Krefeld Krefelder berichtet aus Krisengebiet

Krefeld · Der Entwicklungshelfer Uwe Beckers - bekannt als Papa Buba - erlebt derzeit im afrikanischen Gambia den Ausnahmezustand.

 Leere Straßen in Banjul. Bei seiner Fahrt durch die Hauptstadt von Gambia machte der Krefelder Entwicklungshelfer Uwe Beckers dieses Foto. Es zeigt, dass die Menschen sich in Furcht vor einer militärischen Auseinandersetzung in ihre Häuser zurückgezogen haben. Die Familien, die es sich finanziell leisten konnten, sind geflohen.

Leere Straßen in Banjul. Bei seiner Fahrt durch die Hauptstadt von Gambia machte der Krefelder Entwicklungshelfer Uwe Beckers dieses Foto. Es zeigt, dass die Menschen sich in Furcht vor einer militärischen Auseinandersetzung in ihre Häuser zurückgezogen haben. Die Familien, die es sich finanziell leisten konnten, sind geflohen.

Foto: Beckers

In Gambia herrscht gespenstische Stille. Und das in einem Land, in dem es ansonsten laut und fröhlich zugeht. Die Straßen sind wie leer gefegt, die Menschen, die noch da sind, haben sich in ihren Häusern verschanzt. Viele haben bereits das Land verlassen, das nach der Abwahl des seit 22 Jahren mit strenger Hand regierenden Präsidenten Yahya Jammeh in einer tiefen Krise steckt. Vor Ort ist der Krefelder Uwe Beckers, der als Entwicklungshelfer eine Grundschule im ländlichen Gebiet des armen Landes aufbaut (die RP berichtete).

Der 53-Jährige beschreibt die Situation in seiner Wahlheimat als "kritisch, aber nicht hoffnungslos". Trotzdem hat auch er sich auf alle Eventualitäten vorbereitet, nachdem klargeworden war, dass der alte Präsident nicht kampflos sein Amt aufgeben würde. Donnerstag brachte der Familienvater seine Frau Fatou, seine sechsjährige Tochter Emma und seinen Freund Christian Borchert, zweiter Vorsitzender des Vereins "Grundschule Gambia", in Sicherheit. Alle drei sind inzwischen wohlbehalten in Krefeld angekommen.

 Der Flughafen der Hauptstadt ist überfüllt. Vor allem Ausländer verlassen das westafrikanische Land.

Der Flughafen der Hauptstadt ist überfüllt. Vor allem Ausländer verlassen das westafrikanische Land.

Foto: beckers

In Gambia hat sich Uwe Beckers derweil mit Lebensmitteln eingedeckt. Denn: "In der nächsten größeren Stadt ist jetzt alles geschlossen. Brot gibt es schon keins mehr. Durch den Brunnen in der Schule haben wir genug Frischwasser. Sollte es zu Engpässen kommen, werden wir für die Familien in der Schule Essen ausgeben." Auch die Internetverbindung werde immer schlechter, und an Telefon-Guthaben komme man derzeit gar nicht mehr.

Sicherheitshalber pendeln Uwe Beckers und eine Lehrerin aus Deutschland, die ihn vor Ort unterstützt, nur zwischen Wohnhaus und Schule. Der Schulbetrieb ist derzeit ausgesetzt, da alle Familien, die es sich finanziell leisten konnten, das Land Richtung Senegal verlassen haben. Panzer und Truppen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) haben die Grenze überschritten, Kampfjets fliegen übers Land. Derzeit läuft ein letztes Ultimatum, das dem alten Präsidenten die Möglichkeit geben soll, Gambia zu verlassen. Willigt er nicht ein, steht ein militärischer Eingriff bevor. Uwe Beckers schreibt: "Die Lage ist sehr angespannt und keiner weiß, was passieren wird."

 Uwe Beckers mit seiner Frau Fatou und Tochter Emma.

Uwe Beckers mit seiner Frau Fatou und Tochter Emma.

Foto: Thomas Lammertz

Für den Entwicklungshelfer, der in Gambia als "Papa Buba" bekannt ist, steht außer Frage, dass er solange wie möglich die Familien, die keine Möglichkeit haben, das Land zu verlassen, unterstützen wird. Deshalb hat er auch einen großen Vorrat an Lebensmitteln angelegt. Sollte er doch noch über die Grenze flüchten müssen, würde er in seinem Kleinbus so viele Kinder mitnehmen wie möglich. Als Optimist hofft Beckers jedoch noch immer auf eine friedliche Lösung. "Ich persönlich bin der Meinung, dass alles gut geht und es ruhig bleibt. Ich kenne dieses Land seit vielen Jahren, habe hier immer nur friedliche Menschen erlebt und habe die Hoffnung, dass sich die Lage beruhigen wird. Außerdem bin ich immer mit der Deutschen Botschaft in Kontakt."

Ablenkung lautet das Gebot der Stunde. "Beim Einmarsch der Truppen in Gambia habe ich mit den Kids in der Schule Volleyball gespielt. Das hat allen sichtlich gut getan. Auch heute werde ich in die Schule gehen und mit dem Rest der Kinder Sport machen", schrieb der 53-Jährige gestern.

In Krefeld und Umgebung drücken die Unterstützer von Papa Buba dem Entwicklungshelfer, "seinen" Kindern und deren Familien die Daumen. In zahlreichen Nachrichten machen sie dem 53-Jährigen bei Facebook Mut und danken ihm für sein Engagement. Dem Krefelder tut die Unterstützung gut. Er sagt: "Wir machen hier das Beste aus der Situation und werden auch weiterhin auf Frieden hoffen."

Nachtrag: Uwe Beckers muss heute das Land verlassen. Gegen 16 Uhr werden er und die für ihn arbeitende deutsche Lehrerin ausgeflogen. Nach Auskunft der Botschaft werden alle Fluggesellschaften Gambia bis auf weiteres nicht mehr anfliegen. Wann Papa Buba wieder in seine Wahlheimat einreisen kann, ist deshalb unklar.

Infos über den Verein gibt's im Internet unter www.schulprojektgambia.org und bei Facebook unter "Grundschule Gambia". Spendenkonto: Sparkasse Krefeld, Stichwort "Grundschule-Gambia", IBAN: DE24320500001063445827

(RP)
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