Corona-Pandemie trifft Mitschuld Zahl der Drogentoten in Krefeld auf 52 angestiegen
Krefeld · Viele suchtkranke Menschen sind durch die Pandemie in eine verstärkte Lebenskrise geraten, gewohnte Strukturen, persönliche Hilfsangebote und Ansprechpartner sind praktisch von einem Tag auf den anderen weggebrochen.
Die Zahl der Drogentoten ist 2020 in Krefeld deutlich gestiegen – Corona-Pandemie könnte eine Ursache hierfür sein. Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts NRW sind 2020 in Krefeld 52 Menschen durch Drogenmissbrauch gestorben, im Jahr davor waren es lediglich 31, dies entspricht einer Steigerung um 67,7 Prozent. Dabei starben 46 Menschen durch den Konsum von Alkohol (2019: 30) und sechs Menschen durch illegale Drogen (2019: 1). Diese Entwicklung zeigt sich auch deutlich am Anteil der Todesfälle durch Drogenmissbrauch an allen Todesfällen in Krefeld – er stieg von 1,1 Prozent auf 1,8 Prozent. „Ein Grund für diese Entwicklung war sicherlich auch die Corona-Pandemie. Viele suchtkranke Menschen sind durch die Pandemie in eine verstärkte Lebenskrise geraten, gewohnte Strukturen, persönliche Hilfsangebote und Ansprechpartner sind praktisch von einem Tag auf den anderen weggebrochen – mit entsprechenden Folgen“, so Michael Lobscheid von der Krankenkasse IKK classic. „Darum ist es wichtig, die Suchthilfe und die Prävention auf allen Ebenen weiter zu stärken.“ Den Erfolg der Prävention und der Suchtarbeit zeigt sich beispielsweise daran, dass die Zahl der Drogentoten in Krefeld trotz der Steigerung im Jahr 2020 verglichen mit dem Jahr 2010 um 30,0 Prozent gesunken ist. Aber: „Auch wenn dies natürlich eine positive Entwicklung ist, sollte man sich aber nichts vormachen, noch immer ist der Umgang mit Alkohol und Drogen in Deutschland hochproblematisch“, so Lobscheid. Es wird laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Deutschland deutlich mehr getrunken als im Rest der Welt. Jeder Deutsche im Alter von über 15 Jahren konsumiert im Schnitt 11,8 Liter reinen Alkohol im Jahr, das entspricht rund 500 Flaschen Bier.