Dramatische Kostensteigerungen Krefelder Folklore-Fest ohne Hilfe vor dem Aus

Krefeld · Die Macher des Folklore-Festes schlagen Alarm: Die Kosten laufen ihnen davon, es gibt kaum noch ehrenamtliche Helfer, die Einnahmen schwinden. Ohne Sponsoren und mehr Hilfe steht das Fest vor dem Aus. 

Machten zuletzt 36.000 Euro Verluste: Michael Spatz und Jordi Preußer, die Organisatoren des Folklore-Festes, schlagen Alarm. Nach Corona werden Helfer und Sponsoren gebraucht.

Machten zuletzt 36.000 Euro Verluste: Michael Spatz und Jordi Preußer, die Organisatoren des Folklore-Festes, schlagen Alarm. Nach Corona werden Helfer und Sponsoren gebraucht.

Foto: Sven Schalljo

Das Krefelder Folklorefest ist eine ganz feste Einrichtung in Krefeld. Im Jahr 2023 wird, wenn die Finan­zierung steht, bereits die 44. Aus­gabe stattfinden. Seit Jahren zieht das beliebte Fest Tausende Menschen an die Alte Kirche. Doch wie lange das noch der Fall sein wird, ist der­zeit fraglicher denn je. „Im ver­gangenen Jahr sind uns die Kosten durch Corona endgültig davongelau­fen. Wir hatten vor zehn Jahren Ge­samtkosten von 25.000 Euro. 2022 waren es 103.000. Dazu kommt, dass wir einen großen Teil unserer Ein­nahmen aus den Getränkeverkäufen ge­nerieren. Aufgrund der Kostenstei­gerungen hatten wir den Preis pro Bier auf vier Euro festgelegt, was für ein Festival eigentlich echt günstig ist. Leider haben die Kun­den das nicht honoriert und sind lieber in die umliegenden Kneipen gegangen“, erzählt Michael Spatz, der mit Jordi Preußer den auf zwei Personen verringerten Vorstand des Vereins bildet.

„Auch das ist ein Symptom, das die Probleme zeigt. Wir finden einfach keine Ehrenamtler. Weder für den Vorstand noch als Helfer an Bier­ständen und so weiter. Darum sind wir mittlerweile auf bezahltes Per­sonal von Security bis Thekenperso­nal angewiesen, was natürlich die Kosten enorm treibt“, sagt Preußer. Hier appellieren die beiden Ehren­amtler: „Wir suchen auf jeden Fall noch Menschen, die uns helfen. Zehn bis zwanzig weitere Helfer wären ein Traum!“

Weiteres Problem: Aufgrund der Bau­stelle am Bröckske musste das Fest auf den kleineren Evangelischen Kirchplatz umziehen. „Das sind 300 oder 400 Quadratmeter weniger. Der Platz ist sehr uneben, was einen aufwendigeren Bühnenbau bedingt, und wir hatten sehr schlecht erreichba­re Bierwagen. Das alles hat sicher zum großen Verlust, den wir gemacht haben, beigetragen“, sagt Spatz.

Dieser belief sich nach ihren Anga­ben auf satte 36.000 Euro. „Wir hatten vor einigen Jahren schon einmal knapp 5.000 Euro Miese. Die wurden dann aus privaten Kassen ausgeglichen und über die Zeit zu­rückgezahlt. Aber bei dieser Summe wäre es das Ende des Vereins gewe­sen, wären wir darauf sitzen ge­blieben“, sagt Preußer. „Glückli­cherweise gab es den Bundesförder­topf ‚Neustart Kultur‘, über den wir die Verluste ausgeglichen beka­men. Der läuft aber im Juni aus. Unser Folklorefest wird am 4. und 5. August stattfinden. Das heißt: Auf diese Förderung können wir, wenn sie nicht neu aufgelegt wird, nicht bauen“, erläutert er weiter.

Immerhin hätten verschiedene städ­tische Akteure Zusagen gemacht. „Es gibt eine feste Zuwendung aus dem Rat von 9.300 Euro. Dazu kommen an­dere Gelder wie bezirksbezogene Mittel und so weiter. So kommen wir insgesamt auf 25.000 Euro. Aber wir suchen dringend weitere Sponsoren und eben Helfer“, sagt Spatz klar.

Das Folklorefest 2023 sei weitge­hend sichergestellt. Wie es darüber hinaus aussieht, das stehe in den Sternen. „Wir denken natürlich über viele Dinge nach. Das sind Sachen wie die Struktur des Bierpreises. Wir wollen auch noch einmal einen Anlauf ma­chen, mit den Wirten entsprechende Absprachen zu treffen, dass die dann zum Beispiel für ihre Stamm­kunden vorab Bonuskarten ausgeben oder Ähnliches und sonst einfach den Preis für zwei Tage erhöhen. Dafür gibt es ja dann in den Bars auch ein intensives Kulturpro­gramm“, erläutert Preußer.

Trotzdem, ohne weitere Sponsoren, werde es auf Dauer schwer. „Wir können allerlei Sponsoringmöglich­keiten bieten. Das geht von der Homepage über Aufsteller und Banner bis hin zur Präsenz auf Flyern. Wenn jemand den ganzen Deckel zahlt, würden wir auch die ganze Bühne für ihn umdesignen“, sagt Spatz lachend und fährt fort: „Aber im Ernst: Je­der Betrag hilft. Von ein paar hun­dert Euro bis zu größeren Beträ­gen. Wir sind für jede Hilfe, auch Spenden, dankbar“, betont er.

Den beiden Protagonisten ist deut­lich anzumerken, wie viel Herzblut sie in die Sache stecken und wie nah ihnen die Situation geht. „Die Bands für kommendes Jahr können wir noch nicht nennen. Aber eins kann ich sagen: Dieses Jahr sollte eine aus Reunion kommen, die hat dann ihre Tour abgesagt, und da wir nach­haltig sein wollen, fliegen wir sie dann nicht extra ein. Sie kommen aber sicher im kommenden Jahr und sind eins der Highlights“, verkün­det Preußer freudig. Seine Vorfreude ist trotz aller finanziellen Probleme ungebrochen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort