Interview Krefelder Hotelier warnt vor Touristenflaute

Krefeld · Walter Sosul, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Krefeld, kritisiert den Sparplan der Stadt, aus der Niederrhein Tourismus GmbH auszusteigen. Er spricht über die Gefahren des Ausstiegs und Perspektiven für Krefeld als Tourismusziel.

 Walter Sosul, Direktor des Mercure Tagungs- und Landhotels in Traar, auf der Galerie über dem großen Seitenfoyer des Hauses.

Walter Sosul, Direktor des Mercure Tagungs- und Landhotels in Traar, auf der Galerie über dem großen Seitenfoyer des Hauses.

Foto: Thomas Lammertz.

Herr Sosul, in einem neuen Brief an die Politik kritisieren Sie den Krefelder Vorstoß, aus der Niederrhein Tourismus GmbH auszusteigen. Was stört Sie eigentlich an diesem Sparvorhaben?

Walter Sosul Ich kann derzeit nicht erkennen, wo für Krefeld die Reise touristisch hingeht. In den vergangenen Jahren haben wir als Hotels von der Arbeit der Niederrhein Tourismus GmbH profitiert. Bei Messe-Auftritten kann man alleine als Stadt Krefeld keinen anlocken, aber wenn man sagt, dass man zum Niederrhein gehört, weckt man schon Interesse. Wir hatten also das Gefühl, in den vergangenen Jahren mit dem touristischen Profil auf dem richtigen Weg zu sein. Was der Austritt aus der GmbH bedeutet, kann ich noch nicht abschätzen. Es wäre gut gewesen, wenn wir als Hotelgewerbe zu diesem Vorhaben gehört worden wären. Ich habe nun für Mitte März ein Treffen mit Herrn Cloos vom Stadtmarketing verabredet.

Wie sollte sich Krefeld jetzt touristisch aufstellen — sich weiter mit eigenem Profil als Niederrhein-Stadt vermarkten?

Sosul Diese Frage stellen wir uns auch. Als Verbund mit vier Städten und Landkreisen konnten wir uns ganz anders aufstellen als alleine. Es gibt derzeit kein neues Konzept, was man machen will. Fangen wir wieder von vorne an und versuchen der Stadt ein eigenes Gesicht zu geben?

Aber war es nicht auch Etikettenschwindel, eine Produktenttäuschung, wenn man auswärtigen Gästen Krefeld als Zentrum einer Niederrhein-Fahrradidylle verkaufte?

Sosul Einspruch, einen Etikettenschwindel kann ich nicht erkennen: Radfahren kann man in Krefeld super. Viele meiner Besucher in Elf-rath habe ich auf Routen entlang des Rheins, nach Nettetal oder hoch an den Niederrhein geschickt. Die kamen immer begeistert zurück, viele sind Wiederholungstäter. Ich sehe, dass die Idee, den Niederrhein als Fahrradregion zu vermarkten, auch für Krefeld Erfolge gebracht hat. Im vergangenen Jahr hatte ich 7000 Niederländer zu Gast, die die Region mit dem Fahrrad erkundet haben. Krefeld profitiert dabei auch zur Nähe nach Düsseldorf und Köln — von hier aus lassen sich also beide Vorzüge genießen. Wir bemerken zunehmend, dass man den Niederrhein als Alternative zu Sauerland und Münsterland entdeckt. Dort haben die Touristen mittlerweile jede Burg gesehen, bei uns gibt es viel zu entdecken.

Wie wird Krefeld künftig auf der touristischen Landkarte für sich werben können?

Sosul Ich befürchte, dass man uns weniger wahrnimmt. Wir als Hotellerie am Niederrhein haben uns abgestimmt, zumindest in Kontakt bleiben und den Niederrhein gemeinsam vermarkten zu wollen.

Kommunales Engagement fordern ist das eine — aber hätten sich die Hotels nicht an der Niederrhein Tourismus GmbH beteiligen können?

Sosul Das haben wir ja vorgeschlagen. Mit einem sechsstelligen Betrag wollten sich die Hotels am Niederrhein an der GmbH beteiligen. Das ist aber nicht gewünscht, weil wir gleichzeitig natürlich auch Mitspracherechte gefordert haben. Unser Geld hätte man gerne genommen, nicht aber unsere Meinung.

SEBASTIAN PETERS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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