Krefeld-Traar Egelsbergmühle: Kampf gegen den Verfall

Krefeld-Traar · Noch bis November laufen die ersten Sanierungsarbeiten an der Egelsberg Mühle. Es gibt viel zu tun. Der gesamte Sanierungsbedarf wird auf rund eine halbe Million Euro geschätzt.

 Die Mühle auf dem Egelsberg wird derzeit restauriert.

Die Mühle auf dem Egelsberg wird derzeit restauriert.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Am Egelsberg sind die Sanierungsarbeiten an der Mühle in vollem Gange. Das Gebäude ist komplett eingerüstet und gegen unbefugten Eintritt gesichert. Gut zu erkennen sind nun die Ziegelsteine, aus denen die Mühle Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde. Unsichtbar war bislang der große Feuchtigkeitsschaden, der dem Bürgerverein Traar als Mieter der Mühle große Sorgen bereitet. „Die Sanierung ist dringend notwendig und war höchste Zeit. In den Mauern der Mühle steckt viel Feuchtigkeit, da der damals verwendete Schlämmputz nicht Luft durchlässig war und die Mühle nicht atmen konnte“, erklärt Walter Kienen, zweiter Vorsitzender des Bürgervereins.

 Die Fenster sind marode und müssen ertüchtigt werden.

Die Fenster sind marode und müssen ertüchtigt werden.

Foto: Walter Kienen

Auch der im Innenbereich verwendete Verputz war nicht atmungsaktiv, so dass die alten Steine ordentlich durchfeuchtet sind, einige beim Abstrahlen der weißen Farbe sogar so locker waren, dass sie bei den Arbeiten einfach rausgefallen sind. „Eine ganze Palette voll neuer Steine musste eingearbeitet werden“, berichtet Kienen.

 Walter Kienen kümmert sich für den Bürgerverein Traar um die Mühle.

Walter Kienen kümmert sich für den Bürgerverein Traar um die Mühle.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Eigentümer der Mühle ist die Stadt Krefeld. Somit wird die Fassade auch durch den Fachbereich Gebäudemanagement saniert. Stadtsprecher Dirk Senger sagt auf Anfrage: „Saniert wird die Fassade. Hierfür ist zuerst der vorhandene Schlämmputz bis auf das Ziegelmauerwerk entfernt worden. Anschließend sind dann umfangreich marode Steine ausgetauscht und Bereiche neu aufgemauert worden. Jetzt werden noch ein neuer Schlämmputz und ein mineralischer Farbanstrich aufgetragen. Die Türen und Fenster werden ebenfalls saniert, bearbeitet von Tischler und Malern. An der Dacheindeckung sind an verschiedenen Stellen Reparaturarbeiten durchgeführt worden.“

 Die Balken der Mühle sind feucht.

Die Balken der Mühle sind feucht.

Foto: Walter Kienen

Ende November sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein, rechtzeitig bevor die kalte Jahreszeit anbricht und das alte Gemäuer noch mehr Feuchtigkeit ziehen würde. Die Kosten gibt die Stadt mit rund 90.000 Euro an, davon werden 50 Prozent vom Denkmalförderprogramm des Landes übernommen. Im kommenden Jahr wird es mit der Ertüchtigung der Flügel weitergehen. „Wir haben uns mit der Stadt darauf verständigt, dass wir als Bürgerverein vor allem für die Ertüchtigung des Innenbereichs zuständig sind“, erklärt Walter Kienen.

 Eine ganze Palette Steine musste neu eingesetzt werden.

Eine ganze Palette Steine musste neu eingesetzt werden.

Foto: Walter Kienen

Es ist ein altes Schätzchen in wirklich bedauernswertem Zustand, um das sich der Bürgerverein mit viel Engagement kümmert. Das beginnt am Dach, das nicht mehr dicht ist und unter dessen Gebälk sich zahlreiche Vögel eingenistet haben, geht über die maroden Fenster, die beim Ausbau zum Teil schon von selbst den Weg nach außen fanden, bis hin zum Fundament, das als nächstes freigelegt werden soll, um auch hier nach Schäden durch Feuchtigkeit zu suchen. Nebenschauplätze sind die veraltete Toilettenanlage und die Frage nach einer realisierbaren Heizung. Zurzeit ist im unteren Bereich der Mühle eine Elektro-Fußbodenheizung aktiv, die weder zeitgemäß noch bezahlbar ist. Der Bürgerverein hatte angedacht, auf dem benachbarten Grundstück ein kleines Haus mit Gastank für die Energieversorgung einzurichten. Das lehnte die Stadt als Grundstückseigentümerin jedoch ab. Nun muss weiter überlegt werden.

 Dohlen haben sich im Dach der Mühle häuslich niedergelassen.

Dohlen haben sich im Dach der Mühle häuslich niedergelassen.

Foto: Walter Kienen

Behoben sind inzwischen die durch einen Blitzeinschlag entstandenen Schäden an der völlig veralteten Elektroanlage. „Das war im vergangenen Jahr. Durch den Blitzeinschlag sind die Schalterdosen richtig aus der Wand geflogen. Die Stadt hat dann die gesamte Anlage auf ihre Kosten ertüchtigt. Um Trauungen zu ermöglichen, wurden außerdem die Schäden an den Wänden kosmetisch behoben“, erzählt Kienen. Der Durchfeuchtungsgrad der Mauern ist bei drei Bohrungen in ein Meter Höhe ermittelt worden und liegt bei weit über 90 Prozent. Auch die Balken sind feucht und müssen für geschätzte 30.000 Euro restauriert werden.

Die Flügel werden sich auch nach ihrer Ertüchtigung nicht mehr drehen. Das bedauern die Mühlen-Fans zwar, sehen aber auch, dass die Statik dabei nicht mehr mitspielen würde. 2019 werden die Flügel mit Hilfe eines Krans abgenommen und für geschätzte 100.000 Euro überarbeitet. Spannend wird dabei sein zu sehen, ob die Träger noch halten. Beim Dach rechnen die Experten mit Kosten von gut 40.000 Euro. „Wir wissen, dass noch viel zu tun ist. Und wir sind dabei nicht nur auf die Unterstützung der Stadt angewiesen, sondern auch auf die Hilfe von Spendern. Jeder finanzielle Beitrag ist wichtig, um dieses Kleinod für die Nachwelt zu erhalten“, sagt Kienen.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Da die Nachfrage für die Mühle als Trauort nach wie vor groß ist, soll das Gebäude nach Abschluss der Arbeiten wieder für Samstagtrauungen angeboten werden.

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