Aus den Stadtteilen Uerdinger Postkutschen-Bild für Heimatbund

Krefeld · Das Gemälde einer Postkutsche, die Uerdingen verlässt, konnte ein Uerdinger in Düsseldorf ersteigern. Das heimatkundlich wichtige Bild des Malers van den Dobbelstein aus dem Jahre 1820 übergab er dem Heimatbund für sein Museum.

 Das Postkutschenbild des Hobbymalers van den Dobbelstein entstand im Jahr 1820.

Das Postkutschenbild des Hobbymalers van den Dobbelstein entstand im Jahr 1820.

Foto: Otmar Sprothen

Eine von vier Pferden gezogene Postkutsche verlässt die Rheinstadt Uerdingen über die lehmige, unbefestigte Krefelder Straße und nimmt Fahrt auf. Kleine Gruppen von Fußgängern halten sich an den Rand des Fahrweges, wohl um nicht von Staub und aufspritzenden Lehmbrocken getroffen zu werden. Abrupt wechseln die von der Pfarrkirche St. Peter überragten Häuser in dunkles Buschland über. Wer das Gemälde des Hobbymalers M. van den Dobbelstein „Postkutsche auf der Krefelder Straße in Uerdingen“ als zeitgenössisches Dokument „liest“, erfährt einiges über das Leben in Uerdingen im Jahre 1825.

Dieter Rehbein, Archivar des Uerdinger Heimatbundes, weiß aus den Tagebüchern Peter Martin Ignatz Herbertz (1742 – 1822), der seinerzeit in der Oberstraße 32 wohnte und für ein halbes Jahr Uerdinger Bürgermeister war, bis die Franzosen ihn absetzten,   dass van den Dobbelstein und Herbertz befreundet waren und Herbertz einige Werke des Malers besessen haben muss, die inzwischen verschollen sind. Heimatbund-Vorsitzender Elmar Jakubowski freut sich über den Neuzugang des heimatgeschichtlich wichtigen Gemäldes: „Wir besaßen ein ähnliches Bild von van den Dobbelstein, das nicht mehr auffindbar ist. Uns ist wichtig, dass dieses Bild der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Der beste Ort dafür ist natürlich das Heimatmuseum im Bügeleisen.“

Auf Heimatbund-Mitglied Ulrich Lohmar geht der Erwerb des Bildes zurück. Das Bild stand bei einem Düsseldorfer Auktionator zur Versteigerung an. Als die Heimatbund-Mittel nicht für ein Mitsteigern ausreichten, sprang Lohmar in die Bresche, ersteigerte das Bild und übergab es dem Heimatbund. Zusammen mit einem anderen, im Besitz des Heimatbundes befindlichen van-den-Dobbelstein-Bild, das Uerdingen vom Rhein her zeigt, wird es demnächst die Dauerausstellung zur Entwicklung der Rheinstadt Uerdingen bereichern.

Uerdingen war lange Zeit Teil des katholischen Erzbistums Köln, Krefeld war protestantisch und gehörte zu Moers. Daher verlief die Entwicklung beider Städte unabhängig voneinander. Uerdingen lag am Rhein als der damals wichtigsten Verkehrsverbindung, was für Uerdingen als Umschlagplatz für Kohle und Salz wichtig war. Durch Uerdingen verlief die Straße von Köln nach Nimwegen. So kam es, dass in Uerdingen bereits 1687 zum ersten Mal eine Postkutsche hielt. Schnell entwickelte sich eine regelmäßige, dreimal in der Woche verkehrende Postkutschen-Linie, die die Strecke Köln – Nimwegen in 24 Stunden bewältigen konnte.

Die Fahrt in einer Postkutsche wird von Reisenden als Tortur beschrieben. Die Straßen waren schlecht gepflastert oder unbefestigt und zerpflügt. Wegweiser gab es nicht. Die eng beieinander sitzenden Reisenden wurden in den ungefederten Kutschen bei jedem Schlagloch durchgeschüttelt. Außerdem waren sie den als grob und wenig rücksichtsvoll beschriebenen Postillionen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, die nicht selten betrunken waren, um sich gegen die Kälte auf dem Kutschbock zu schützen.

 Die Mitglieder des Uerdinger Heimatbundes freuen sich über das heimatkundlich wichtige Bild, das im Museum im Bügeleisen zu sehen ist.

Die Mitglieder des Uerdinger Heimatbundes freuen sich über das heimatkundlich wichtige Bild, das im Museum im Bügeleisen zu sehen ist.

Foto: Otmar Sprothen

Zudem kam es immer wieder zu schweren Unfällen. Die schmal und hochbordig konstruierten Postkutschen konnten leicht umkippen. Immer wieder brachen Räder, deren Reparatur eine  lange Verzögerung der Fahrtdauer zur Folge hatte. In unwegsamen Gebieten drohten Überfälle durch Räuber, Menschen, die durch die anhaltenden Kriegszeiten aus dem Zivilleben geworfen waren. Angesichts dieser Verhältnisse ist es kein Wunder, dass über Jahrhunderte hinweg auch die schnellen Postkutschen über eine Geschwindigkeit von maximal 14 Stundenkilometer nicht hinauskam. Erst um 1820, dem Entstehungsjahr des van-den-Dobbelstein-Gemäldes, war der Reisende mit der Postkutsche schneller unterwegs als auf dem Reitpferd.

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