Interview Ulrike Renk Neue Trilogie über die Familie Meyer

Krefeld · Am Freitag, 7. Dezember, erscheint der Roman „Jahre aus Seide“. Ulrike Renk erzählt eine Geschichte nach wahren Begebenheiten.

 Die Jahre haben das Zeitdokument verblassen lassen: Das Familienfoto zeigt Ruth und Ilse Meyer. Ruth wurde 1921 geboren, Ilse 1924. Die Familie lebte in den 1920er Jahren an der Friedrich-Ebert-Straße, vis-à-vis der Villa Merländer. Wann das Foto aufgenommen wurde, ist nicht bekannt.

Die Jahre haben das Zeitdokument verblassen lassen: Das Familienfoto zeigt Ruth und Ilse Meyer. Ruth wurde 1921 geboren, Ilse 1924. Die Familie lebte in den 1920er Jahren an der Friedrich-Ebert-Straße, vis-à-vis der Villa Merländer. Wann das Foto aufgenommen wurde, ist nicht bekannt.

Foto: Familie Meyer-Elcott

Mit ihren historischen Romanen trifft die Krefelder Autorin Ulrike Renk den Nerv ihrer Leser. In ihrem neuen Buch „Jahre aus Seide“ erzählt sie ein Stück Krefelder Geschichte, die an der Friedrich-Ebert-Straße in den 1920er Jahren beginnt.

Mit welcher Epoche/Zeit befassen Sie sich in Ihrem neuen historischen Roman?

Renk Es ist eine Trilogie – sie fängt in den zwanziger Jahren in Krefeld an und endet in den fünfziger Jahren in Amerika.

Wo spielt der Roman?

Renk Das erste Buch spielt in Krefeld. Das zweite erst in Krefeld, dann in England und im dritten Buch schafft die Familie die Ausreise nach Amerika. Die Bücher basieren auf den Tagebüchern und auf den Interviews von Ruth Meyer, die 1921 in Krefeld geboren wurde.

Sind diese Menschen sich auch in der Wirklichkeit begegnet?

 Ulrike Renk hat für ihre Trilogie historische Dokumente und Tagebücher ausgewertet.

Ulrike Renk hat für ihre Trilogie historische Dokumente und Tagebücher ausgewertet.

Foto: Lothar Strücken

Renk Die Familien Meyer und Merländer haben vis-à-vis an der Friederich-Ebert-Straße gewohnt. Sie haben nicht in den selben gesellschaftlichen Kreisen verkehrt, aber sie haben sich sicherlich gekannt. Die engere Beziehung der beiden Familien ist nicht belegt – ich habe sie erfunden. Es gab die Tochter des Chauffeurs von Richard Merländer tatsächlich, aber sie wird nicht mit Ruth Meyer befreundet gewesen sein, das ist meine Fiktion. Die Mädchen haben unterschiedliche Schulen besucht und Ruth Sanders (in meinen Büchern heißt sie Rosie) war tatsächlich acht Jahre jünger als Ruth Meyer. Die Sanders waren keine Juden und somit ist eine reale Bekanntschaft fast ausgeschlossen. Für mich war die erfundene Freundschaft ein fiktives Mittel, um die Geschichte der beiden Familien Meyer und Merländer, die ja quasi Nachbarn waren, zu verbinden.

Wie viel im Roman ist Fiktion, wie viel aus historischen Quellen?

Renk In meinen Romanen ist die Grundidee immer belegt und real. Das ist wie eine Kleiderpuppe aus Draht, die ich mit Fiktion bekleide und ausstaffiere. Ich erfinde Gedanken und Gefühle, setze Freundschaften und Beziehungen neu zusammen – die es vielleicht hätte geben können oder gab. Ich nehme die Fakten und schreibe daraus eine Geschichte, die nicht fantastisch ist, sondern eine, die sich so hätte abspielen können. Manchmal komme ich der Wahrheit sehr nahe, wie ich anschließend von Nachfahren höre.

Wie sind Sie auf die Idee zu ihrem neuen Buch gekommen?

Renk Das war in der Villa Merländer, der NS Dokumentationstelle. Dort gibt es einige Nachlässe der Familie Meyer, die mich sofort zu dieser Romanreihe inspiriert haben. Danach habe ich Kontakt zu den Überlebenden der Familie aufgenommen und eine Kopie des Tagebuchs von Ruth Meyer bekommen – und viele, viele weitere Informationen. Ruth Meyer wollte, dass niemand das Schicksal der Juden vergisst. Sie hätte gewollt, dass ich diese Bücher schreibe – das glaube ich ganz fest – und ihre Familie auch.

Auf wie viele Folgen ist die Geschichte angelegt?

Renk Es wird drei Bände geben: Jahre der Seide (Dezember 2018), Zeit aus Glas (Juni 2019), Tage des Lichts (Februar 2020).

Aus „Jahre der Seide“ liest Ulrike Renk am Mittwoch, 12. Dezember, ab 19.30 Uhr in der Buchhandlung Thalia.

Der Roman erscheint als Taschenbuch (Broschur) im Aufbau Verlag, 576 Seiten, Preis 12,99 Euro

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