Krefelder Verein CSV Marathon feiert Jubiläum – warum Hockey in dem Verein so beliebt ist

Krefeld · Die Hockeyabteilung des CSV Marathon 1910 wird 110 Jahre alt. Wir haben bei den Krefeldern nachgefragt, was den Sport und das Vereinsleben auszeichnet.

 Frauenmannschaften gehörten früh zum Hockeysport – hier eine Damenmannschaft des CSV Marathon 1910 aus den 1930er Jahren.

Frauenmannschaften gehörten früh zum Hockeysport – hier eine Damenmannschaft des CSV Marathon 1910 aus den 1930er Jahren.

Foto: CSV Marathon 1910 - Hockey/CSV Marathon 1910 - Hockey

Alles fing mit Sternenstaub an: Der CSV Marathon wurde im Jahr 1910 als „Sport-Club Comet“ gegründet. Benannt wurde er nach dem Halleyschen Kometen, der damals alle 75,3 Jahre an der Erde vorbeizog. Heute würde man sagen: Es gab einen Riesenhype um das Himmelsereignis. Kometenpartys waren weltweit beliebt. Zehn Jahre lang blieb der neu gegründete Club ein Leichtathletikverein, bis im Jahre 1920 als erste weitere Abteilung Hockey dazukam. Verein und Hockeyabteilung, die heute unter dem Namen CSV Marathon 1910 firmieren, haben Bestand bis heute, die Hockeyabteilung feierte in diesem Jahr ihren 110. Geburtstag mit einem Fest, zu dem auch Oberbürgermeister Frank Meyer seine Glückwünsche übermittelte.

Coronabedingt wurde mit zwei Jahren Verspätung gefeiert. Die Abteilung ist auch nach 110 Jahren quicklebendig – was auch an ein paar Besonderheiten des Sports und des Vereins liegt.

„Wir haben rund 300 Mitglieder; 60, 70 Prozent davon sind unter 18 Jahre alt“, berichtet der zweite Vorsitzende der Hockey-Abteilung, Claus Bühs. Er sieht mehrere Gründe, warum die Mitgliederstruktur zukunftssicher ist. Zum einen ist demnach Geselligkeit ein wichtiger Punkt im Vereinsleben. Zum anderen gibt es Bühs zufolge eine gute Mischung aus Breiten- und Leistungssport, wobei im breitensportlichen Teil der pure Spaß nicht zu kurz kommt. „Es gibt seit einigen Jahren eine regelrechte Elternhockey-Bewegung“, sagt Bühs; heißt: Eltern, die sonst am Spielfeldrand mit ihren Kindern mitfiebern, spielen zunehmend selbst in gemischten Teams. „Die Mix-Mannschaften haben enormen Spaß, und die Beteiligten tragen viel Engagement in den Verein“, resümiert Bühs.

Diese Szene aus einem CSV-Spiel der Männer aus den 1920er Jahren zeigt, wie dynamisch und packend Hockey ist.

Diese Szene aus einem CSV-Spiel der Männer aus den 1920er Jahren zeigt, wie dynamisch und packend Hockey ist.

Foto: CSV Marathon 1910 - Hockey/CSV Marathon 1910 - Hockey

Breitensport meint auch: Der Verein geht gezielt in Schulen und bietet dort Einstiegskurse für Kinder an. „2022 haben wir den ersten Grundschul-Hockeycup mit 200 Teilnehmern veranstaltet“, berichtet Bühs. So entdecken Kinder ihren Spaß am Hockey-Sport. Daneben kommt auch der Leistungssport nicht zu kurz: „Unser Verein hat immer wieder erfolgreiche Spitzensportler hervorgebracht.“

Ist Hockey ein Sport für die Reichen? Bühs verneint, sagt aber, dass der Sport etwas teurer sei als zum Beispiel Fußball. „Wir haben eine andere Infrastruktur“, sagt er. Der Kunstrasenplatz des Vereins zum Beispiel müsse vom Verein finanziert und unterhalten werden – ohne Kunstrasenplatz geht im Hockey nichts mehr. Die Ausrüstung hingegen schlage wenig zu Buche; Spieler bräuchten vor allem einen Schläger, Schienenbeinschoner und einen Mundschutz. „Da muss ein Footballer deutlich tiefer in die Tasche greifen“, sagt Bühs. Und die deutlich aufwendigere Torwartausrüstung, die 1200 bis 1500 Euro koste, stelle der Verein. Die Jahresbeiträge liegen für Kinder bei 160 Euro und für Mitglieder ab 18 Jahre bei 240 Euro.

Der Ruf der Exklusivität des Hockeys stammt vielleicht noch aus den 60er, 70er Jahren, als es im Hockeysport „Reisemannschaften“ gab, Mannschaften also, die zu Turnieren an damals exklusiven Orten wie Ägypten, Kenia oder Sri Lanka reisten. Das ist vorbei. Heute dominieren Ligaspiele und Clubkämpfe unter Vereinen.

Noch ein Blick in die Historie. Im Mai 1921 schlossen sich die Mitglieder von „Comet“ mit dem „Krefelder Turnverein“ zusammen – der aus der Fusion hervorgegangene Verein gab sich den Namen „Krefelder Turn- und Sportverein 1855“. Folgende Abteilungen gab es zu diesem Zeitpunkt: Turnen, Leichtathletik, Fußball, Handball, Hockey, Faustball und Fechten. Für die Hockeyabteilung entstand nach einem Entwurf von Paul Hegmanns das Vereinsabzeichen mit dem Stadtwappen im schwarzen C für Crefeld. Die Vereinsfarben waren gelbe Hosen und weiße Hemden, was sich bis in die 90er Jahre so halten sollte.

Schon 1923 gab es wieder Bewegung; die „Turner“ trennten sich von den „Sportlern“ – beides wurde tatsächlich unterschieden. Die verbliebenen Mitglieder gründen den Crefelder Sportverein 1910 mit dem bekannten „C“ im Namen. Folgende Abteilungen gibt es: Leichtathletik, Fußball, Hockey, Jugend- und Damenabteilung. In den nächsten Jahren folgen Boxen und Handball als weitere Abteilungen.

1938 wurde die damals mustergültige Vereinskampfbahn der Breitensportgemeinschaft Edelstahlwerke eröffnet, bekannt als die „Edelstahlkampfbahn“, die spätere Heimat des CSV und heutige Bezirkssportanlage. Zwei Jahre später benannte sich diese Breitensportgemeinschaft in VFL Marathon um, benannt nach einem Markennamen der Edelstahlwerke. Interessante Detailregelung aus dieser Zeit: 1943 durfte im CSV 1910 nur Fußball, Handball oder Hockey spielen, wer auch Leichtathletik-Training machte.

Nach Kriegsende 1945 wurden zunächst alle Sportvereine verboten. Ein Jahr später erhielt der CSV die Erlaubnis zur erneuten Gründung eines Vereins. In diesem Jahr gründet man ebenfalls eine Spielgemeinschaft mit dem VFL Marathon – dies war quasi die Geburtsstunde des heutigen Vereinsnamens, der 1951 durch den endgültigen Zusammenschluss aller Abteilungen zum heutigen „Crefelder Sportverein Marathon 1910 e.V.“ wurde.

Zu den Meilensteinen der jüngeren Geschichte gehört die Anlage eines Kunstrasenplatzes, dem eine Schlüsselrolle für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit im Hockeysport zukommt. Auf Kunstrasen, erläutert Bühs, habe der Ball ganz andere, für den Sport attraktivere Bewegungsmuster als auf Rasen.

Im August 2009 fand der Umzug vom Naturrasenplatz an der Gladbacher Straße zum neuen Kunstrasenplatz am Horkesgath statt. Nun verfügt die Hockeyabteilung des CSV über einen modernen, gewässerten Kunstrasenplatz mit Flutlichtanlage sowie einer Unterflurberegnungsanlage – die Wässerung ist unter anderem nötig, um Verletzungen zu vermeiden. Wer über trockenen Kunstrasen rutscht, kann sich fiese Schürfwunden mit Verbrennungen zuziehen.

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