Krefeld Krefeld wirbt um Müll

Krefeld · Krefelds Müll reicht nicht, um die Müllverbrennungsanlage zu befeuern. Dabei ist die Anlage gerade erst für 100 Millionen Euro ausgebaut worden. Eine Mission der neuen SWK-Vorstandsfau Kerstin Abraham: Müll akquirieren.

 Müllverbrennungsanlage am E-See: In der Anlage werden die Hausmüllabfälle von rund 1,3 Millionen Menschen verbrannt. Neben dem Eigenbedarf der Anlage können jährlich rund 12 000 Haushalte mit Strom und 8000 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden.

Müllverbrennungsanlage am E-See: In der Anlage werden die Hausmüllabfälle von rund 1,3 Millionen Menschen verbrannt. Neben dem Eigenbedarf der Anlage können jährlich rund 12 000 Haushalte mit Strom und 8000 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden.

Foto: Thomas Lammertz

Krefeld will um Müll aus der Region werben. Dies hat gestern SWK-Vorstandschef Carsten Liedtke bei der Präsentation der neuen SWK-Vorstandskollegin Kerstin Abraham (45) mitgeteilt. Nötig ist die "Müll-Akquise" wegen des von der alten schwarz-gelben Landesregierung verabschiedeten Abfallwirtschaftsplans; er sieht vor, dass Kommunen und Kreise ihren Müll dort verbrennen lassen können, wo es am wirtschaftlichsten ist.

Krefeld hat seine Müllverbrennungsanlage an der Parkstraße in Elfrath gerade erst für 100 Millionen Euro ausgebaut. Die gesamte Müllverbrennung hat eine Kapazität von rund 350 000 Hausmüll, allein der neue Kessel hat eine Jahresleistung von 200 000 Tonnen. Die Investition kann sich nur rechnen, wenn genügend Müll verbrannt wird.

SWK-Vorstandschef Carsten Liedtke gab sich gestern optimistisch, dass die MKVA auch künftig ausgelastet ist: "Der Müll ist ja nach wie vor da. Er wird nur nach anderen Spielregeln verteilt, denen stellen wir uns."

Derzeit verbrennt Krefeld neben eigenem Müll den aus den Kreisen Viersen und Neuss sowie Mönchengladbach. 2014/2015 laufen die Verträge aus. Die bisherigen Partner könnten ihren Müll also anderswo entsorgen. Die Krefelder Stadtwerke müssen neu verhandeln, um Mülltransporte aus dem italienischen Neapel nach Krefeld, wie vor Jahren geschehen, zu vermeiden. Liedtke: "Das soll es in Zukunft nicht geben."

Und hier beginnt die Mission des neuen Vorstandsmitglieds Kerstin Abraham, die bei ihrem früheren Unternehmen USB, dem Entsorgungsdienst aus Bochum, genau dieses Feld schon betreut hat. Dies sei auch einer der gewichtigen Gründe gewesen, warum der Aufsichtsrat sich in der engen Auswahl von vier Kandidaten am Ende für Abraham entschied, betonte gestern bei der Präsentation SWK-Aufsichtsratschef Ulrich Hahnen (SPD).

Er wirbt in seiner rot-grünen Landesregierung für einen neuen Abfallwirtschaftsplan, erkenne dafür aber noch nicht die Bereitschaft seines grünen Umweltministers Johannes Remmel: "Das geht mir zu langsam", sagte Hahnen. Die Umsetzung des Abfallwirtschaftsplanes hatte Hahnen schon vor einem Jahr in Aussicht gestellt. Gestern sagte er: "Wir haben in NRW Überkapazitäten bei der Müllverbrennung. Wir sind aber in Krefeld auf einem hohen technischen Stand, den andere nicht erreichen."

Spätestens Mitte 2012 wird Kerstin Abraham nach Krefeld ziehen. Sie steht noch in Verhandlungen mit dem Aufsichtsrat ihres bisherigen Arbeitgebers UBS in Bochum. Abraham hat in Bochum unter anderem eine "kombinierte Wertstofftonne" eingeführt — in die wandert dort alles, was aus Plastik ist, nicht nur Verpackungen. "Ressourcenschonend" sei dies, warb sie. Klar ist aber auch: Diese Maßnahme würde den Druck auf die MKVA weiter erhöhen, weil dann in Krefeld noch weniger Restmüll verbrannt würde.

(RP/rl)
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