Krefeld Krefelder FDP kritisiert Zweitstimmenkampagne

Krefeld · Schon kurz vor 18 Uhr ist im FDP-Büro maximal ein gedämpfter Optimismus zu spüren. "Wir sind diesen Irrsinn gewohnt", frotzelt Bundestagskandidat Michael Terwiesche in Erwartung der Hochrechnung noch. Bürgermeisterin Jutta Pilat plant schon mal für den Ernstfall: "Wenn wir hinfallen, stehen wir auch wieder auf."

Nach 18 Uhr — der Ernstfall ist eingetreten — dann nur noch versteinerte Gesichter: Neben Terwiesche und Pilat haben sich Joachim Heitmann, Günther Porst und eine Handvoll weiterer Liberaler versammelt, um das Ergebnis der Bundestagswahl live zu verfolgen — ohne den Bundestagsabgeordneten Otto Fricke allerdings, denn der ist in Berlin. Bei Bekanntgabe der Prognose mit 4,7 Prozent erstirbt das Gespräch.

"Ruhig Blut, jetzt mal nicht die Nerven verlieren", meint Terwiesche nach langen Schrecksekunden. Aber auch das Umschalten auf einen anderen Sender hilft nicht. Dort sind die FDP-Zahlen noch schlechter. "Das ist eine dramatische Niederlage für die FDP", muss der Bundestagskandidat eingestehen. "Der Wähler hat uns wohl keine prägende Wirkung für die nächste Legislaturperiode zugetraut." Und: "Wir müssen uns auch über Personen unterhalten." Das sieht der Krefelder FDP-Chef Joachim Heitmann anders. Er will keine Personaldebatte starten: "Vier Sachthemen sind Grund für diese Niederlage. Erstens, dass unsere Steuerpläne "Einfacher-Niedriger-Gerechter" direkt von Schäuble kassiert worden sind.

Das Zweite ist die Energiewende, die technisch schlecht umgesetzt worden ist." Als dritten Grund nennt er die Euro Krise, die der AfD Wähler zugespielt habe. "Und das letzte ist eine FDP-Zweitstimmenkampagne, die nicht mit Argumenten, sondern mit Mitleid gearbeitet hat." Dass die Krefelder JuLis Plakate mit dem Zweitstimmen-Aufruf beklebt hätten, sei von Berlin aus gesteuert worden.

Für den Krefelder FDP-Bundestagsabgeordneten Otto Fricke ist die Zeit als Abgeordneter somit zu Ende. Wie es für ihn beruflich weitergeht, sei noch nicht entschieden.

(cpu)
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