Gedenkkonzert Krefeld „Via dolorosa“ für den Frieden von 1918

Krefeld · Mit Orgelmusik und gregorianischen Gesängen wird am 10. November in der Lutherkirche des Endes des Ersten Weltkriegs gedacht. Es ist ein Konzert für den Frieden und im Gedenken an alle Opfer von Gewalt und Krieg.

 Karlheinz Schüffler

Karlheinz Schüffler

Foto: Petra Diederichs

11. November 1918: Deutschland, Frankreich und Großbritannien schließen Waffenstillstand. Es ist das Ende des Weltkriegs. Frieden. Zeit der Hoffnung. Die Überlebenden ahnen nicht, dass vielen von ihnen ein zweiter verheerender Krieg bevorsteht, dessen Gräuel sich noch tiefer einbrennen werden.

In der saarländischen Gemeinde Perl, idyllisch im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Luxemburg gelegen, bleibt auch die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg präsent — nicht nur durch die enge Verbindung zu den französischen Nachbarn. „Der Wald, in dem wir Kinder spielten, war noch voll mit Handgranaten und Minen aus beiden Kriegen. Nachrichten von Unglücken waren nicht selten“, sagt Karlheinz Schüffler, der dort aufgewachsen ist. Der Mathematik-Professor und Musiker erinnert sich an seine Kindheit: „Wir waren umgeben von Kriegsveteranen, auch des Ersten Weltkriegs. Einige alte Leute hatten sogar den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 mitgemacht: Menschen, die drei Kriege erlebt haben.“ Deshalb war es ihm ein Bedürfnis, zum 100. Jahrestag des Kriegsendes eine würdevolle Gedenkveranstaltung zu konzipieren: Am Samstag, 10. November (dem Vorabend des Jahrestags), gibt es um 20 Uhr ein Konzert für Orgel und Choralschola in der Lutherkirche. Am nächsten Vormittag wird Schüffler das Programm als reines Orgelkonzert spielen.

„Via dolorosa“, eine Komposition des 1951 geborenen Letten Aivars Kalejs, gibt dem Abend den Titel. Auf das Werk, das den Opfern der sowjetischen Okkupation in Lettland und den nach Sibirien deportierten lettischen Familien gewidmet ist, stieß der Wahlkrefelder Schüffler, als er für das Programm recherchierte. Es fängt für ihn die Stimmung, die zu einem solchen Gedenktag passt, perfekt ein: „Es beginnt pianissimo und verdichtet sich zu Klangwolken, unter denen die Zuhörer sich ducken müssen.“

Auch Cesar Francks sehr französisch klingendes Piéce héroique wird Schüffler an der Orgel spielen. „Das hat Franck einem Freund gewidmet, der 1870 in Frankreich gefallen ist.“ Eine Fantasie von Bach und Max Regers Te Deum werden erklingen. Das bekannte erk bildet die Brücke zur Choralschola, die den Abend mit gregorianischen Gesängen füllen wird. „Gregorianik ist der Ursprung unserer Musik. Selbst eingängige Melodien von Popsongs sind ohne die Hymnen und Psalmen nicht denkbar“, sagt Schüffler. Die Urerfahrung der Gregorianik können Interessierte teilen. Für das Konzert will Schüffler eine Projektschola bilden. Die erste gemeinsame Probe ist für Freitag, 26. Oktober, angesetzt. „Gregorianik ist in der christlichen Tradition verwurzelt. Nichts ist durch die Jahrhunderte stärker als Richtschnur christlicher Kultur zu verfolgen. Ich glaube, dass es in Krefeld und Umgebung noch viele Menschen gibt, die die Tradition des gregorianischen Gesangs kennengelernt, dann aber nie wieder praktiziert haben. Denn aus den Gottesdiensten sind die Psalmen längst verschwunden.“ Er wünscht sich, dass sich in Krefeld eine „stabile und ausdruchsstarke Schola“ zusammenfinden würde. Mit Gesängen wie Victimae Paschali Laudes oder Lux aeterna und Kyrie aus dem Requiem will er zeigen, wie festlich und wirkungsvoll der Gesang noch heute ist.

Dritte Säule des Konzerts ist eine Komposition Schüfflers. 1990, als er längst schon in Krefeld lebte, hat seine Heimatgemeinde eine Friedenskapelle gebaut und den Musiker, der schließlich von dort stammt, um ein Lied gebeten. Schüffler komponierte das „Oberperler Friedenslied“. Im Refrain heißt es „Über die Berge und über die Höh’n lasst uns den Friedensweg gehn“ und es folgt ein Reim, der auffordert, einander die Hand zu reichen, in französischer Sprache. In der Perler Kapelle, erzählt Schüffler, hängen Tafeln mit den Namen der im Ersten Weltkrieg Gefallenen. Und daneben hängen Text und Noten des Friedensliedes.

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