Aus den Stadtteilen Stadtteil-Weihnachtsmärkte in der Kritik

Krefeld · Die Stadtteil-Weihnachtsmärkte in Uerdingen, Linn und Fischeln stießen nicht bei allen Krefeldern auf Zustimmung. Ein Kritikpunkt bei allen dreien: Die Märkte würden immer kommerzieller. Aufhänger in Uerdingen war die Mitteilung der Braunschweiger Narrenzunft, ihr Stand mit Grillwürstchen sei nicht mehr erwünscht, da er den professionellen Beschickern Konkurrenz mache. Wie stehen die Veranstalter zu der Kritik?

 Zahlreiche Besucher kamen zum Nikolausmarkt in Uerdingen. Der historische Marktplatz war  gut gefüllt.

Zahlreiche Besucher kamen zum Nikolausmarkt in Uerdingen. Der historische Marktplatz war  gut gefüllt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

In den sozialen Medien hatte der Verein „Braunschweiger Narrenzunft“ deutlich Kritik an der Organisation des Uerdinger Nikolausmarktes geäußert und in den Kommentaren viel Zustimmung dafür erhalten (wir berichteten). Seit Jahren stehen die Braunschweiger Narren beim Nikolausmarkt am Grill und verkaufen Würstchen zugunsten ihres Vereins. Nicht in diesem Jahr. Der Grund: Die professionellen Beschicker wünschen keine Konkurrenz in diesem Bereich.

 Eine stimmungsvolle Atmosphäre erwartete die Besucher des Weihnachtsmarktes in Linn.

Eine stimmungsvolle Atmosphäre erwartete die Besucher des Weihnachtsmarktes in Linn.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Uwe Rutkowski, Vorsitzender des Uerdinger Kaufmannsbundes, der den Markt organisiert, fühlt sich zu Unrecht beschuldigt. „Wir haben wirklich alles versucht, um eine Einigung zu finden“, sagt er auf Nachfrage und erklärte, dass hinter einem solchen Markt jede Menge Arbeit stecke. Über 150 Arbeitsstunden lägen hinter jedem der Ehrenamtlichen, die mit Rutkowski und dem Geschäftsführer des Zusammenschlusses der Uerdinger Geschäftsleute, Fabian De Cassan, den Markt vorbereiteten.

 „Freezing Fischeln“:  Der zehnjährige Tom klettert beim Winter-Shopping auf der Kölner Straße.

„Freezing Fischeln“:  Der zehnjährige Tom klettert beim Winter-Shopping auf der Kölner Straße.

Foto: Fabian Kamp

Dabei galt es, die Interessen vieler Beteiligter zu verknüpfen. So soll der Gesamtmarkt bei den Besuchern einen stimmungsvollen Eindruck hinterlassen, ohne jedoch in die roten Zahlen zu geraten. „Es ist unser ausdrückliches Ziel, dem Markt durch die Teilnahme von Uerdinger Vereinen, Schulen, Kindergärten und sozialen Institutionen die nötige lokale Identität zu verleihen“, sagt Rutkowski.   Imbissstände werden zu einer Art „Fressmeile“ zusammengezogen und sollen sich ergänzen und nicht gegeneinander konkurrieren. Diese Einschränkung müssten Aussteller hinnehmen, betont er. Die gewerbsmäßigen Verkäufer zahlten ein deutlich höheres Marktgeld, das sich nach Branche und Angebotsvielfalt richte. Damit würden sie Vereinen und sozialen Institutionen ermöglichen, sich mit einer Standgebühr von lediglich 20 Euro beteiligen zu können.

Nur in seltenen Fällen komme es vor, dass dem Angebot eines gewerblichen Verkäufers der Vorzug gegeben werde und ein Verein als Aussteller gebeten werde, ein anderes Thema für seinen Stand zu wählen. „Angesichts einer noch steigenden Zahl von Weihnachtsmärkten im Umland ist es schwieriger geworden, gewerbliche Aussteller für ein einziges Wochenende in der Adventszeit zu finden. Der Uerdinger Nikolausmarkt erhält keine städtischen Zuschüsse. Ohne die finanzielle Unterstützung von Uerdinger Wirtschaft, Industrie und Gewerbe und die professionellen Markthändler wäre er nicht machbar“, erklärt der Kaufmannsbund-Chef.

Die finanziellen Posten sind vielfältig:  Das Aufstellen von Hütten,  Zelten und Weihnachtsbaum, Strom, Wasser, Versicherungen, die im vierstelligen Bereich liegenden Parkausfallgebühren für den historischen Marktplatz, Absperrungen, Sicherheits- und Sanitätsdienst, die als „mörderisch“ empfundenen Gema-Gebühren im vierstelligen Bereich, die Künstler-Sozialkasse, Werbung und Telefonkosten lassen den finanziellen Aufwand für den Markt schnell auf weit über 10.000 Euro anwachsen.

Markt ohne Bühne

Kritische Worte fielen auch über den Linner Weihnachtsmarkt, der einer der schönsten von Krefeld und Umgebung ist. Denn zum ersten Mal gab es in diesem Jahr keine Bühne auf dem Andreasmarkt und damit auch keine Auftritte von Vereinen oder Schulen. Auch die holländische Blaskapelle, die sonst musizierend über den Markt zog, suchten Besucher vergeblich.

Dabei ist der Weihnachtsmarkt so beliebt wie nie zuvor. Die veranstaltenden Linner Schützen stellten fest, dass vergangenes Wochenende mehr Besucher aus Krefeld und dem näheren und weiteren Umland  kamen als in den Vorjahren. Vor allem der Samstag habe so viele Gäste angezogen, dass nicht wenige Stände nahezu ausverkauft gewesen seien.

Der Linner Weihnachtsmarkt ein Opfer seines Erfolges? Wird auf das verzichtet, was für viele prägend für diesen Weihnachtsmarkt war, das Heimatverbundene? So wirkten sonst Kindern der Linner Grundschule mit und der Linner Shantychor lud zum Mitsingen von Weihnachtsliedern ein. Als Erklärung werden von Veranstalterseite die Kosten genannt. Vor allem die Gema-Gebühren würden belasten.

Bleibt festzustellen, dass zwar noch immer heimische Verein ihre Waren in Buden anbieten, der Anteil an Nicht-Linner Beschickern aber wächst. Trotzdem darf der enorme Aufwand der ehrenamtlichen Veranstalter nicht vergessen werden. Die Linner Schützen sorgen jedes Jahr aufs Neue für einen Weihnachtsmarkt, der Flair hat und auch weiter ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen ist.

Es ist noch Luft nach oben

Ein ganz neues Konzept probierte der Werbering Fischeln am ersten Adventssonntag aus. „Freezing Fischeln“ sollte winterliche Stimmung in den Stadtteil bringen. Nicht alle hat es überzeugt. In den sozialen Medien wurde heftig kontrovers diskutiert. Die Veranstalter sind dennoch zufrieden — auch wenn sich noch einiges verbessern lässt.

Eins stand jedoch bereits im März auf der Vorstandssitzung fest: Einen Weihnachtsmarkt im klassischen Sinne — wie er jahrelang auf dem Marienplatz stattgefunden hatte — sollte es diesmal nicht geben. Denn einen fünfstelligen Verlust wie im Jahr 2018 wollten die Mitglieder des Werberings nicht mehr hinnehmen, zumal auch der zeitliche Aufwand immer enorm ist. „Wir haben mal für drei von uns ausgerechnet, dass es wirklich 20 Arbeitstage sind, die wir jeweils für die Organisation aufwenden“, berichtet Stefan Peeters, der stellvertretende Vorsitzende des Fischelner Werberings.

Nun galt es, ein Konzept zu finden, bei dem die Fischelner Bürger, aber auch die Geschäfte auf ihre Kosten kommen. „Buden wären schön, fand der Werbering anfangs“, erklärt Peeters, aber diese Idee scheiterte daran, dass Buden in die Kölner Straße hineinragen würden, was aufgrund der Straßenbahn nicht erlaubt wird, denn der Auf- und Abbau hätte an zwei Tagen erfolgen müssen, die Sperrung der Bahn wird jedoch maximal für einen Tag genehmigt.

„Wichtig war uns, für die Kinder etwas Besonderes zu machen, denn Fischeln ist ein lebendiger Ortsteil mit vielen jungen Familien“, ergänzt Ivona Matic, die Vorsitzende des Werberings. Ideen gab es von Anfang an viele; eine Schlittschuhbahn beispielsweise scheiterte daran, dass sie mehrere tausend Euro gekostet hätte, und das Schlittenrennen in den Schienen der Bahn mit einer Dräsine an versicherungstechnischen Schwierigkeiten. Für die Kinder gab es dafür andere Aktionen. Sie konnten im Schnee spielen, beim Kerzenziehen mitgemachen, klettern oder Eisstockschießen ausprobieren.

Der Handel ist „sehr zufrieden“, erläutert Matic; es seien viele Leute unterwegs gewesen und auch in die Geschäfte gekommen. „Bei dem Unterhaltungsprogramm für die Erwachsenen ist aber noch Luft nach oben“, sagt Peeters. So floss der Glühwein aufgrund eines technischen Defekts nur aus einem Hahn. Auch war Musik an drei Stellen auf der Kölner Straße bestellt, der zuständige Sponsor hatte aber kurzfristig abgesagt.

Die rechtzeitig umfassend beantragten Genehmigungen bei der Stadt liefen im Vorfeld holprig. Peeters berichtet von einem Anruf seitens der Stadt, bei dem es hieß: „Wir haben jetzt hier die Seitenstraßen gesperrt, aber wir haben keine Schilder mehr für die Kölner Straße.“ Peeters montierte daraufhin die Schilder, zum Beispiel am Raderfeld, wieder ab, um mit diesen zumindest die Kölner Straße entsprechend zu kennzeichnen. Trotz einiger Anfangsschwierigkeiten „war die Stimmung richtig gut“, erläutert die Vorsitzende Matic.

Für das nächste Jahr wird der Werbering noch einiges verbessern, aber, wie Peeters feststellt: „Der Weg ist der richtige.“

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