An Krefelder Schulen Friedenszeichen gegen die Kriegsangst

Krefeld · Wie gehen eigentlich Kinder und Jugendliche mit dem Krieg in der Ukraine um – und was können die Lehrer tun? Wie groß sind die Sorgen oder die Wut? Wir haben uns an den Krefelder Schulen umgehört.

 Am Moltke Gymnasium zieren zahlreiche Friedenszeichen das Treppenhaus der Schule. Ein stiller Protest gegen den Krieg.

Am Moltke Gymnasium zieren zahlreiche Friedenszeichen das Treppenhaus der Schule. Ein stiller Protest gegen den Krieg.

Foto: Moltke Gymnasium

Seit zwei Jahren beherrscht die Pandemie die Nachrichtenwelt und damit auch die Welt vieler Kinder und Jugendlicher. Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine gerät dieses Thema allerdings in den Hintergrund – auch auf dem Schulhof und im Klassenzimmer. Für die Schüler tun sich neue Fragen auf, die nicht selten mit Ängsten und Sorgen einhergehen. Doch wie gehen die Lehrer damit um und was hilft den Schülern in solch einer Situation?

 Die Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen beteiligten sich an der Bastelaktion.

Die Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen beteiligten sich an der Bastelaktion.

Foto: Moltke Gymnasium

Anpacken gegen die Hilflosigkeit ist ein Ansatz. Diesen verfolgt man etwa am Moltke Gymnasium, berichtet Schulleiter Thomas Zöllner. „Die Ukraine ist ein Thema an unserer Schule. Wir wollen ein Zeichen für den Frieden setzen, und die Schüler haben gebastelt und eine Sammelaktion in Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde ins Leben gerufen“, erzählt er. Alle Jahrgangsstufen beteiligten sich und haben Friedenszeichen gestaltet, die im Treppenaufgang „zu einem Gesamtwerk vereint wurden, um die große Solidarität mit den Menschen der Ukraine auszudrücken“, heißt es.

 Die Friedenstauben und Friedenszeichen sollen den Schülern helfen, optimistisch zu bleiben und sich zu engagieren.

Die Friedenstauben und Friedenszeichen sollen den Schülern helfen, optimistisch zu bleiben und sich zu engagieren.

Foto: Moltke Gymnasium

Auch die Schülervertretung ist aktiv geworden. „Aufgrund des spürbar großen Wunsches der Schülerinnen und Schüler nach Aufklärung wird eine Klassenlehrerstunde vorbereitet, um über den Krieg, aber auch über die Berichterstattung und seriöse Informationsquellen zu informieren.“ Zöllner und seinem Kollegium ist es wichtig, den Kindern und Jugendlichen Sicherheit zu geben und so gut es geht die Normalität zu bewahren. „Sie sollen nach Möglichkeit optimistisch bleiben – und sie wollen etwas tun, und zwar alle Jahrgänge“, sagt der Schulleiter.

Auch an der Marienschule ist der Krieg in der Ukraine allgegenwärtig, sagt Schulleiter Ralf Juntermanns. „Das Thema wird überall dort aufgegriffen, wo Fragen aufkommen, und in den Fächern thematisiert, in denen es sich anbietet wie Erdkunde, Sozialwissenschaft und Geschichte.“ Zudem müsse man die Sorgen der Schüler ernst nehmen und sich mit ihnen beschäftigen. „Wir haben haben an unserer Schule Schüler vieler Nationalitäten, auch aus den beiden Konfliktländern. Zum Glück hat es in diesem Zusammenhang noch keine Probleme gegeben“, sagt er. Schüler und Lehrer planten Aktionen und überlegten, wie man helfen könne. Außerdem habe es Friedensgebete gegeben.

Die Lehrer seien zudem gut vorbereitet, da sie Erfahrungen im Umgang mit Sorgen und Krisen ihrer Schüler haben, so der Schulleiter der Marienschule und nennt einige Beispiele. „In den vergangenen zwei Jahren war es die Pandemie, vor ein paar Jahren der Absturz der Germanwings-Maschine und auch schon einmal der Tod einer Schülerin.“ Juntermanns lobt zudem die Reaktion des Landes. „Aus Düsseldorf kam eine E-Mail mit Unterstützungsangeboten für die Lehrer. Das fand ich sehr positiv und habe diese natürlich ans Kollegium weitergeleitet.“

Der Krieg in der Ukraine sei ein Thema, an dem dieser Tage niemand vorbei käme, sagt auch Birgit Oelmüllers-Hoff. „Es bewegt uns, und die Schüler haben Gesprächsbedarf“, berichtet die Schulleiterin der Gesamtschule Oppum. Die Kollegen gingen darauf ein und sorgten dafür, dass kindgerecht darüber gesprochen würde. „Wir müssen auch darüber sprechen, wie so ein Krieg überhaupt zustande kommt, damit die Jüngsten es verstehen.“ Die Bereitschaft zu helfen ist an allen Schulen sehr groß, und so wird auch hier gespendet – „Geld statt Sachspenden, denn letzteres ist für die Schulen organisatorisch oft schwierig“, sagt Oelmüllers-Hoff. Auch an der Gesamtschule Oppum ist das Thema Rassismus im Zusammenhang mit dem Krieg derzeit kein Thema. „Wir halten natürlich Augen und Ohren offen und sind sensibilisiert“, sagt die Schulleiterin. „Sollten wir darüber Kenntnis erlangen, müssen wir ein deutliches Zeichen setzen.“

Sorgen machten sich vor allem die jüngeren Schüler, sagt Sigrid Diener, Lehrerin an der Gesamtschule Uerdingen. „Es ist noch keine Panik, aber eine gewisse Angst ist schon da. Die Kinder sind erstaunlich gut informiert. Man merkt, dass zu Hause darüber gesprochen wird“, sagt sie. Besonders die Schüler der Jahrgangsstufen 5 und 6 wollten wissen, ob der Krieg nach Deutschland kommen könnte. „Diese Fragen formulieren sie ganz klar.“ Mit dem Besuch einer Friedensdemo wollen die Lehrer den Schülern zeigen, dass sie Teil einer Demokratie sind. „Sie müssen das erleben, dass man mit einer Botschaft auf die Straße gehen kann. Wir erklären ihnen, dass man in anderen Ländern ins Gefängnis kommt, wenn man seine Meinung sagt, dass sie hier aber eine Meinung haben dürfen“, sagt Diener.

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