Krefeld Yoga begleitet die Krebstherapie

Krefeld · Eine Verbindung von Schulmedizin und naturheilkundlichen Verfahren soll das Lebensgefühl von Krebs-Patienten verbessern: Kondition, Körperfühl und seelische Balance. In Krefeld ist Mediveda neu.

 Mit einem sanften, auf die Grenzen und Möglichkeiten von Krebserkrankten abgestimmtem Yoga kann sich die Lebensqualität verbessern. „Das ist wissenschaftlich belegt“, sagt der Tumor-Facharzt Dr. Ralph Thoms.

Mit einem sanften, auf die Grenzen und Möglichkeiten von Krebserkrankten abgestimmtem Yoga kann sich die Lebensqualität verbessern. „Das ist wissenschaftlich belegt“, sagt der Tumor-Facharzt Dr. Ralph Thoms.

Foto: MV

Die erste Frage heißt immer: Wie geht es dir heute? Denn die Menschen, die zu Sushila Thoms kommen, sind in einem Ausnahmezustand. Sie alle leben mit der Diagnose Krebs, haben Operationen, Chemotherapien, Bestrahlungen hinter sich. Das bedeutet nicht nur körperliche Schwäche. „In der Regel fühlen sie sich von der Diagnose Krebs überfordert. Sie haben Ängste rund um die Krankheit, aber auch vor der Therapie“, sagt Thoms. Solche Menschen müssen körperlich und geistig wieder zu Kräften kommen. Deshalb hat die Yogalehrerin gemeinsam mit ihrem Mann Ralph Thoms das Yoga- & Gesundheitsberatungsinstitut Mediveda gegründet. Dort bieten sie „Yoga bei Krebserkrankung“ an, ein Programm, das ihres Zeichens einzigartig am Niederrhein ist. Nach Kempen und Tönisvorst soll es nun auch Kurse in Krefeld geben.

Dr. Ralph Thoms ist Internist, sein Fachgebiet ist Tumortherapie, speziell Schmerztherapie. „Als Schulmediziner muss für mich der Nutzen wissenschaftlich abgesichert sein“, sagt er. „Yoga für Krebsbetroffene ist bestens erforscht und es gibt wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit. Zum Beispiel für das Fatigue-Syndrom, die bleierne Müdigkeit, die viele haben. Laut Studien haben Entspannung und Massage keinen Nutzen, Tai Chi schon, aber die stärksten Effekte gibt es beim Yoga.“

Die Wurzeln des Yoga liegen im Hinduismus, erste Zeugnisse gibt um 700 vor Christus. Ein Lebewesen ist ein Reisender im Wagen des materiellen Körpers, der Kutscher des Wagens ist der Verstand, die fünf Pferde sind die fünf Sinnesorgane, der Fahrgast ist die Seele, und das Geschirr heißt im Indischen „Yoga“. Ziel ist es, das Körperliche und Geistige in Einklang zu bringen.

Die Thoms’ wollen Schulmedizin und naturheilkundliche Verfahren mit wissenschaftlichem Anspruch verbinden. „Wir stimmen alles immer auf den individuellen Teilnehmer ab“, sagt Sushila Thoms, die derzeit Doktorandin am Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin an der Universität Duisburg/Essen ist.

Vieles kann, gar nichts muss, ist das Prinzip. „Die Teilnehmer treffen sich im geschützten Raum unter Gleichen. Sie müssen nichts erklären. Sie können einander ihre Narben zeigen, über Ängste reden, mit denen sie ihre Angehörigen nicht belasten wollen“, sagt Sushila Thoms. Darüber hinaus aber werde die körperliche Widerstandskraft, die Kondition und das Gefühl für den eigenen Körper verbessert. „Bei Krebstherapien fühlt man sich ausgeliefert. Hier wird man aktiv, kann selbst etwas tun. Und dabei die Lebensqualität verbessern. Auch das Wärmeempfinden verbessert sich. Es ist ein sanftes Yoga, das speziell an die Grenzen und Möglichkeiten der Teilnehmer angepasst ist.“

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