hatte, Spuren hinterlassen.

 Arbeiten von Christel Schulte-Hanhardt hängen als Leihgaben in mehreren Krefelder Kirchen.

Arbeiten von Christel Schulte-Hanhardt hängen als Leihgaben in mehreren Krefelder Kirchen.

Foto: Thomas Lammertz

Kurz vor ihrem 90. Wiegenfest ließ sich die Künstlerin Christel Schulte-Hanhardt noch einmal nach Forstwald locken, wo sie lange mit ihrer Familie gelebt und ihr Atelier betrieben hatte. In der Johanneskirche kann man noch zwei Werkgruppen betrachten, die dort als Dauerleihgaben ausgestellt sind.

Am 23. September 1926 in Rietberg an der Ems geboren, war es unter den künstlerischen Disziplinen zuerst das Zeichnen, das ihre Begeisterung weckte. Die klare Linienführung der gelernten technischen Zeichnerin lässt sich in modifizierter Weise bis heute in ihren Arbeiten erkennen. Als junge Frau widmete sie sich allerdings erst einmal ganz anderen Dingen, nämlich diversen Aufgaben im familieneigenen Möbelbauunternehmen und ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter. Dennoch hielt sie ein waches Auge auf aktuelle Entwicklungen in der Kunst. Als das Action Painting nach Europa kam, weckte es sogleich ihr Interesse, und sie nahm auch schon mal an der Salzburger Sommerakademie teil. Schließlich trat die lange glimmende Leidenschaft für die Kunst in voller Kraft hervor, und im stolzen Alter von 53 Jahren schrieb sich Schulte-Hanhardt an der Kunstakademie Düsseldorf ein, nachdem man sich dort nicht nur von ihrer Begabung, sondern auch von der Ernsthaftigkeit ihrer Absicht überzeugt hatte. Von 1979 bis 1984 studierte sie bei Klaus Rinke Bildhauerei, und auch diese Erfahrung bleibt bis heute im Werk der Künstlerin spürbar.

Abstrakt kann man ihre Arbeiten durchaus nennen, gegenstandslos sind sie jedoch keineswegs. Urformen wie der Körper eines Fischs oder die Gestalt einer Knospe kehren in vielfältiger Ausgestaltung wieder und werden mit Elementen ganz unterschiedlicher Provenienz kombiniert. Das können Schnüre vom dünnen Faden bis zur regulären Kordel sein oder Stückchen von Blattgold. Meist jedoch arbeitet sie mit Papieren, die sie reisst, in Tapetenkleister tränkt und zu plastischen Elementen formt, die dann auf- bzw. eingesetzt werden in Bildern auf Leinwand- oder Papiergrund. Über die Jahre immer wichtiger wurde ihr das Körperliche, die räumliche Tiefe, "so wie die Seele ja auch in einem Körper drinsteckt." Schulte-Hanhardts Verankerung im Natürlichen äußert sich auch in den Farbfamilien, in denen sie sich bewegt. Das Erdig-rötlich-bräunliche, aus dem das pflanzliche Leben sprießt, bestimmt die meisten ihrer Bilder, und in den letzten Jahren auch zunehmend das Blau des Wassers als Ursprung allen Lebens. In den faszinierenden Formen, die sie in diesen Tönen teils auf dem Wege der Malerei, teils durch Collage und Überlagerungen erschafft, mag der Betrachter je nach eigener Einstellung die Beschäftigung mit der Evolution oder mit der Schöpfung erkennen. In sakralen Räumen jedenfalls stellt sie besonders gern aus. Schauplätze waren der Niederrhein, Süddeutschland, die Schweiz und Österreich sowie New York.

Bis zu vier mal drei Meter kann ein Bild von Schulte-Hanhardt messen, in jüngerer Zeit arbeitet sie jedoch in kleineren Formaten. Die Bilder in der Johanneskirche sind etwa ein mal drei Meter groß, und in der Friedenskirche am Luisenplatz werden demnächst einige Arbeiten in gängigen Wandbildformaten zu sehen sein, die die Künstlerin ebenfalls in Krefelder Obhut gelassen hat, als sie Anfang dieses Jahres aus Forstwald zurück in den Kreis ihrer Geschwister nach Rietberg zog. Dort ist sie immer noch schöpferisch aktiv und arbeitet auch wie ehedem gern mit Kindern. "Die sind so wunderbar neugierig und unbefangen", lobt sie.

(RP)
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