Sie sind zum dritten Mal zum Vorsitzenden des Arbeitskreises Krefelder Bürgervereine gewählten worden und seit 2015 im Amt. Macht die Arbeit noch Spaß oder haben Sie das Gefühl, dass zu viel Anstöße versanden?
Bürgervereine über Krefeld Aufbruchstimmung droht zu kippen
Krefeld · Der Sprecher der Krefelder Bürgervereine spricht zur Lage in Krefeld, über Kioske und die Philadelphiastraße.
Manfred Grünwald ist seit 2015 Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine“ (AKB), der 32 Vereine und Gesellschaften angehören. Er wurde nun im Amt bestätigt. Wir sprachen mit ihm über Erfolge, Frust, Projekte und Licht am Ende des Tunnels.
Grünwald Beides. Persönlich habe ich das Gefühl, jetzt wirklich angekommen zu sein. Ich habe viele Menschen kennengelernt, es gibt viele gute, vertrauensvolle Kontakte, die Zusammenarbeit mit solchen Persönlichkeiten ist sehr gut und angenehm. Was Themen und Projekte angeht, habe ich aber schon den Eindruck, dass vieles nicht wirklich vorankommt.
Haben Sie Beispiele?
Grünwald Nehmen Sie die Philadelphiastraße. Eine Stadt macht sich doch lächerlich, wenn sie den Umbau von ein paar hundert Metern Straße in nun 35 Jahren nicht auf die Reihe kriegt. Dass die da nicht in die Hufe kommen, ist grausam. Da fahren jeden Tag 6500 Fahrzeuge durch, und die Insassen sehen ein grottenhässliches Stück Straße. Auch so etwas zieht das Image einer Stadt runter. Von Planungspolitikern wie dem CDU-Ratsherrn Jürgen Wettingfeld kann man mittlerweile Äußerungen voller Frust hören, dass sie wohl nicht mehr erleben werden, wie ein Projekt, das längst beschlossen ist, umgesetzt wird. Was ich auch zunehmend schwierig finde, ist, dass die Stadt, statt selber Ideen zu haben, dauernd Gutachten in Auftrag gibt. Beim Mobilitätskonzept arbeiten mittlerweile drei bis vier Gutachterbüros zum Thema. Vor zwei Jahren habe ich so etwas wie Aufbruchstimmung in der Stadt verspürt. Ich habe den Eindruck, diese Stimmung ist mittlerweile renovierungsbedürftig.
Welche Sorgen und Themen treiben die Bürgervereine in diesen Tagen um?
Grünwald Die Standardthemen Sicherheit und Sauberkeit. Allerdings hat man auch hier den Eindruck, dass es stockt. Im Juli des vergangenen Jahres hieß es, dass die Bürgervereine im Rahmen des Konzepts „Handeln und helfen“ eingebunden werden sollen, Gespräche hat es aber bis heute nicht gegeben. Die Zusammenarbeit mit den Bürgervereinen ist hierzu noch nicht gestartet.
Sie erwähnten das Thema Sauberkeit. Wie geht es da weiter?
Grünwald Gut, und ein Fortschritt ist, dass die GSAK mittlerweile auch bei der Säuberung der Grünflächen mitarbeitet. Ansonsten kann man das Problem Sauberkeit nicht immer nur bei den Behörden abladen. Es gibt zu viele Leute in Krefeld, die das, was sie nicht mehr brauchen, da fallen lassen, wo sie gerade stehen. Es gibt in den Problembezirken auch private Grundstücke, die völlig vermüllt sind. Meinem Eindruck nach gehen diese Probleme, ich muss es leider sagen, auch wenn es nicht Mainstream ist, oft von Migranten aus, die man mit normaler Ansprache gar nicht mehr erreicht, entweder weil sie aggressiv werden oder kein Deutsch können.
Sie wissen, dass es problematisch ist, so etwas an Migranten festzumachen?
Grünwald Ja, das ist mir bewusst, aber ich sehe es doch in den Bezirken, von denen ich rede. Es gibt dort auch ein Problem mit Kiosken, die eigentlich vom Angebot her Einzelhandelsläden sind, sich aber nicht an die normalen Ladenöffnungszeiten halten, weil sie als Kiosk firmieren. Diese Läden sichern die Grundversorgung für Alkoholkranke. Das hat zur Folge, dass man sonntags morgens um sechs Polen und Russen (so berichten Nachbarn dort) vor solchen Läden hat, die sich mit Bier und Schnaps versorgen, trinken und dabei laut sind. Wir haben hier im Umfeld der Philadelphiastraße vier bis fünf solcher Läden und noch die Tankstelle. So etwas drückt einem ganzen Viertel einen negativen Stempel auf.
Sehen Sie auch irgendwo Licht am Ende des Tunnels?
Grünwald Es gibt auch schöne Projekte. Die Zusammenarbeit zwischen Nabu und Bürgervereinen beginnt sich zu entwickeln. Wir suchen gemeinsam nach Flächen, um Blühstreifen und Hecken in der Stadt zu schaffen oder über Wandbegrünung Lebensraum für Vögel und Insekten zu erschließen.