Krefeld Krefelder Kühe in New Yorker Ausstellung

Krefeld · Noldes Kühe gehen nach Amerika, der Goldhelm in den Louvre, ein Agam-Tableau in die Schweiz. Krefelder Sammlungsstücke sind international gefragt.

Krefelder Kunstwerke vor der "Abreise"
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Krefelder Kunstwerke vor der "Abreise"

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Krefeld besitzt Kunstschätze von hohem Rang. Immer wieder leihen große Museen und namhafte Galerien aus aller Welt für wichtige Ausstellungen Sammlungsstücke der hiesigen Häuser aus. Nicht immer sind es in Krefeld gut bekannte und häufig präsentierte Exponate wie der Goldhelm von Fürst Arpvar. Der Helm aus dem 6. Jahrhundert wird jetzt zusammen mit einer Bronzekanne aus dem Fürstengrab und weiteren Funden aus der Merowingerzeit für die Ausstellung "Goldenes Mittelalter" ans Leidener Rijksmuseum van Oudheden, das niederländische Nationalmuseum für Altertümer, ausgeliehen und reist im Frühjahr, wie berichtet, in den Louvre nach Frankreich.

Werke mit bewegter Geschichte

Im Kaiser-Wilhelm-Museum war Emil Noldes 1913 entstandenes Ölbild "Kühe auf der Wiese" ständig zu sehen. Seit der Schließung ruht es im Depot — und wird nun nach Übersee verliehen. "Die Neue Galerie New York eröffnet am 13. März die Ausstellung "Degenerate Art: The Attack on Modern Art in Nazi Germany, 1937". Die Präsentation versammelt Werke, die im Rahmen der "Säuberung des deutschen Kulturguts" unter der Herrschaft der Nationalsozialisten 1937 in der Ausstellung "Entartete Kunst" und deren Gegenausstellung "Deutsche Kunst" präsentiert wurden", teilen die Kunstmuseen mit.

Das Bild, das früher unter dem Titel "Kuhmelken" bekannt war, hat eine bewegte Geschichte. 1928 hat das Kaiser-Wilhelm-Museum es für seine Sammlung erworben. Es zeigt zwei Kühe vor grünem Hintergrund, die größere vorne rechts blickt nach links. Der Strick an ihrem Kopf könnte bedeuten, dass sie zum Melken angebunden ist. Ein hellblauer Streifen lässt sich als Wasser interpretieren, das dunklere Blau am oberen Bildrand als Himmel. Ein Baum und Segelboot komplettieren die Szene. Das Bild erzählt viel über den Maler Nolde (1867-1956), der als Emil Hansen auf einem Bauernhof im nordfriesischen Nolde aufgewachsen war.

Die Nazis nannten es "entartete Kunst"

Das war nicht die Kunst, die den Gefallen der Nationalsozialisten fand. Beim sogenannten Bildersturm wurde es denn auch als "entartete Kunst" eingestuft und beschlagnahmt: Am 6. Juni 1937 besuchte eine Kommission unter der Leitung des Malers Adolf Ziegler, Präsident der Reichskammer der bildenden Künste, das Haus am Karlsplatz und suchte ein gutes Dutzend Bilder der klassischen Moderne für die später berühmt-berüchtigt gewordene Ausstellung "Entartete Kunst" aus. Die Präsentation war zunächst in München und dann auch in einigen anderen Reichsstädten gezeigt worden.

Auch Wolfgang Willrich, der Verfasser der Streit- und Schmähschrift "Säuberung des Kunsttempels" ist bei diesem Termin im KWM dabei gewesen. Die Kommission zeigte eine von Joseph Goebbels unterschriebene Vollmacht vor, alle Werke deutscher Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiet der Malerei und Bildhauerei auszuwählen und sicherzustellen. Alle Beteiligten waren zu strengster Geheimhaltung verpflichtet.

Rund 80 Kunstwerke wurden 1937 aus der Krefelder Sammlung entfernt

Insgesamt sind etwa 80 Kunstwerke damals aus der Krefelder Sammlung entfernt und zum Teil auf der berühmten Auktion in Luzern 1939 verschleudert und vieles davon später vernichtet worden. Nur die Kühe kamen wieder zurück ins Krefelder Museum: Der Chemiefabrikant Richard Doetsch-Benziger, der Noldes Bild bei der Auktion in Luzern für 2000 Schweizer Franken erworben hatte, schenkte es dem KWM 1948. Doetsch-Benziger war Krefelder und fühlte sich seiner Geburtsstadt auch nach der Emigration in die Schweiz verbunden.

Außerdem gehen Werke, die im vergangenen Jahr in der "Hommage"-Ausstellung für Paul Wember gezeigt wurden, auf Reisen in die Schweiz: Wenn in Basel am 18. Februar das Museum Tinguely eröffnet wird, sind dort auch sechs Krefelder Leihgaben zu sehen: Yaakov Agams "Tableau tactile sonore" (1963), Dieter Roths "Gummibandbild" (1961) und "book a a 23 (Edition MAT)" (1960), Bruno Munaris "struttura continua" (1958/60) und "struttura continua verticale" (1961) sowie Berto Larderas "Jouet pour adultes" (1964).

(RP)
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