Aktion "Bürgerbahn" Krefelder können Anteile an Straßenbahnen erwerben

Krefeld · Volksbank und Stadtwerke legen einen Sparbrief "Krefelder Bürgerbahn" auf. Ab März werden die Konterfeis einiger Zeichner des Sparbriefs auf den zwei neuesten Straßenbahnen zu sehen sein.

Die faszinierende Welt der Straßenbahnen
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In Form eines Sparbriefs können sich die Krefelder an den letzten zwei von insgesamt 31 neuen Niederflurstraßenbahnen beteiligen, die bald in Krefeld auf die Gleise geschickt werden. Volksbank und Stadtwerke Krefeld (SWK) stellten am Freitag ihr gemeinsames Projekt "Krefelder Bürgerbahn" vor, das Bürgern einen attraktiven Festgeldzins bieten soll, gleichzeitig die Identifikation mit dem Fuhrpark der Stadtwerke stärkt.

"Mit der Inbetriebnahme der letzten beiden Niederflurstraßenbahnen Anfang 2015 haben wir die Modernisierung unserer Straßenbahnflotte abgeschlossen. Wir fahren dann mit 100 Prozent Niederflurtechnologie durch Krefeld - umweltfreundlich und zukunftsweisend. Die Sparanlage Bürgerbahn ermöglicht es nun, sich mittels eines Sparbriefs an der Finanzierung dieser letzten beiden Straßenbahnen zu beteiligen und somit gewissermaßen eine eigene Bahn zu erwerben", erklärt Carsten Liedtke, Sprecher des SWK-Vorstands.

"Ich kenne keine vergleichbare Aktion, bei der Bürger ihre Bahnen finanzieren", sagt Guido Stilling, Chef der Stadtwerke mobil. Ein Clou der "Krefelder Bürgerbahn": Alle, die Anteile erwerben, werden auf Wunsch bei der Volksbank fotografiert. Die Gestaltung der beiden Straßenbahnen sieht vor, einige ihrer "Eigentümer" abzubilden. Ab nächster Woche fahren die Bahnen schon durch Krefeld, mit der Beklebung, allerdings noch ohne Fotos, nur mit Platzhaltern. Am 11. März sollen dann die mit den Krefelder Konterfeis beklebten neuen Bahnen bei einem Bahnfest auf dem SWK-Betriebshof präsentiert werden. Je nach Zuspruch beim Casting werden die Konterfeis auch nach einem Jahr ausgetauscht.

 Grafische Darstellung der neuen Bürgerbahn. Zunächst fährt sie mit Platzhaltern durch Krefeld, danach mit echten Krefelder Konterfeis.

Grafische Darstellung der neuen Bürgerbahn. Zunächst fährt sie mit Platzhaltern durch Krefeld, danach mit echten Krefelder Konterfeis.

Foto: SWK

Die Idee eines Sparbriefs haben Volksbank und Sparkasse vor fünf Jahren schon einmal umgesetzt: 2009 fiel der Startschuss für den ersten gemeinsamen Bürgersparbrief, den "Krefelder Sonnenstrom", von Volksbank Krefeld und SWK. Bei dem Projekt konnten Bürger durch die Zeichnung eines mehrjährigen Sparbriefs den Bau von Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund drei Megawatt unterstützen. Das Zeichnungsvolumen damals betrug sieben Millionen Euro. Jetzt wird ein zweiter Bürgersparbrief aufgelegt: die "Krefelder Bürgerbahn", diesmal über vier Millionen Euro. Das ist der Wert von zwei Straßenbahnen abzüglich der öffentlichen Förderung in Höhe von 25 bis 30 Prozent. Bei den vier Millionen Euro handelt es sich also um den Betrag, den die SWK für die Bahn zahlen. Rund 800 bis 900 Sparbriefe werde man ausgeben, schätzt Volksbank-Chef Klaus Geurden.

"Unsere Sparanlage "Krefelder Bürgerbahn" bietet den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, in eine sichere Geldanlage zu investieren und gleichzeitig den heimischen ÖPNV zu unterstützen", sagt Geurden als Vorstandsvorsitzender der Volksbank Krefeld e.G.. Als Stückelung würden Beteiligungen in Höhe von 1 000, 2 500 und 5 000 Euro angeboten.

"Wir zielen also ganz bewusst auf den Kleinanleger, der sein gespartes Geld in sicheren Händen wissen möchte", sagt Geurden. Die Sparanlage hat eine feste Laufzeit von fünf Jahren. Die Verzinsung ist höher, als wenn man derzeit bei der Volksbank normal sein Festgeld anlegen würde, betonte Geurden auf Nachfrage. Da bekäme man maximal 0,4 Prozent Zinsen. Beim Sparbrief Bürgerbahn liegt die Verzinsung im Schnitt verteilt über die fünfjährige Laufzeit bei 0,6 Prozent, im ersten und zweiten Jahr jeweils 0,4 Prozent, im dritten und vierten Jahr jeweils 0,5 Prozent und im fünften Jahr ein Prozent. "Das ist beim momentanen Zinsniveau eine durchaus attraktive Geldanlage", erklärt Klaus Geurden.

Wer den Vergleich im Internet anstellt, wird Angebote mit besseren Konditionen bei Banken finden, aber auch deutlich schlechtere Verzinsung. Geurden betonte gestern, dass es für Bundesschatzbriefe derzeit 0 Prozent Verzinsung gibt.

Die Zeichnungsfrist beginnt am Montag, 12. Januar, zunächst ausschließlich für 8000 Stammkunden der SWK Mobil - den Nutzern der Straßenbahnen - die ein Ticket1000, Ticket2000 oder BärenTicket besitzen und dadurch ein Vorkaufsrecht von 14 Tagen haben. Sie werden durch die SWK in diesen Tagen persönlich angeschrieben. "Wir wollen eine Verbindung schaffen zwischen den ÖPNV-Kunden und ihrer Bahn", erklärt Liedtke.

Die Fotoaktion ist freiwillig, betonen die Stadtwerke. Man müsse nicht an dem Casting teilnehmen. "Jeder Zeichner bekommt, wenn er denn möchte, die Möglichkeit, bei einem Casting für ein Fotoshooting mitzumachen", erklärt Guido Stilling, Geschäftsführer der SWK Mobil. Die Gewinner des Castings können dann künftig ihr Konterfei auf einer der beiden Niederflurstraßenbahnen sehen, daneben der Spruch: "Wir haben uns 'ne Bahn gekauft."

Die SWK hegen auch die Hoffnung, dass die "Bürgerbahn" die Identifikation der Bürger mit den SWK mobil stärkt, dass sogar der Vandalismus dadurch zurückgeht.

(RP)
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