Krefeld Krefelder entdecken ihr Museum neu

Krefeld · Der erste Besuch im neu erstrahlten KWM war für tausende Besucher ein Abenteuer. Gesammelte Szenen vom Eröffnungswochenende.

Einen denkwürdigen Tag nannte Museumsleiter Martin Hentschel den Eröffnungssamstag - nicht nur für Krefeld, sondern auch für sich persönlich. Und das liege nicht nur daran, dass er mitgewirkt habe, dass das Museum denkmalgerecht und doch klima- und sicherheitstechnisch zeitgemäß saniert worden ist. Besonders freute er sich über die Strahlkraft des Hauses nach außen: Der neue LED-beleuchtete Schriftzug des Künstlers Pietro Sanguineti scheine in der Dämmerung in die Stadt hinein. Zur Verstärkung hat Hentschel die Lichtskulptur von Albert Hien ins obere Geschoss ans Fenster platziert.

Ein emotionales Ereignis war die Eröffnung auch für Andreas Jülich. Er hat die technischen Arbeiten im Haus betreut. Sechs Jahre lang hat er das Gebäude nur mit professionellem Blick betrachtet. "Es war ein kühler Körper, groß und gewaltig. Jetzt, wo die Kunst darin ist, hat es innere Wärme. Das helle verglaste Treppenhaus ist ausgesprochen gut gelungen", sagt er. "Und der besondere Trumpf des Hauses sind die gut erhaltenen Oberlichter." Jülich hat bereits in Weimar bei der Sanierung von Schiller- und Goethehaus gearbeitet sowie bei der Sanierung der Universität Bonn. Aber Krefeld, sagt er, ist ihm ans Herz gewachsen. Zur Eröffnung ist er mit Ehefrau Uta aus Osnabrück angereist. Und er wird wieder kommen - mit Freunden und Familie. "Die Eröffnung hat in Osnabrück auch in der Zeitung gestanden", sagt Uta Jülich.

Die Wiedereröffnung des Kaiser Wilhelm Museums
19 Bilder

Die Wiedereröffnung des Kaiser Wilhelm Museums

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Die Entdeckung der Räume setzt Fantasien frei. Katia Baudin, designierte Nachfolgerin von Martin Hentschel, begeisterte sich: "Jeder Raum hat einen eigenen Charakter". Wie sich die Wandgemälde im Thorn-Prikker-Saal mit alten und zeitgenössischen Sammlungsstücken vertragen, sei wirkungsvoll dargestellt. Und: "Was ist das für eine schöne Sammlung". Den zweiten Teil der "Abenteuer unserer Sammlung" wird man ab Frühjahr 2017 erkunden können - dann kurartiert von Sylvia Martin, der stellvertretenden Museumsleiterin.

"Wo ist die Eva" war eine der Fragen, die Hiltrud Lewe am Wochenende beantworten musste. Die Krefelder Künstlerin war als eine der Speaker unterwegs, die den Besuchern als Ansprechpartner dienten. Der weiße "Frag mich"-Schriftzug auf ihren schwarzen T-Shirts signalisierte, dass sie zu allen Themen rund um Museum, Eintrittspreise und Kunstwerke Auskunft geben konnten. Und den Weg zur "Eva" von Auguste Rodin zu weisen, war eine Kleinigkeit.

Eine Warteschlange gab es nicht nur draußen vor der Tür. Auch vor Studio 2 stauten sich immer wieder die Besucherströme. Denn der weiße Kubus in diesem Raum hat es in sich: Wer mag, darf dort mit Farbwürfeln agieren, mit Stiften auf die weiße Wand malen oder schreiben, darf hüpfen, tanzen, springen - und sich dabei fotografieren lassen. Der Clou: Nach 16 Fotos erstellt ein Computerprogramm daraus vollautomatisch eine Videosequenz, die dann auf dem Bildschirm außerhalb des Kubus zu sehen ist. "Das passiert in Endlosschleife. Das jüngste Video ist immer zuerst zu sehen, aber danach folgen alle bisherigen", erklärte Museumspädagoge Thomas Janzen.

Erst Jupiter, dann Poetry-Planetarium: Auch das Bühnenprogramm, das die Besucher bis in den späten Abend unterhielt, kam an. Die Eröffnung hatten die Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson mit den festlichen Klängen von Wolfgang Amadeus Mozarts Jupiter-Sinfonie begleitet. Und mit dem Regenguss wurde es fast zum Platzkonzert. Doch die Zuschauer harrten aus und genossen auch die Wortkompositionen von Poetry-Slammer Johannes Floehr und die Jazz-Klanggemälde von Lukas Weber und Bastian Vogel.

Hochanspannung herrschte beim Museums-Aufsichtspersonal, das riesige Besucherströme im Blick halten musste. Manche autoritäre Warnung gab es, wenn die Tasche zu groß oder die Jacke zu voluminös war. Aber auch für die Aufseher gab es manchen Schockmoment. Etwa im Beuys-Raum, wo sich ein Mann sichtlich erschöpft auf eine der zahlreichen Sitzbänke fallenlassen wollte. Doch das waren die Filzplatten, die zur Installation gehören... Noch diese ganze Woche serviert das Museumsteam "Kunst non stop" - täglich von 11 bis 22 Uhr. Auch heute. Viele Schulklassen haben sich bereits angemeldet, um Haus und Sammlung zu erkunden. Highlights im Programm: die Führung mit Restaurator Sebastian Köhler, der erklärt, wie spannend die Erhaltung einer Sammlung sein kann (heute, 19 Uhr), die Begegnung Hentschels mit dem in New York lebenden Künstler Fabian Marcaccio (Mittwoch, 19 Uhr) und der Vortrag von Kustodin Magdalena Holzhey zu den Beuys-Räumen (Samstag, 19 Uhr). Einen Parcours vom 19. Jahrhundert über die Klassische Moderne in die Gegenwart zeigt am Sonntag, 17 Uhr, das Kresch-Theater..

(RP)
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