Ter-Meer-Straße Verwirrspiel um Kriegsverbrecher: Straßenname nicht eindeutig

Krefeld · Beim Ter-Meer-Platz und bei der Ter-Meer-Straße in Uerdingen fehlen Hinweise an der Beschilderung, dass sie nicht nach dem Nazi Friedrich Hermann Ter Meer benannt sind.

 Die Ter-Meer-Straße in Uerdingen ist hinsichtlich ihres Namensgebers geeignet, für Missverständnisse zu sorgen.

Die Ter-Meer-Straße in Uerdingen ist hinsichtlich ihres Namensgebers geeignet, für Missverständnisse zu sorgen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Dass die Ter-Meer-Straße und der Ter-Meer-Platz in Uerdingen nicht dem verurteilten Kriegsverbrecher Friedrich Hermann ter Meer gewidmet sind, ist außerhalb Krefelds unbekannt. Auch innerhalb der Stadt dürfte das den wenigsten bekannt sein. Ein erklärender Hinweis an der Beschilderung fehlt in diesem Fall gänzlich, wurde bislang offenbar für entbehrlich gehalten. Dabei sind solche Ergänzungen zum Straßennamen mit zusätzlichen Informationen auch in Krefeld keineswegs unüblich.

Die Problematik erkannt hatten vor rund zehn Jahren offenbar die Eltern und Lehrer der Ter-Meer-Schule. Sie ergänzten den Namen der Realschule um den Vornamen des Namensgebers und beseitigten damit jede Zweifel. Die Bildungseinrichtung hieß fortan Edmund-ter-Meer-Schule. Heute existiert sie nicht mehr. Stattdessen ist darin die Gesamtschule Uerdingen untergebracht.

Edmund ter Meer starb 1931, noch bevor die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler an die Macht kamen. Er gründete 1877 eine Fabrik insbesondere zur Herstellung von Farben. Nach einem Zusammenschluss entstanden knapp 20 Jahre später die Bayer-Werke. Edmund ter Meer galt als sozial und engagierte sich auch in der Kommunalpolitik. Von seinem Reichtum gab er als Stifter einiges für das Gemeinwesen ab. Schon zu Lebzeiten wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Uerdingen ernannt sowie Straße und Platz nach ihm benannt. „Beide Namen beziehen sich auf den 1931 verstorbenen Edmund ter Meer. Beide wurden im Juli 1930 benannt“, erklärt Stadtsprecher Dirk Senger auf Anfrage unserer Redaktion.

Einen Leumund wie sein Vater Edmund ter Meer kann Sohn Friedrich Hermann ter Meer nicht vorweisen. Im Gegenteil. Er wurde direkt nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten festgenommen und im so genannten IG-Farben-Prozess im Juli 1948 als Kriegsverbrecher zu sieben Jahren Haft verurteilt. Bis Kriegsende war er Vorstand der IG Farben und Mitglied der NSDAP. Er war Generalbevollmächtiger des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion für Italien. Friedrich Hermann ter Meer war verantwortlich für den Aufbau des Buna-Zweigwerks der IG Farben in der Nähe von Auschwitz mit dem angeschlossenen Konzentrationslager Auschwitz III Monowitz. Dort fanden Menschenversuche statt und rund 25.000 Zwangsarbeiter unter unvorstellbaren Umständen den Tod. Bei seiner Verurteilung wurden ihm Plünderung und Versklavung vorgeworfen. Auf der Anklagebank zeigte er sich unversöhnlich und uneinsichtig. Die Frage, ob die Menschenversuche gerechtfertigt gewesen seien, hielt er für unerheblich. Die Häftlinge wären ohnedies getötet worden. Schon 1950 wurde er vorzeitig aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen. Später stieg er zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Bayer AG auf und nahm weitere Posten in den Aufsichtsräten großer Unternehmen an.

 Verwirrung ausgeschlossen: Bei der Edmund ter Meer Schule ist der Namensgeber eindeutig.

Verwirrung ausgeschlossen: Bei der Edmund ter Meer Schule ist der Namensgeber eindeutig.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 An gleicher Stelle wie die Ter-Meer-Straße in Uerdingen ist der Ter-Meer-Platz zu finden.

An gleicher Stelle wie die Ter-Meer-Straße in Uerdingen ist der Ter-Meer-Platz zu finden.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Beschilderung in Uerdingen, die Bezeichnungen in Kartenwerken zur Stadt Krefeld sowie in Navigationsgeräten sorgen hinsichtlich des Platz- und des Straßennamens für Verwirrung – nicht zum Vorteil des Images der Kommune.

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