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Kahlschlag in Krefeld-Bockum Umstrittene Rodung an der Violstraße

Krefeld · Auf der Brachfläche rund um den Richtfunkturm an der Glockenspitz zwischen Viol- und Schönwasserstraße sind 15 Bäume gefällt worden. Die Fläche wurde mit schwerem Gerät befahren und sieht nun aus wie eine Baustelle.

 Rund um das Gelände war es still geworden, bis nun 15 Bäume gefällt wurden, was die Anwohner in Aufregung versetzte.

Rund um das Gelände war es still geworden, bis nun 15 Bäume gefällt wurden, was die Anwohner in Aufregung versetzte.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Anwohner der Schönwasserstraße in Bockum sind in heller Aufregung. Auf der Brachfläche zwischen Glockenspitz, Viol- und Schönwasserstraße, auf der einst das „Wohnquatier am Zoo“ geplant war, sind schwere Arbeiten im Gange. Die Fläche rund um den Richtfunkturm, auf der das umstrittene Bauprojekt mit der Plannummer 797 umgesetzt werden sollte, ist gerodet. Wird nun doch noch gebaut?

Auf Anfrage unserer Zeitung teilte die Stadt mit: „Der Eigentümer stellte für das betroffene Grundstück an der Violstraße aufgrund von Sturmschäden und abgängigen Bäumen, die unter die Baumschutzsatzung fallen, einen entsprechenden Antrag auf Fällgenehmigung.“ Mitte Februar habe es deswegen einen Besichtigungstermin gegeben, in dessen Anschluss der Antragsteller die Genehmigung, insgesamt 13 geschützte Bäume zu entfernen, erhalten habe. Sieben Bäume standen auf der Fläche Violstraße 42, sechs weitere auf dem Nachbargrundstück Violstraße 44.

„Im Ergebnis sind die in Rede stehenden Flächen im Nachgang der Genehmigung des Fällantrages für 13 Bäume großflächig gerodet worden. Dabei wurden auch insgesamt 15 statt der genehmigten 13 geschützten Bäume gefällt“, ergänzt die Stadt. Die Untere Naturschutzbehörde prüfe derzeit die Verstöße gegen die Baumschutzsatzung sowie auch, inwieweit Verstöße gegen weitere naturschutzrechtliche Vorschriften (z.B. Artenschutz) mit der Rodung einhergehen und diese geahndet werden könnten.  Nach der Prüfung sollen entsprechende Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet werden.

 Die Rodungsfläche an der Violstraße sieht aus wie eine Baustelle. Anwohner fürchten, dass es hier nun doch zu einer Bebauung kommen könnte. 

Die Rodungsfläche an der Violstraße sieht aus wie eine Baustelle. Anwohner fürchten, dass es hier nun doch zu einer Bebauung kommen könnte. 

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Rodung der Flächen ist nicht unumstritten. Bereits 2017 brachten Experten der Unteren Naturschutzbehörde im Zuge der Erörterung des B-Plan-Verfahrens Bedenken gegen eine Rodung vor. „Daher prüft die Untere Naturschutzbehörde auch“, so die Stadt, „inwieweit im weiteren Verfahren des B-Plans 797 Ausgleichsmaßnahmen zu den Rodungen festzulegen sind.“

Die Anwohner kann das nicht beruhigen. Sie wandten sich mit ihren Sorgen an den Bockumer Bürgerverein, der sich nun der Sache annimmt und die Bedenken der Anlieger verstehen kann. Die gefällten Bäume boten den Anwohnern Sichtschutz zu ihren Grundstücken. Auf der anderen Seite hätte der Artenschutz der auf dem einst wild bewachsenen Gelände lebenden Tiere auch ein gewisser Schutz vor der geplanten Bebauung sein können, die von den Anliegern des Zoo-Viertels in ihrer Größenordnung abgelehnt wird.

Geplant war 2017, ein „Wohnquartier am Zoo“ zu errichten, zu dem auch eine 150 Meter lange und 14 Meter hohe Gewerbehalle in Richtung Glockenspitz gehören sollte. „Wir wünschen eine an dem Bestand angepasste Wohnbebauung, keine Gastronomie, und wenn schon Gewerbe, dann aufgelockerte kleinteilige Baukörper, die zu keinen Verschattungen der Grundstücke in der Nachbarschaft führen, und einen kleineren Parkplatz“, hatte damals Rainer Bardenberg als Sprecher der Anwohner gefordert.

Letztendlich waren die ehrgeizigen Pläne 2017 vorerst auf Eis gelegt worden, da die großen Mehrheitsfraktionen CDU und SPD den B-Plan nicht befürworten konnten. Jürgen Hengst (SPD) sagte: „Für uns ist an der Grenze von Bockum und Oppum eine Bebauung denkbar, wie sie von der Krefelder Wohnstätte in Gartenstadt im Bereich von Pappel-, Platanen- und an der Akazienstraße realisiert worden ist“, und Manfred Läckes (CDU) ergänzte: „Auch der geplante Gewerbeblock ist uns zu massiv und gehört für uns an die Straße. Ebenso bedarf es aus unserer Sicht einer Tiefgarage und nicht 180 neuer Stellplätze.“ Die Anwohner des Zooviertels atmeten auf.

Seitdem war es lange ruhig um die unansehnliche Brachfläche, die immer mal wieder von Wildpinklern, spielenden Kindern und Hundebesitzern genutzt wurde. Die Anlieger befürchten nun, dass mit der Rodung Tatsachen geschaffen wurden, um erneut ein Bauvorhaben voranzutreiben.

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