In der Krefelder Innenstadt Fahrlehrer demonstrieren mit Autokorso
Update | Krefeld · Mit einem Autokorso durch Krefeld haben am Freitag rund 80 Fahrlehrer und ihre Schüler gegen lange Wartezeiten beim TÜV demonstriert und auf die wirtschaftlichen Folgen für die Fahrschulen aufmerksam gemacht.
Knapp 60 Fahrzeuge bildeten am Freitagvormittag einen Autokorso, der sich mit Polizei-Begleitung durch Krefeld schlängelte. Ein paar der Fahrzeuge waren als Fahrschulwagen gekennzeichnet. Mit der Demonstration wollen die Fahrlehrer auf Probleme bei der Führerscheinprüfung aufmerksam machen, die durch lange Wartezeiten beim TÜV Rheinland entstehen. So würden in Folge Prüfungstermine verschoben oder ganz abgesagt.
Anfang Juni hatten bereits knapp 100 Fahrlehrer aus ganz NRW in Düsseldorf demonstriert. Auch sie beklagten große wirtschaftliche Schäden für die Fahrschulen durch Prüfungsabsagen. Gleichzeitig sei die Situation für Prüflinge ebenfalls schwierig. So seien Auffrischungen notwendig, wenn mehrere Wochen auf einen Termin gewartet werden müsse. Und auch bei den theoretischen Prüfungen gebe es mittlerweile lange Wartezeiten. Ufuk Özdemir, Geschäftsführer der Fahrschule „Friendly Drive“ in Krefeld, bestätigt diese Einschätzung. Er hat die Aktion am Freitag organisiert und sagt: „Es ist fünf vor zwölf. Wir Fahrlehrer fragen uns, ob es überhaupt noch Sinn macht, Schüler auszubilden, wenn der Prüfungsstau so groß ist, dass aktuell kaum noch Prüfungstermine vergeben werden. Da macht man sich ernsthaft Gedanken, Kurzarbeit einzuführen.“
Weit über 300 Krefelder Fahrschüler sind seiner Meinung nach von dem Problem betroffen. Sie müssen Wartezeiten von bis zu zwölf Wochen mit zusätzlichen Fahrstunden überbrücken, die im Schnitt 60 Euro für 45 Minuten kosten. Eine Doppelstunde pro Woche findet Özdemir realistisch und erklärt: „Das sind extreme Mehrkosten, die sich nicht jeder leisten kann.“ Auch für die Fahrschulen bedeuteten abgesagte Prüfungen finanzielle Verluste, die schnell in die Tausende gehen würden.
Ein weiteres Problem: „Statt wie früher elf Prüfungen am Tag schafft ein Prüfer heute nur noch acht bis neun, da sich die Prüfungszeit um zehn Minuten verlängert hat“, sagt der Fahrschulinhaber. Hinzu kämen krankheitsbedingte Termin-Absagen, die aufgrund der Pandemie häufiger vorkämen als früher, und Personalmangel beim TÜV Rheinland.
Tim Tiefers von der gleichnamigen Krefelder Fahrschule bestätigt die Einschätzung seines Kollegen und sieht das Hauptproblem in der Monopolstellung des TÜV. „Würde die Dekra auch prüfen dürfen, wäre es entspannter. Das Problem ist hausgemacht. Durch Konkurrenz würden sich Service und Umgangsformen verbessern.“ Als Beispiel nennt Tiefers die kurzfristigen Absagen. „Es kommt häufig vor, dass wir erst am Tag der Prüfung, quasi im Vorbeigehen erfahren, dass ein Prüfer krank geworden ist. Dann steht der Fahrlehrer aber schon mit seinen Prüflingen bereit und fällt für andere Sachen aus. Wüssten wir das einen Tag vorher, könnten wir anders planen und hätten weniger finanzielle Einbußen.“
Der TÜV Rheinland hat viele Probleme bereits im Juni in einer Pressemitteilung bestätigt und von Pandemie bedingten „Engpässen“ bei der Durchführung von Führerscheinprüfungen gesprochen. Wartezeiten seien unvermeidlich, da zahlreiche Fahrschüler in der coronabedingten Pause keine Prüfungen ablegen konnten und diese nun nachholen wollen.
In Krefeld startete die Protestfahrt am Freitagmorgen im Gewerbegebiet Gartenstadt, führte am TÜV vorbei durch Bockum, weiter über die Uerdinger Straße bis zum Westwall. Hinter dem Rathaus gab es dann eine Kundgebung. Zum Schluss überreichte Fahrschullehrer Ufuk Özdemir dem Leiter des städtischen Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, Dirk Czymai, eine Petition mit über 400 Unterschriften.