Wirtschaft Uerdinger Tester prüfen Auto-Gerüche

Krefeld · Aus dem Bayer-Testlabor in Uerdingen wurde vor knapp zehn Jahren Underwriters Laboratories (UL). Dieses Unternehmen mit Sitz in den USA liefert nach eigenen Angaben nun in Krefeld und in Melville im Staat New York „einzigartige Zusatzleistungen“ für Kunden aus der Automobilindustrie in der ganzen Welt. Es prüft Emissionen von Kunststoffen im Innenraum von Autos.

Ein neues Auto hat einen besonderen Geruch. Den erzeugen die verbauten Materialien. Im Innenraum sind es in großem Maße Kunststoffe — so genannte Polymere. Dass von ihnen zum Beispiel keine Gefahr bei einem Unfall oder durch den regelmäßigen Gebrauch des Fahrzeugs ausgeht, wird umfangreich getestet. Spezialisten dafür sitzen in Uerdingen auf dem Areal des Chemparks. Das Unternehmen Underwriters Laboratories (UL) hat sein Spektrum für Automobilhersteller und Bauteile-Zulieferer mit umfangreichen zertifizierten Testlösungen erweitert. Als einzigartige Zusatzleistung für Kunden auf der ganzen Welt biete das UL-Labor in Krefeld Spritzguss-Prüfkörper für Ringversuche zur Emissionsmessung an, um höchste Qualitätsanforderungen der Branche zu erfüllen, teilte eine Sprecherin mit.

„Die Emissionsprüfung für den Fahrzeuginnenraum ist ein wichtiger Bestandteil jeder vollständigen Polymerwerkstoffanalyse in der Automobilindustrie geworden“, sagte Thomas Wagner, Automotive Business Manager bei UL Performance Materials. „Durch die Erweiterung unseres Serviceangebots um Emissionsprüfungen werden unsere bisherigen Prüfverfahren für die Automobilindustrie vervollständigt und sichergestellt, dass unsere Kunden bei der Erfüllung neuster internationaler und nationaler gesetzlicher Bestimmungen unterstützt werden.“

Die nach den ISO-Maßstäben akkreditierten Performance Materials Prüflabore in Melville im Staat New York und in Uerdingen böten eine einzigartige Palette umfassender Services. Mit hochspezialisierten Prüflaboren und umfangreichen Werkstoffdatenbanken unterstütze UL Performance Materials Automobilhersteller und Zulieferer von der ersten Idee über die frühe Produktentwicklungsphase bis hin zum Bauteilfreigabe-Prozess (Part Production Approval Process, PPAP) und sorge somit für eine optimierte Markteinführungszeit.

Als Bayer im Jahr 2009 sein Thermoplastic Test Center (TTC) in Uerdingen veräußerte, waren die Mitarbeiter äußerst skeptisch. Ohne den Verkauf gäbe es die Tätigkeit am Standort Chempark heute nicht mehr, sagte Thorsten Niklas, Betriebsleiter der Underwriters Laboratories, wie das Unternehmen heute heißt bei einem Jahrespressegespräch im Chempark im vergangenen Jahr. Umsatz und Mitarbeiter sind in den Jahren um mehr als 50 Prozent gestiegen, und ein Ende des Wachstums ist noch nicht in Sicht.

Die guten Eigenschaften des Verkäufers Bayer und des us-amerikanischen Käufer vereint Underwriters Laboratories (UL) in seinem Testlabor (Thermoplastics Testing Center) im Chempark Uerdingen. Das Fachwissen von Bayer Material Science über Kunststoffe und die Fähigkeit des US-Riesen Underwriters Laboratories zur Zertifizierung ergänzten sich perfekt, erklärte der damalige UL-Geschäftsführer Thorsten Niklas seinerzeit.

Mit 65 Fachkräften habe sich der Betrieb 2009 auch für den Markt geöffnet. „Wir haben nicht mehr nur für Bayer, sondern für die ganze Branche getestet und die Sicherheit der Produkte mit unserem UL-Zeichen zertifiziert“, berichtete Niklas. Inzwischen beschäftigt UL gut 100 Mitarbeiter. Der Umsatz sei über die Jahre im gleichen Maße gewachsen.

Underwriters Laboratories beschäftigt weltweit etwa 12.000 Mitarbeiter und ist an 143 Standort rund um den Globus präsent. „Wir fühlen uns hier als echtes Krefelder Unternehmen“, gibt Niklas die Gefühlslage wieder.

In den Laboren in Uerdingen werden Kunststoffe nach Kundenwünschen hergestellt. Aus dem Granulat werden zunächst genormte Testkörper. Mit deren Hilfe untersuchen die Experten die Eigenschaften des Materials. Wie ist es um die Farbechtheit bestellt? Wie zäh ist es? Entstehen beim Zerbersten scharfkantige Flächen? Wie sieht es um die Brennbarkeit aus?

Thorsten Niklas stellte sein Unternehmen vor. Das UL-Prüfzeichen sei eines der bekanntesten Zertifizierungszeichen der Welt und vermutlich in jedem Krefelder Haushalt zu finden. Jährlich erscheine das Prüfzeichen auf über 22 Milliarden verschiedenen Produkten aus den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen, unter anderem auf Haushaltsgeräten, wie elektrischen Zahnbürsten, Laptops, Bügeleisen, Staubsaugern und modernen Freizeitartikeln wie Hoverboards.

Das Thermoplastics Testing Center in Krefeld sei ein weltweit führender Anbieter für Prüfung und Zertifizierung von innovativen Kunststoffen. Das akkreditierte Prüflabor bietet 500, größtenteils voll automatisierte Prüfungen von einfachen und Hochleistungskunststoffen an. Dabei ist die Brandprüfung eins der Kerngeschäfte. Deshalb werden im Testlabor Kunststoffe, aus denen zum Beispiel Gehäusen von Monitoren, Fernsehern oder Laptops hergestellt werden, in Brand gesetzt, um das Brandverhalten zu bewerten. Ziel dabei ist es, Wohn- und Arbeitsumgebungen sicherer zu machen.

In den vergangenen Jahren wurde das Prüfspektrum des Testlabors deutlich erweitert. Schwerpunkt sei dabei die Automobilindustrie. Für deren spezifische Anforderungen sei am Standort viel Geld investiert worden, informierte Niklas. Dabei gehe es im Besonderen um die Prüfung von Kunststoffen im Automobilbereich, welche später im Fahrzeuginnenraum oder unter der Motorhaube zu finden sind. Wie UL jetzt mitteilte, zählen zu den zusätzlichen Prüfmethoden zur Emissionsanalyse an Polymerkomponenten unter anderem die Bestimmung von Geruchseigenschaften von Innenverkleidungen in Fahrzeugen und die Bestimmung organischer Emissionen von Interieur-Bauteilen. UL hat die Neuerungen vor wenigen Tagen auf der Internationalen Zuliefererbörse in Wolfsburg vorgestellt.

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